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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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gesorgt.
    Außerdem fand ich ein paar bezahlte Rechnungen in der Brieftasche. Von einer Tankstelle, einem Fotogeschäft und einer-Wäscherei. Das Geschickteste, was unsere Zentrale getan hatte, war das Einfügen einiger Liebesbriefe in meine Brieftasche. Eine wahrscheinlich gar nicht existierende Dame namens Dolly versicherte mir auf parfümiertem Briefpapier in einer schönen, zierlichen Handschrift ihre ewige Liebe und unverbrüchliche Treue. Nebenbei sprach sie von unserem Urlaub in den Rocky Mountains. Wenn es nach den Briefen ging, musste ich ein toller Herzensbrecher sein.
    »Gute Arbeit, was?«, fragte Stevens, als ich meine Brieftasche zuklappte.
    »Kann man wohl sagen.«
    »Das Beste an der Geschichte ist«, grinste Stevens, »wenn jemand bei der jungen Dame Rückfrage halten würde, könnte sie den Leuten sogar ein großes Foto von Ihnen zeigen mit Widmung. Die Dolly gibt es nämlich wirklich. Sie ist Schwimmlehrerin in Miami für die verwöhnten Bälger unserer Millionäre. Nebenher arbeitet sie insgeheim für das FBI.«
    »Donnerwetter«, staunte ich. »Ich dachte, die Liebesbriefe hätte eine unserer Sekretärinnen in Washington geschrieben.«
    »No«, wehrte Stevens ab. »Wenn wir Leute in eine andere Haut stecken, sorgen wir auch dafür, dass sie Rückendeckung haben. Übrigens steckt in euren Brieftaschen eine Karte mit den Adressen der Hauptredaktionen von ›Colliers‹. Merkt euch, ihr habt mit der Redaktion in St. Louis zu tun, klar? Das ist die Redaktion, der ihr untersteht. Verstanden?«
    »Verstanden«, sagten Phil und ich.
    »Dort hinten stehen zwei schwarze Koffer mit Fotoausrüstung. Die Dinger sind ziemlich wertvoll. Sie enthalten hochwertige Kameras, Vorsatzlinsen, Teleobjektive, Filme und sonstiges Zusatzgerät. Ihr habt von eurer Redaktion den Auftrag, eine Bildreportage über das Chinesenviertel in Frisco zu machen. Euer direkter-Vorgesetzter ist Ralph P. Harriet. Er sitzt in St. Louis, kennt euch natürlich, wird eure Gehaltsanweisungen veranlassen, mit euch telefonieren und sich nach dem Fortgang eurer Arbeit erkundigen und weiß im übrigen natürlich nicht, warum wir ihn um diese Rückendeckung für euch gebeten haben. Ihr ruft ihn spätestens alle drei Tage an und fachsimpelt ein bisschen mit ihm. Wees, der jetzt bei uns Fotograf in der Mordkommission ist, war früher bei ›Colliers‹ und wird euch so viel vom Zeitschriftenwesen erzählen, dass ihr eine blasse Ahnung von der Sache kriegen werdet.«
    Wir grinsten einem jungen Mann zu, der eine kurze Pfeife rauchte und unser Grinsen hinter dichten Rauchschwaden erwiderte.
    Stevens fuhr fort: »Dort stehn für euch zwei Paar Schuhe für jeden. In der Brandsohle eines jeden rechten Schuhes steckt ein FBI-Ausweis. Eure richtigen Brieftaschen gebt ihr ab. Auch eure Dienstpistolen und die Schulterhalfter mit dem FBI-Prägestempel müsst ihr hier lassen. Da ihr beide in euren Brieftaschen jeder einen Waffenschein habt, dürft ihr Pistolen führen. Ich habe euch zwei zuverlässige Waffen und Schulterhalfter mitgebracht, die keinen FBI-Stempel tragen.«
    Er schob uns das Zeug über den Tisch. Während wir unsere dienstlichen Schulterhalfter bereits abschnallten, um die neutralen anlegen zu können, fuhr Stevens fort.
    Es ist zur Durchführung eures Auftrages nötig, dass ihr ins Chinesenviertel zieht. Von der »Colliers«-Redaktion in St. Louis sind bereits telegrafisch Zimmer für euch im Hotel »Zur goldenen Lotosblüte« bestellt. Dort wohnt euer Kontaktmann, unser dreifacher Doktor hier: Liu Fang. Er hat in Oxford studiert und in Berlin und an der Sorbonne und der Himmel weiß wo noch, aber sonst ist er ein patenter Knabe.
    Wir lachten, wie die anderen auch. Selbst der dreifache Doktor Liu Fang lächelte. Stevens aber ließ sich nicht aufhalten.
    »Liu Fang ist nicht nur Akademiker mit dem Verdacht eines Universalgenies, er kennt vor allem die Chinesen - und um die geht es nämlich in unserem Fall. Wir haben unseren ganzen Einfluss aufgeboten und konnten es bis jetzt geheim halten, aber das heißt schließlich, nicht, dass wir es nicht schnellstens aufzuklären hätten im Interesse der Allgemeinheit. Es geht…«
    Stevens machte eine Pause und zog eine dicke Akte zu sich heran. Die Gesichter der anderen waren schlagartig ernst geworden. Wir beugten uns gespannt vor. Mit rauer Stimme fuhr Stevens fort, indem er jedes Wort einzeln betonte.
    »Es geht um die Aufklärung einer unheimlichen Mordserie. Innerhalb weniger Monate sind im

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