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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Krysmanski
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entwickeln sich heute zwei ganz unterschiedliche Zivilisationen: In der einen leben die Menschen innerhalb der elektronischen Gatter des Cyberspace, in der anderen bleiben sie draußen. Die neuen globalen digitalen Kommunikationsnetze schaffen einen neuen, totalisierenden sozialen Raum, eine zweite Sphäre um Mutter Erde. Und die Migration von menschlichem Handel und Wandel in diesen Raum des Cyberspace isoliert einen Teil der Menschheit vom Rest auf eine Weise, die bislang nicht vorstellbar war. Das große Schisma des kommenden Zeitalters ist das zwischen denen, deren Leben zunehmend vom Cyberspace beansprucht wird, und jenen, die nie einen Zugang zu diesem neuen Reich menschlicher Existenz haben werden.« JeremyRifkin, der Autor dieser Zeilen, veröffentlichte damals auch ein Buch, Access (Zugang), über die Käuflichkeit aller Erfahrung und das »Verschwinden« allen festverbrieften Eigentums. 11
    In der Tat hatte sich mit der Globalisierung eine tiefgreifende Veränderung der Prozesse der Aneignung und Enteignung vollzogen. Das Privateigentum an den Produktionsmitteln hatte sich ausgeweitet zum – um bei den klassischen Formeln zu bleiben – Privateigentum an Produktionsverhältnissen, Produktionsweisen, Überbauten, Gesellschaftsformationen, ja am Weltsystem selbst. Und in diesen Prozessen war das klassische bürgerliche Privateigentum, wie Rifkin meinte, »verschwunden«. Das neue kapitalistische Privateigentum verpflichtete nicht mehr, konnte nicht mehr verpflichten, denn es hatte sich in einem globalen Imperium immaterieller, digitaler Produktivkräfte unangreifbar verteilt. Man konnte diese Welt Finanzkapitalismus nennen, man konnte aber auch, wie Michael Hardt und Antonio Negri in ihrem Weltbestseller, beim Begriff des »Empire« bleiben. 12
    In diesem Kontext konnte auch die Frage, was eigentlich heute Geopolitik bedeutet, neu gestellt werden. Auf der einen Seite blieb Geopolitik der Handlungsraum, in welchem unser Planet als Gegenstand allgemeiner Arbeit erscheint, als der Raum, in dem sich der Stoffwechsel zwischen Natur und Gesellschaft vollzieht. Da geht es um die aufbauenden und zerstörenden Wirkungen menschlicher Arbeit, um Produktion und Destruktion – und vor allem um die Ressourcen unseres Planeten und um die Biosphäre.
    Auf der anderen Seite umhüllen unseren Planeten Sphären allgemeiner Kommunikation: neben den Netzen elektromagnetischer Finanztransaktionen also die Sender unendlich vielfältiger kultureller und massenkultureller Emissionen. Hier erscheint Ökonomie nicht mehr allein als Stoffwechselprozess zwischen Gesellschaft und Natur, sondern selbst als eine kulturelle Operation. So konnte der geopolitische Kampf um Ressourcen in ein neues imperiales Projekt integriert werden.
    »Es ist eine Tatsache«, schrieb Charles Krauthammer, »dass seit dem Römischen Reich kein Land kulturell, ökonomisch, technologisch und militärisch so dominierend gewesen ist wie die USA heute.« 13 Die Idee eines »American Empire« breitete sich schnell aus. Robert Kaplan 14 schlug vor, dass die führenden Politiker der USA sich mit den antiken Chronisten beschäftigen sollten: Denn historisch habe sich kaum etwas geändert. Die »Empire-Gelehrten« ( New York Times ) konzedierten, dass Amerika heute nicht nur mit roher Gewalt operieren, sondern kulturelle und politische Mittel einsetzen müsse, denn man möchte andere Völker lieber zu Amerikanern machen, als sie mit Krieg zu überziehen. »Das Empire hat eine positive Seite. In gewisser Weise ist es die gutartigste Form einer gesellschaftlichen Ordnung«, meinte Robert Kaplan. Und er lag damit gar nicht so falsch.
    Doch dann kam der Angriff auf den Irak, den diese Intellektuellen ideologisch vorbereitet hatten. Schon wenige Monate später schrieb Bob Herbert, Leitartikler der New York Times : »Der Krieg gegen den Irak wurde zum klarsten Beispiel für den verbleibenden Einfluss des militärisch-industriellen Komplexes, vor dem Präsident Dwight Eisenhower in seiner Abschiedsrede 1961 so eloquent warnte. Dieses eherne Beziehungsgeflecht zwischen mächtigen Individuen innerhalb und außerhalb der Regierung operiert weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ist von Interessenkonflikten durchtränkt. Die Ziele dieser Gruppe mögen oder mögen nicht mit den besten Interessen des amerikanischen Volkes zusammenfallen. Denken wir zum Beispiel an die Interessen der einfachen Soldaten, die in diesem Krieg gekämpft, Sand gefressen und ihr Blut in der

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