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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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Wir waren noch gar nicht richtig zu Verstand gekommen, als wir in San Francisco die Halle des Hauptbahnhofes verließen. Es war alles im Blitztempo gegangen.
    Mister High sagte: »Fährt schnell nach Hause und packt die notwendigsten Sachen. In anderthalb Stunden geht euer Flugzeug nach Los Angeles. Von dort nehmt ihr einen Nahschnellzug nach Frisco. Alles Weitere steht in diesem Brief, das könnt ihr unterwegs lesen. Fahrt mit dem Jaguar und mit Sirene zum Flugplatz, ich lasse den Wagen von einem Kollegen abholen und in Ihre Garage bringen, Jerry.«
    Well. Phil und ich waren losgetigert, dass die Absätze qualmten. Wir hatten das Flugzeug buchstäblich auf die letzte Minute geschafft, und als die Maschine zum Start ansetzte, rissen wir den Briefumschlag auf.
    »Schuhstand dreißig Yard rechts vom Ausgang des Hauptbahnhofes. Kennwort: Hinterher zweimal mit einem Wollfetzen drübergehen.«
    Dass stand auf einem Blatt Papier. Nichts weiter. Na, wenn Mister High so etwas »alles Weitere« nannte, dann wusste er vielleicht selbst nicht mehr. Unsere Zentrale hat manchmal ihre geheimnisvolle-Tour. Aber als G-man ist man sowas gewöhnt.
    »Dort drüben ist ja der Schuhputzer«, sagte Phil, als wir in Frisco vor dem Bahnhof standen. Es war spätnachmittags gegen fünf.
    »Okay«, nickte ich. »Ich geh rüber, du peilst unauffällig die Lage.«
    Er nickte und bummelte los wie ein harmloser Spaziergänger. In den nächsten Minuten würde er für keine Sekunde den Schuhputzstand aus den Augen lassen.
    Der Schuhputzer war ein alter Neger mit einem gesunden Sinn fürs Praktische. Statt sich einen ganzen-Tag lang nach den Füßen seiner Mitmenschen zu bücken, hatte er für seine Kundschaft eine Art Thron auf gestellt, zu dem man ein paar Stufen hinansteigen musste. Hatte man dort oben Platz genommen, dann befanden sich die eigenen Füße in Brusthöhe des Negers, sodass er bequem arbeiten konnte.
    Ich musste eine halbe Minute warten, denn vor mir wurde ein junger Bursche mit Lippenbärtchen und zweifarbigen Angeberschuhen behandelt. Als er sich getrollt hatte, setzte ich mich auf den Thron.
    »Guten Tag, Sir«, sagte der weißhaarige Neger mit routinierter Freundlichkeit. »Einmal Hochglanz, der Herr. Sofort.«
    »Ja«, sagte ich. »Und zum Schluss zweimal mit einem Wollfetzen drüber gehen.«
    Der Alte stutzte und sah herauf zu mir. Ich erwiderte seinen Blick. Sofort beugte er sich nieder und beschäftigte sich mit seinen Bürsten.
    »Ganz wie der Herr wünschen«, murmelte er.
    Ich wartete, was nun kommen werde, aber eine ganze Weile geschah nichts weiter, als dass der Neger meine Schuhe putzte. Mir wurde es nachgerade zu langweilig, und ich griff mir eine von den neuen Illustrierten, die auf der Armlehne des Throns lagen, damit man sich nicht zu langweilen brauchte, während einem die Schuhe geputzt wurden.
    Plötzlich fühlte ich, wie mir der Neger etwas in den Schuh schob, zwischen Socke und Schuh dicht an der Ferse. Ich zuckte nicht mit der Wimper.
    Als er seine Tätigkeit mit beachtlichem Erfolg beendet hatte, zahlte ich und schlenderte hinüber zu Phil, der vor dem Fenster einer Buchhandlung stand und den Schuhputzstand in dem spiegelnden Glas beobachtet hatte.
    »Na?«, fragte er.
    »Okay«, sagte ich. »Gehen wir erst mal essen. Ich habe einen Mordshunger, und auf die Dreiviertelstunde wird es wohl nicht ankommen. Auch ein G-man muss schließlich essen.«
    »Das ist aber ein sehr sympathischer Einfall«, meinte Phil grinsend. »Los, fragen wir einen Taxifahrer, wo man gut und billig essen kann.«
    Wir setzten uns in ein Taxi und äußerten unsere Wünsche. Der Fahrer wollte wissen, ob wir gegen chinesische Küche etwas einzuwenden hätten. Wir sagten »no« und brausten los.
    Er fuhr uns zu einem chinesischen Speiselokal in irgendeiner breiten Geschäftsstraße. Dass es ein chinesischer Laden war, merkte man nur an der Speisekarte. Wir hatten unsere beiden Koffer beiseite gestellt und uns in die Karte vertieft. Aber daraus konnte ein durchschnittlich gebildeter Amerikaner nicht schlau werden.
    Oder wissen Sie, was »Garten der Hoffnung«, »Blume des Paradieses« oder »Lotusblüten im Mond« für Mahlzeiten sein sollten? Wir wussten es nicht. Der chinesische Kellner betrachtete uns ungerührt, verzog aber keine Miene, obgleich er unsere totale Hilflosigkeit sehen musste.
    »Hay,Verehrter«, rief Phil. »Übersetzen sie uns diese modernen Gerichte mal ins Allgemeinverständliche.«
    Der Kellner verbeugte sich und

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