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01 - komplett

01 - komplett

Titel: 01 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 4 Romane
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saßen.
    Sie überlegte, welche Entsprechung es dafür in der Welt der Dienstboten gab – Tee in den Räumlichkeiten der Haushälterin? –, als ein Page mit der Nachricht hereingelaufen kam, dass Miss Trents Zofe unverzüglich gebraucht werde, da ihre Herrin sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen wünsche.
    „Schon wieder Kopfschmerzen“, brummte ihre Zofe mitleidlos, stopfte eilig die letzten Bissen ihres Desserts in sich hinein, sprang dann auf und eilte hinaus. „Und ich habe jetzt wieder für den Rest des Abends Schluckauf.“
    Rowan war nicht überrascht, als sie als Nächste gerufen wurde. Zumindest hatte Penny ihr genug Zeit gelassen, ihr Mahl zu beenden.
    Sie traf ihre Freundin ungewöhnlich wütend an. „So was von plump!“, rief sie aus, noch ehe Rowan die Tür richtig geschlossen hatte. „Ich war noch nie im Leben so verlegen! Sie haben mich beim Dinner neben ihn platziert – kannst du dir das vorstellen? Ich musste einfach schauen, dass ich so schnell wie möglich entkommen konnte. Beim Tee haben sie alle über mich geflüstert.“
    „Das ist allerdings recht unverblümt.“ Rowan drückte Penny auf den Schemel vor dem Frisiertisch und begann, die Nadeln aus ihrem Haar zu nehmen. „Wie ist er denn?“
    „Schön“, erklärte Penny zu ihrer Verblüffung. „Ich hatte keine Ahnung, bisher habe ich ihn ja nur aus der Ferne gesehen. Aber er ist groß und dunkelhaarig und hat äußerst sensible Züge.“
    „Na dann“, begann sie und verbannte das Bild des finsteren Monsters. „Das ist doch schon einmal etwas ...“
    „Es macht alles nur noch schlimmer! Kein Wunder, dass jeder heimlich gegrinst hat, wir müssen nebeneinander ja wirklich lachhaft ausgesehen haben: er so attraktiv, ich so ein unbedeutendes Nichts. Und“, klagte sie, als Rowan nach der Haarbürste griff,
    „ich war so nervös, dass ich gar nicht aufhören konnte zu plappern. Was muss er nur von mir denken?“
    „Dass du absolut unpassend bist hoffentlich“, versetzte Rowan. „Das willst du doch, oder? Worüber hast du denn geplappert?“
    „Ach, den Garten zu Hause, die Landschaft und das Malen und dass ich letzte Woche in einem alten Skizzenbuch das Aquarell meines Kätzchens wiedergefunden habe, das ich mit neun gemalt hatte.“ Penny betrachtete ihr unscheinbares Spiegelbild.
    „Nichts, worüber eine zukünftige Countess reden sollte.“
    „Hervorragend. Ich werde diesen Eindruck noch verstärken, indem ich allen erzähle, dass du ziemlich beschränkt bist und ständig von irgendwelchem unwichtigen Zeug schwatzt.“ Penny lächelte matt. „Was möchtest du jetzt tun? Möchtest du dich an den Kamin setzen und lesen?“
    Es war eine verlockende Aussicht. Für sie, die sonst ganze Nächte durchtanzte, war das ziemlich verwunderlich. Rowan fragte sich, warum sie so müde war. Und warum ihr die Füße so wehtaten.
    „Ich glaube, ich möchte mich waschen und früh zu Bett gehen. Mir ist ganz schwindelig“, sagte Penny.
    Ach, na schön, sie konnte auch in ihrem eigenen Stübchen lesen. Rowan zog am Klingelstrang, woraufhin irgendwann ein gehetztes Zimmermädchen erschien. „Ja bitte, Miss?“
    „Heißes Wasser, wenn ich bitten darf. Und lassen Sie auch etwas in mein Zimmer bringen und am Kamin abstellen.“
    „Mrs. Tarrant sagt, wir sind derartig überlastet, dass sich das Besucherpersonal um sich selbst kümmern muss.“
    „Danke. Sie können gehen.“ Stirnrunzelnd blickte Rowan auf die sich schließende Tür.

    So schwer war es vermutlich gar nicht, ein Feuer zu schüren. Neben dem Kamin in ihrem kalten Turmkämmerchen hatte sie Holz und Kohle gesehen, und sie würde eine Kerze mit nach oben nehmen, sodass sie keinen Funken zu schlagen brauchte.
    Dieses Abenteuer führt mir jedenfalls deutlich vor Augen, was ich an Alice habe, überlegte Rowan, während sie sich mit der Kerze in der einen und dem Krug mit heißem Wasser in der anderen Hand auf den Weg zu ihrem Zimmer machte. Zu Bett zu gehen war immer so einfach gewesen – aber das war es nicht, wenn man diejenige war, die die Kleider weghängte, im Zimmer aufräumte, die Schmuckschatulle verstaute und dabei die ganze Zeit ängstliche Fragen beantwortete und Zweifel beschwichtigte.
    Sie stieg die Treppe hinauf, einen Stock, noch einen. Der Henkel des Wasserkrugs schnitt ihr in die Finger, aber sie konnte nicht beide Hände zu Hilfe nehmen, sonst hätte sie sich nicht mehr leuchten können. Die Treppe mündete in einen engen Absatz, eigentlich eher ein Verbindungsstück

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