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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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revanchiert hatte. Doch so sehr Dorian sein Gehirn auch zermartert hatte, er konnte Olivaro nirgends unterbringen; und Olivaro ließ sich nicht dazu herab, konkretere Angaben zu machen.
    Dorian ließ sich lächelnd Olivaro gegenüber in einen Sessel sinken. Über ihren Köpfen brannte eine schwache Deckenlampe.
    »Das muß ja ein furchtbarer Traum gewesen sein, daß Sie sofort um den halben Erdball flogen, um ihn mir zu erzählen«, meinte Dorian. »Worum ging es?«
    »Ich muß Ihnen zuerst etwas erklären, Dorian. Ich darf Sie doch so nennen?«
    »Natürlich. Wir sind doch schon alte Bekannte.«
    »Ich muß Ihnen erklären, daß ich manchmal Wachträume habe. Als mir der verwachsene Mann im Traum erschien, wußte ich sofort, daß Sie im Schmutz der Vergangenheit wühlen.«
    »Ein verwachsener Mann?« wunderte sich Dorian. »Ich sehe da keinen Zusammenhang.«
    »Es gibt ihn. Dieser Mann steht nämlich im Zusammenhang mit der Vergangenheit, die Sie besser ruhen lassen sollten, Dorian.«
    »Aha, daher weht also der Wind! Erzählen Sie mir lieber von Ihrem Traum! Vielleicht kann ich ihn für Sie entschlüsseln.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich sah nur den verwachsenen Mann. Er sah aus wie Quasimodo, um ein Beispiel aus der Literatur zu nehmen. Er hatte einen Buckel und krumme Beine, sein Kopf saß tief zwischen den Schultern, das eine Auge war bis zum Mundwinkel heruntergezogen, die Unterlippe des schiefen Mundes wölbte sich nach unten, und Speichel tropfte daraus hervor. Bemerkenswert war auch seine Kleidung, die aus einem mittelalterlichen Wams und enganliegenden Trikothosen bestand, die seine krummen Beine besonders zur Geltung brachten.«
    »Die Beschreibung paßt haargenau auf einen Dämon, der gegen eure Gesetze verstoßen hat und deshalb verdammt und verunstaltet wurde. Aber außer seiner Kleidung sehe ich keine Verbindung zur Vergangenheit. Sie, Olivaro?«
    Der Dämon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es kommt hier nicht auf detaillierte Erklärungen an. Ich weiß, daß der Traum eine Warnung für Sie war. Und wenn Sie selbst damit noch nichts anfangen können – um so besser. Das zeigt, daß es noch nicht zu spät für eine Umkehr ist. Lassen Sie die Finger von der Vergangenheit!«
    »Wieso raten Sie mir dazu?« fragte Dorian mißtrauisch.
    »Weil ich nicht will, daß Sie sich ins Unglück stürzen«, behauptete der Dämon.
    »Vielleicht wollen Sie aber auch nur Asmodi schützen?« meinte Dorian.
    »Seien Sie doch kein Narr, Dorian! Glauben Sie, ich hätte Ihnen einmal das Leben gerettet, nur um dann gegen Ihre Interessen zu handeln?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß Sie gegen mich handeln, sondern nur, daß Sie möglicherweise Asmodi helfen wollen. Das ist nicht ein und dasselbe, Olivaro.«
    »Ich will Ihnen helfen.«
    »Indem Sie mich daran zu hindern versuchen, Asmodis Geheimnis zu lüften?«
    Olivaro seufzte. »Sehen Sie, Dorian, ich bin sicher, daß Sie viele aufschlußreiche Dinge erfahren, wenn Sie die Vergangenheit durchleuchten, aber Sie werden auch viele Schrecken wieder lebendig machen, die besser ruhen sollten. In Ihrem Interesse, Dorian: Lassen Sie die Geschehnisse der Vergangenheit ruhen! Sie sind zu eng mit der Gegenwart verknüpft.«
    »Jetzt haben Sie meine Neugierde nur noch mehr geweckt«, erwiderte Dorian. »Können Sie sich nicht genauer ausdrücken?«
    »Jedes weitere Wort darüber wäre schon zuviel«, behauptete Olivaro.
    Dorian schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber Sie stützen Ihre Bitte auf zu vage Andeutungen.« Er erhob sich. »Kehren Sie jetzt nach Hongkong zurück?«
    Olivaro machte eine hilflose Geste. »Wie könnte ich, wo Sie drauf und dran sind, sich ins Verderben zu stürzen? Ich werde in London bleiben. Vielleicht kann ich Ihnen doch noch beistehen. Ist es möglich, daß ich mich in dieser Wohnung einmiete?«
    »Ich werde die Approbation dafür bei Miß Pickford einholen«, versprach Dorian.
    »Warum haben Sie dieses Wort gebraucht?« fragte Olivaro und sprang von seinem Platz hoch.
    »Approbation?« Dorian runzelte die Stirn. »Das heißt Genehmigung. Ich muß den Ausdruck wohl irgendwo aufgeschnappt haben. Wieso? Ist das irgendwie von Bedeutung?«
    »Nein, nein«, versicherte Olivaro schnell. »Ganz und gar nicht.«

    Nachdem Powell und Cohen Dorian Hunter in sein Reihenhaus zurückgebracht hatten, stellten sie den Rover in der Garage ab und bezogen im Garten wieder Posten. Dorian kehrte in die Bibliothek zurück, goß sich einen Bourbon ein und

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