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01 - Winnetou I

01 - Winnetou I

Titel: 01 - Winnetou I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Büchse! Sollte man so etwas für möglich halten? Wie ist es denn gekommen?“
    „So, daß Rattler behauptet, ich hätte ihn nicht erlegt, sondern er.“
    Ich erzählte ihm, wie sich der Vorgang abgespielt hatte, auch daß ich dann wieder mit Rattler zusammengeraten war.
    „Mensch, Ihr seid wirklich ein ganz unglaublich leichtsinniger Kerl!“ rief er aus. „Hat noch nie einen Grizzly gesehen und geht darauflos, als ob es sich um einen alten Pudelhund handelt! Ich muß mir das Tier ansehen, sofort ansehen. Kommt, Dick und Will! Ihr müßt doch auch sehen, was dieses Greenhorn hier abermals für dumme Streiche gemacht hat.“ Er wollte fort, da aber in diesem Augenblick Rattler wieder zu sich kam, wendete er sich zuvor an diesen:
    „Hört, Mr. Rattler, ich habe Euch etwas mitzuteilen. Ihr habt abermals mit meinem jungen Freund angebunden. Wenn Ihr dies noch einmal wagen solltet, so werde ich dafür sorgen, daß es überhaupt nicht wieder geschehen kann. Meine Geduld ist nun zu Ende. Merkt Euch das!“
    Er entfernte sich mit Stone und Parker. Rattler machte ein grimmiges Gesicht, warf mir haßerfüllte Blicke zu, sagte aber nichts, doch war ihm anzusehen, daß er einer Mine glich, welche im nächsten Augenblick platzen konnte.
    Die beiden Indianer und Klekih-petra hatten sich in das Gras niedergelassen. Der Oberingenieur saß ihnen gegenüber, doch begannen sie ihre Unterhaltung noch nicht. Sie wollten die Rückkehr Sams abwarten, um zu hören, was für ein Urteil er abgeben werde. Er kam schon nach kurzer Zeit wieder und rief schon von weitem aus:
    „Welch eine Dummheit ist es gewesen, auf den Grizzly zu schießen und dann zu fliehen. Wenn man ihm nicht standhalten will, so schießt man überhaupt nicht, sondern läßt ihn in Ruh; dann tut er einem nichts. Dieser Rollins sieht gräßlich aus! Und wer soll den Bär erlegt haben?“
    „Ich“, rief Rattler rasch.
    „Ihr? Womit denn?“
    „Mit meiner Kugel.“
    „Well, das stimmt, ist richtig.“
    „Dachte es!“
    „Ja, der Bär ist an einer Kugel gestorben.“
    „Also gehört er mir. Hört ihr es, ihr Leute! Sam Hawkens hat sich für mich erklärt“, schrie Rattler triumphierend.
    „Ja, für Euch. Eure Kugel ist ihm am Kopf vorbeigegangen und hat ihm ein Spitzchen vom Ohr weggenommen. Und an so einem Ohrenspitzchen stirbt so ein Grizzlybärchen natürlich auf der Stelle, hihihihi! Wenn es wirklich so ist, daß mehrere geschossen haben, so haben sie in ihrer Angst eben grad vorbeigeschossen; nur eine Kugel hat das Ohr gestreift; sonst ist keine Spur von einer Kugel vorhanden. Aber vier tüchtige Messerstiche sind da, zwei neben das Herz und zwei dann grad hinein. Wer aber hat gestochen?“
    „Ich“, antwortete ich.
    „Ihr allein?“
    „Weiter niemand.“
    „So gehört der Bär Euch. Das heißt, da wir eine Gesellschaft bilden, so ist der Pelz Euer, und das Fleisch gehört allen; aber Ihr habt zu bestimmen, wie es verteilt wird. Das ist so Brauch im wilden Westen. Was sagt Ihr nun dazu, Mr. Rattler?“
    „Hol Euch der Teufel!“
    Er ließ noch einige grimmige Flüche hören und ging dann zum Wagen, auf welchem das Brandyfaß lag. Ich sah, daß er sich Branntwein in den Becher laufen ließ, und wußte, daß er nun so lange trinken würde, bis er nicht mehr konnte.
    Diese Angelegenheit war nun geordnet, und so forderte Bancroft den Häuptling der Apachen auf, seinen Wunsch vorzutragen.
    „Es ist kein Wunsch, sondern ein Befehl, welchen ich aussprechen will“, antwortete Intschu tschuna stolz.
    „Wir nehmen keine Befehle an“, versicherte der Oberingenieur ebenso stolz.
    Über das Gesicht des Häuptlings wollte es wie Ärger gleiten; er beherrschte sich aber und sagte in ruhigem Ton:
    „Mein weißer Bruder mag mir einige Fragen beantworten und mir dabei die Wahrheit sagen. Hat er ein Haus da, wo er wohnt?“
    „Ja.“
    „Und einen Garten daran?“
    „Ja.“
    „Wenn nun der Nachbar einen Weg durch diesen Garten bauen wollte, würde das mein Bruder dulden?“
    „Nein.“
    „Die Länder jenseits der Felsenberge und im Osten des Mississippi gehören den Bleichgesichtern. Was würden diese dazu sagen, wenn die Indianer kämen und dort eiserne Pfade bauen wollten?“
    „Sie würden sie fortjagen.“
    „Mein Bruder hat die Wahrheit gesprochen. Nun aber kommen die Bleichgesichter hierher in dieses Land, welches uns gehört; sie fangen uns die Mustangs fort, sie töten unsere Büffel; sie suchen bei uns Gold und edle Steine. Nun wollen sie gar einen

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