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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Pfahl gebunden. Die Flammen umzüngelten mich, und ich erlebte den Augenblick meines Todes in allen Einzelheiten mit.
    Die Körper der drei anderen Verurteilten hingen kraftlos in den Stricken. Auf der Brust des Vikars sah ich über dem Herzen eine blutige Wunde – wie von einer Lanze.
    Dann erblickte ich Equinus durch die Flammen. Er hielt die Lanze, deren Spitze blutgetränkt war, und schien nur darauf gewartet zu haben, daß ich das Bewußtsein erlangte. Mit voller Wucht stieß er mir die Lanze ins Herz. Ich sah noch sein satanisches Grinsen, fühlte den schmerzhaften Einstich – und dann überhaupt nichts mehr.
    Schwärze war um mich. War das der Tod? Ja, aber es war zugleich meine Wiedergeburt. Ich erkannte augenblicklich, daß ich mich in einem neuen Körper befand. Im Körper eines Neugeborenen. Und der Geburtsschrei, den ich hörte, war das erste Zeichen, das ich in meinem neuen Leben von mir gab. Mit Schrecken erkannte ich, daß Asmodi sein Versprechen wahrgemacht hatte. Ich besaß die Unsterblichkeit. Meine Seele würde nie Frieden finden. Jedesmal, wenn mein alter Körper starb, würde ich in einem neuen erwachen.
    Mich fröstelte bei dieser Erkenntnis, aber auch, weil mein kleiner Körper nun den schützenden Mutterleib verließ.
    In diesem Augenblick beschloß ich, in meinem neuen Leben alle meine früheren Fehler wiedergutzumachen, aus meinen Erfahrungen zu lernen. Aber dann erkannte ich entsetzt, wie es mir immer schwerer fiel, sinnvolle und zusammenhängende Gedanken zu fassen. Meine Erinnerung zerstob wie eine Sandburg im Wind. Vergessen kam über mich. Ich wußte nicht, wo die Heimat meines zweiten Lebens war, noch wie mein Name lauten würde. Nur eines war gewiß: Der Wunsch, meine Schuld zu sühnen, und der Haß gegen die Dämonen würden in mir weiterleben.
    Ewiglich.

    Gegenwart
     
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß Sie nur Ihre eigene Achillesferse entdecken würden, Dorian?« sagte Olivaro. »Sie haben schon viele Leben gelebt, in denen Sie die Dämonen bekämpften. Irgendwann, wenn Sie glaubten, Erfolg zu haben, erhielten Sie Ihre Erinnerung zurück und zerbrachen daran.«
    Dorian Hunter war zutiefst erschüttert. Er wußte jetzt, woher sein leidenschaftlicher Haß gegen die Dämonen kam, und er konnte heute mehr als damals im 15. Jahrhundert erfassen, welche Schuld er auf sich geladen hatte. Es war schrecklich genug, daß er durch den Pakt mit Asmodi den Tod seiner Familie verursacht hatte; weit schlimmer war aber, daß er maßgeblich an der Gründung der Inquisition in Mitteleuropa beteiligt gewesen war, denn heute wußte er genau, welches Chaos die Hexenverfolgungen in den folgenden Jahrhunderten über das Abendland gebracht hatten. Ohne die fanatische Mitwirkung des Barons de Conde wäre alles vielleicht anders gekommen.
    Dorian ballte die Fäuste. Er hatte bisher im Kampf gegen die Dämonen immer wieder versagt. Es war deprimierend zu wissen, daß er sie seit über vierhundertfünfzig Jahren jagte und nicht in der Lage gewesen war, ihre Macht zu brechen.
    Und trotzdem.
    »Sie irren, Olivaro«, sagte er fest, »wenn Sie glauben, daß ich nicht stark genug bin, die Wahrheit zu ertragen. Vielleicht bin ich in früheren Jahrhunderten daran zerbrochen, aber diesmal wird es anders sein.«
    »Ich wünsche es mir, Dorian.«
    Der Dämonenkiller blickte den Dämon zweifelnd an. »Ich verstehe Sie nicht, Olivaro. Was für ein Spiel treiben Sie?«
    »Meine Spielregeln müßten für Sie doch ganz einfach zu durchschauen sein, Dorian«, meinte der Dämon. »Ich habe Ihnen schon in Hongkong angedeutet, daß ich mich Ihnen verpflichtet fühle. Jetzt wissen Sie, warum. Sie haben mir damals in Konstanz das Leben gerettet, als Sie mich nicht der Inquisition auslieferten.«
    »Aber Sie haben sich in Hongkong revanchiert«, erwiderte Dorian. »Jetzt sind wir quitt.«
    »Glauben Sie wirklich?« meinte Olivaro zweifelnd. »Ich bin schon so weit gegangen, daß es für mich kein Zurück mehr gibt. Mir geht es ähnlich wie Coco, die sich in Sie verliebt hat und deshalb aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wurde. Ich kann auch nicht mehr zu dem Dämon werden, der ich einmal war.«
    Diese Erklärung leuchtete Dorian ein. Aber er hatte im Augenblick keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. In seinem Kopf schwirrten die Gedanken wie ein aufgescheuchtes Bienenvolk herum. Er hatte nun für so viele Erscheinungen Erklärungen, die ihm bisher rätselhaft gewesen waren. Manchmal waren es nur nebensächliche

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