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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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achtete. Ungefähr i.n der mittleren Höhe der Morningside Avenue brummte er:
    »Rechts, zweiter Eingang!«
    Ich warf einen kurzen Blick hinüber zu dem Doppelhaus. Die Hausnummer stimmte. Ohne die Geschwindigkeit des Wagens zu senken, rollten wir daran vorbei. Dabei beobachteten wir den Betrieb auf der Straße. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß man uns hätte in eine Falle locken wollen.
    »Es sieht harmlos aus«, sagte Phil, als wir ungefähr sechs Häuser weitergefahren waren.
    »Ja«, antwortete ich. »Weder die berühmten Zeitungsleser an den Hauswänden, noch die geparkten Wagen mit schlafenden Fahrern.«
    Wir fuhren noch bis ans Ende der Morningside Avenue, wo sie in die West 125. Straße mündet, wendeten dort und fuhren langsam zurück. Im Straßenbild batte sich nichts geändert, seit wir das erste Mal hindurchgekommen waren.
    »Also«, sagte ich entschlossen, während ich den Wagen anhielt, »dann los!«
    Wir stiegen aus und schlugen die Wagentüren zu. Mit einem knappen Blick betrachteten wir das Gebäude. Acht Stockwerke hoch, für New Yorker Verhältnisse ein Zwerg unter den Wohnhäusern. Das Alter ließ sich schwer schätzen. Nur die Tatsache, daß diese Bude total verkommen war, stand außer jedem Zweifel.
    Vor der Haustür führten sechs ausgetretene Stufen herab auf die Straße. Wir stiegen sie hinauf und kamen in einen dunklen Flur. Undefinierbare Gerüche hingen in der Luft. Die Augen mußten sich erst an das düstere Zwielicht gewöhnen. Der Architekt hatte seinerzeit offenbar Fenster im Treppenhaus für überflüssigen Luxus gehalten.
    Neun Etagen sind eine Strapaze, wenn man an Fahrstühle und Lifts gewöhnt ist. Wir waren daran gewöhnt und schnauften uns mühsam die Treppein hinauf. Schreiende Kinder rannten in den Etagenfluren herum. Sie nahmen keine Notiz von uns, bis ein kleiner Mann mit einer Spielzeugpistole uns erschießen wollte, wenn wir kein Lösegeld zahlten. Dabei machte er ein todernstes Gesicht und hob seine Kanone.
    Phil warf mir einen kurzen Blick zu. Ich verstand ihn. Manche Eltern kaufen immer das verkehrte Spielzeug für die Kinder. Sind Pistolen wirklich so harmlose Sachen, daß man sie schon als Spielzeug den Kindern in die Hände geben muß? Gleich würden wir vor einer anderen Pistolenmündung stehen. Vielleicht hatte dieser Doppelmörder aiuch einmal als Kind mit einer Wasserpistole angefangen, die Sache lustig zu finden.
    Ich griff in meine Hosentasche und warf dem Zwerg zehn Cent hin. Er fing sie geschickt auf und steckte seine Kanone zufrieden hinter den Gürtel. Wir stiegen weiter die Treppe hinauf.
    Dann hatten wir unser Ziel erreicht. Wir bogen um die Ecke - der neunten Etage. Hier war es völlig dunkel, denn es gab nicht einmal ein Dachfenster, durch das ein wenig Licht hereingefallen wäre.
    Wir blieben stehen. Phil knipste seine Taschenlampe an und leuchtete den kleinen Flur aus. Es gab insgesamt sechs Türen, je drei nach vorn zur Straße und nach hinten hinaus.
    Die zweite Tür von der linken Seite sollte es sein.
    Der Lichtstrahl von Phils Taschenlampe huschte gespenstisch klar über die Tür, dann suchte er sich den Weg über den Fußboden zu uns.
    Ich verstand.
    Kein Steinboden, sondern Fußboden aus Brettern. Wahrscheinlich würden sie knarren.
    Ich griff in die Achselhöhle und zog meine Pistole heraus. Phils Taschenlampe erlosch. Im Dunkeln tastete seine Hand nach mir. Ich zog ihn dicht an mich heran. Mit der linken Hand tastete ich nach der linken Wand.
    Eng an die Wand gepreßt tasteten wir uns vorwärts. Geräuschlos tasteten wir uns an der ersten Tür vorbei. Noch hatte keine der Dielen geknarrt. In der nächsten Nähe der Wand tun sie es fast nie.
    Und dann passierte es. Wir konnten höchstens noch zwei Schritte von der zweiten Tür entfernt sein.
    Eine Diele knarrte mit langanhaltendem Geräusch. Es ging uns wie ein Pistolenschuß in die Ohren. Unten lärmten Kinder, aber hier oben war es totenstill. Hier mußte jedes Geräusch übernatürlich laut erscheinen.
    Wir blieben stehen.
    Irgendwo war ein Scharren. Eine Schublade wurde zugestoßen.
    Wir waren richtig. Ich fühlte es. Jeder Nerv in mir wußte die Nähe des gesuchten Doppelmörders.
    »Los«, sagte ich leise. »Bevor er die Tür aufstößt und mit seiner Tommy Gun den Flur abharkt.«
    Wir sprangen vorwärts, in die undurchdringliche Finsternis hinein. Meine suchende Hand fand die zweite Tür. Ich drückte mich auf der anderen Seite der Tür gegen die Wand, während Phil

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