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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Krysmanski
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Eliteverwaltungsakademien wie die École nationale d’administration (ENA) geschleusten Enarques sich als eine absolute Elite in Macht- und Herrschaftsdingen verstehen. Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass ein solches Selbstverständnis auch in den Brüsseler Beamtenapparat transportiert werden könnte. 16
    Entscheidend für ein Verständnis der europäischen Machtelitenkonfiguration aber ist die praktisch unüberbrückbare Mauer zwischen der Geldelite und den übrigen Eliten. Weder Spitzenmanager noch Spitzenbürokraten noch Spitzenpolitiker haben wirklich eine Chance, in diese Kreise integriert zu werden. Denn die Geldelite lebt auf einem anderen Planeten. Dogan: »Unter den hundert reichsten Personen Frankreichs gab es 1987 keinen der Großkapitalisten, den eine politische Karriere in Versuchung geführt hätte, und nur ganz wenige hatten familiale Bindungen zu Politikern. Unter den wichtigen Politikern der neunziger Jahre gibt es einige, die relativ wohlhabend sind, aber keiner gehört zu den 500 reichsten Personen in Frankreich. Und unter den 500 reichsten Unternehmern, die meist auch die reichsten Familien repräsentieren, gibt es nicht mehr als eine Handvoll Absolventen der Ecole Polytechnique. Aus dieser erbarmungslosen Statistik ergibt sich ein tektonischer Bruch, der die kapitalistische Elite von den anderen Elitekategorien trennt.« Das bedeutet aber nicht, dass diese »kapitalistische Elite« nicht »herrscht«. Im Gegenteil: Der Geldadel verwaltet zwar nicht, er treibt keine Politik, und er produziert keine Kultur, aber er lässt verwalten, verteilen, erfinden und denken. 17
    In all dem ist die Rolle des Ranking vor allem innerhalb der verschiedenen Dienstklassen von besonderem Interesse. Ranking bestimmtinzwischen ja auch immer mehr die sogenannte Bildungspolitik. Rang drückt sich innerhalb der Elitenringe zunächst einmal in den jeweiligen Vermögens- und Einkommensverhältnissen aus. Das heißt, die ranghöchsten Experten, Politiker und Manager sind auch – cum grano salis und tendenziell – die reichsten. Bemessen aber wird der Rang nach den jeweiligen Funktionen für den Geldmachtapparat. Das Denken in kurzen Fristen der Gewinnmaximierung ist kein neues Phänomen in der Konzernwelt, aber es ist unter dem Konkurrenzdruck der Globalisierung ein entscheidendes Systemmerkmal geworden.
    »Ein kompetitiver Markt«, schreibt der Unternehmensberater Eduard García, »erzeugt hinsichtlich der payoffs riesige Unterschiede zwischen ›Gewinnern‹ und ›Verlierern‹, ein Winner-takes-all-System entsteht. Wenn so hohe Einsätze vom nächsten Schritt abhängen, werden Unternehmen und Individuen sich schlichtweg auf den Sieg in der nächsten Runde konzentrieren, also kurzfristig denken, was immer an langfristigen Folgen für das Unternehmen dabei herauskommt.« 18
    Genau dieser Mechanismus aber bewirkt, dass diejenigen Individuen oder Gruppen, die erst einmal in die oberen Ränge gelangt sind, immer höhere payoffs realisieren, während die übrigen unverhältnismäßig stark zurückfallen. So entstehen in allen Bereichen der Gesellschaft Ranking-Listen, die vom Geldmachtapparat sogar eingefordert werden (siehe Exzellenzwettbewerb der Hochschulen), denn sie deuten auf jeden Fall jeweils auf das beste »Dienstpersonal« in Akkumulationsdingen.
    »Man nehme«, so die britische Wirtschaftsjournalistin Diane Coyle, »die Filmindustrie als Beispiel. Zu jedem Zeitpunkt wird es nur ganz wenige Schauspieler geben, die Millionen von Dollars für den Auftritt in einem Film verlangen können. Nur wenige haben einen weltweit bekannten Namen. Schon diejenigen auf dem zweiten Rang verdienen erheblich weniger, und der Rest dieses Berufsstandes findet sich beim Kellnern oder in billigen Werbespots wieder. Die Spannweite der Einkommen ist extrem, die Verteilung gleicht einer außerordentlichen Pyramide mit einer ganz kleinen Spitze und einer ganz breiten Basis.« 19
    Ein neuer Souverän?
    Aber auch bei den Superreichen spielt Ranking eine Rolle. Diesem Bedürfnis fühlt sich beispielsweise das Forbes Magazine mit seinen bekannten Tabellen verpflichtet und kommt mit immer mediengerechteren Varianten heraus; doch dort geht es immer nur um Geldreichtum. Ted Turners Vorschlag von 1999 (siehe Prolog), neuartige Ranglisten der freigiebigsten Philanthropen einzuführen, hat inzwischen eine gewisse Wirkung entfaltet, etwa in der US-amerikanischen Milliardärsinitiative »The Giving Pledge« von 2010 (siehe Kapitel 4). Aber das

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