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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Krysmanski
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Privatuniversitäten, große Teile des Gesundheitswesens, die wichtigsten Zeitungs-, Fernseh- und Filmkonzerne. Sie verfügen über Privatarmeen. Wissenschaftliche Berater, Kunst- und Kulturstrategen, Politiker werden ohne große Umstände »eingekauft«. Ein amerikanischer Präsident ist wahrscheinlich billiger zu haben als eine ordentliche Siebzig-Meter-Luxusmotoryacht. Unter der Überschrift »Der gekaufte Präsident« schreibt die Süddeutsche Zeitung : »Es wäre naiv zu glauben, dass ein Kandidat oder eine Partei Millionen sammelt, um anschließend nur die eigenen Ideale und Programme zu verfechten … Ein Wahlkampf, der auf Dollar gebaut ist, lässt dem zukünftigen Präsidenten der USA gar keine andere Wahl, als sich letztlich erkenntlich zu zeigen.« 6
    So fragen wir zum Schluss: Wie nützlich sind Milliardäre? Haben sie eine legitime Rolle in der Welt? J. Bradford DeLong, ein amerikanischer Ökonom, der sich sehr nüchtern mit diesen Fragen auseinandergesetzt hat, kommt zu folgendem Schluss: »Wenn wir eine Lehre ziehen können, so diese: Es ist durchaus möglich, dass durch eine vernünftige Politik die Akkumulation exzessiven Reichtums eingedämmt wird. Wir alle haben es im Gefühl, dass eine extrem ungleiche Gesellschaft eine hässliche Gesellschaft ist. Mir persönlich ist zum Beispiel hinsichtlich der Verteilungsstruktur des Reichtums das Amerika des Jahres 1975 viel lieber als das heutige.« 7
    Nun, die Reichen sind – fast wie Aliens – seit Jahrtausenden unter uns. Und es waren ja nicht nur Religionsgründer, welche immerwieder die Frage gestellt haben, wie wir mit diesen »Außerirdischen« – die zum Beispiel auf Megayachten mit Namen wie Battered Bull die Weltmeere durchqueren – umgehen sollen. Vielleicht wollen sie, ganz wie ET, auch nur »nach Hause«. Wie können wir ihnen helfen? Kann man wirklich nur entweder Geld machen oder Mensch sein?

1      Ein weites Feld
    »Trifft es zu, dass die Menschheit insolvent ist, weil sie über 50 000 Milliarden Dollar Schulden hat? Wissen Sie, beim wem die Menschheit diese Schulden hat?«( Ferdinand von Schirach ) 1
    Vieles deutet darauf hin, dass die Epoche des Kapitals zu Ende geht. Dennoch suggeriert unsere individuelle Befindlichkeit noch immer: diese Produktionsweise wird ewig währen – auch wenn unsere Intelligenz uns sagt, dass dies die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten ist. Es fällt heute noch immer leichter, den Zerfall des Planeten und seiner Natur zu imaginieren als den Zusammenbruch des Kapitalismus. Da kann doch etwas nicht stimmen. So stellen sich für die Sozialwissenschaften vor dem Hintergrund der neoliberalistischen Globalisierung, der Gefährdung der Biosphäre und der Gefahren und Versprechen der digitalen Revolution bestimmte Grundfragen neu. Man wird erstens nicht mehr um eine brutale, klare Fassung des Themas Macht und Herrschaft (mit Namensnennungen) herumkommen. Und will die Soziologie, wie andere Disziplinen auch, nicht nur Spielball gesellschaftlicher Kräfte sein, sondern – zumindest in bescheidenem Umfang – auch Akteur, so muss sie zweitens die eigene öffentliche Wirksamkeit bedenken und pflegen, was manche »soziologische Erzählkunst« nennen. 2
    Für mich stehen für diese beiden Aspekte – Macht und Narration – die Begriffe »Power Elite« und »Sociological Imagination«. Sie sind mit dem Namen des 1961 jung verstorbenen amerikanischen Soziologen C. Wright Mills verbunden. Die deutsche Mainstream-Soziologie hat im Unterschied zur globalen Soziologengemeinde von C. Wright Mills nie etwas wissen wollen. Dabei stehenseine Bücher The Power Elite (1956) und The Sociological Imagination (1959) weltweit noch immer auf den ersten Plätzen aller Rankinglisten soziologischer Literatur. 3 Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie des Jahres 2000 in Köln – Thema: »Gute Gesellschaft? Zur Konstruktion sozialer Ordnungen« – organisierte ich eine Ad-hoc-Gruppe ›Zur Aktualität von C. Wright Mills‹. Unsere Podiumsdiskussion war, abgesehen vom Eröffnungsplenum, die bei weitem bestbesuchte Veranstaltung des Kongresses. Ihr Thema lautete: Elite sind diejenigen, deren Soziologie niemand zu schreiben wagt (Carl Schmitt). Das Einleitungsreferat hielt Hermann L. Gremliza ( konkret , Hamburg) unter dem Titel »Meine Freunde, die Milliardäre oder: Die Wirklichkeit ist ziemlich vulgärmarxistisch«. In den Medienberichten über den Soziologiekongress figurierte fast nur diese

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