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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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Johnny Raymond hatte zwei Männer ermordet. Auf seinen Kopf war gerade eine Belohnung von zehntausend Dollar ausgesetzt worden, als man uns einen Tip gab.
    Ich saß im Office, als es klopfte.
    »Come in!« rief ich.
    Einen Augenblick blieb alles ruhig, dann öffnete sich die Tür langsam.
    Ein alter Mann kam herein, bei dessen Anblick mir zunächst der Atem stockte.
    Unter einem steifen schwarzen Hut erschien das wächserne Gesicht noch durchsichtiger, als es ohnehin schon war.
    Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangen waren hager und der Mund stark eingefallen, so daß man von den Lippen fast nichts sehen konnte.
    Die gebrechliche Gestalt stak in einem schwarzen Anzug von altmodischem Schnitt.
    Zu einem weißen Hemd trug der Alte eine ebenfalls schwarze Krawatte, die er zu einem großen Knoten gebunden hatte.
    Alles in allem sah er aus wie der wandelnde Tod. Kein Theater hätte ihn besser zurechtmachen können, um dem Publikum Schauer über den Rücken zu jagen. Ich musterte ihn einen Augenblick, dann wandte er sich mir zu, langsam und bedächtig, sah mich kritisch an und öffnete dann den Mund. Eine leise Grabesstimme fragte:
    »Verzeihen Sie die Störung — habe ich die Ehre mit Mister Cotton?«
    Ich nickte.
    »Ja. Das bin ich.«
    »Mister Jerry Cotton, der Agent des FBI?«
    Ich nickte noch einmal. Er schien von meiner Antwort befriedigt zu sein und näherte sich mit behutsamen, kleinen Schritten einem Besuchersessel.
    »Sie gestatten, daß ich mich setze, nicht wahr? Ich bin ein wenig gebrechlich, langes Stehen würde mich an den Rand des Zusammenbruchs bringen.«
    Er ließ sich vorsichtig zurücksinken, bis er den Rand des Sessels berührte. Steif und gezwungen saß er da, zwischen den Knien ein schwarzes Stöckchen mit Elfenbeinkrücke.
    Ich nahm mein Zigarettenpäckchen aus der Hosentasche, sah es prüfend an, dann beschloß ich, ihn vorsichtshalber zu fragen.
    Alte Leute haben manchmal Asthma und können den Rauch nicht vertragen.
    Ich beugte mich also ein wenig vor:
    »Gestatten Sie, daß ich rauche?«
    »Bitte! Es schadet mir nicht, wenn ich es auch nicht selbst tue. Bitte, rauchen Sie nur.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an und sah fragend zu ihm hinüber. Er sagte nichts, sondern schaute mich nur unentwegt an. Als mir die Pause zu lange dauerte, eröffnet e ich das Gespräch mit den Worten:
    »Was kann ich für Sie tun, Mister ..?« Ich ließ absichtlich nach der Anrede eine Pause mitschwingen, um ihn zu veranlassen, seinen Namen zu sagen. Ich sah mich in meiner Hoffnung getäuscht.
    »Mein Name tut nichts zur Sache!« erklärte er le.ise, aber bestimmt. »Es geht nicht um mich, sondern um einen anderen.«
    »Und um wen geht es?«
    »Das möchte ich vorerst für mich behalten. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen ein paar Fragen vorlege?«
    »Sicher. Wenn ich mein Berufsgeheimnis nicht zu verletzen brauche, will ich Ihnen gern über alles sonst Auskunft geben.«
    »Ich danke Ihnen, Mister Cotton. Sie sind ein sehr höflicher junger Mann. Das ist heutzutage nicht allzu häufig. Aber wir wollen keine Komplimente drechseln. Kommen wir zum Thema.« Ich nickte zustimmend, als er eine kleine Pause machte. Mit seiner leisen, aus geheimnisvollen Tiefen kommenden Stimme fuhr er fort:
    »Nehmen wir an, es gäbe einen Mann, auf dessen Kopf eine Belohnung von zehntausend Dollar ausgesetzt ist. Wer würde eine solche Belohnung erhalten und unter welchen Bedingungen?«
    Ich lehnte mich zurück. Irgendwie kam mir die ganze Geschichte unwirklich vor wie ein bedrückender Traum.
    »Sie«, sagte ich, »Sie könnten diese Belohnung zum Beispiel erhalten, wenn Sie uns einen Hinweis gäben, wo wir den gesuchten Mann finden können. Stimmt Ihr Hinweis, so daß es uns tatsächlich gelingt, den Gesuchten zu verhaften, erhalten Sie die Belohnung.«
    »Allein? Oder werden auch die Beamten beteiligt, die die Verhaftung vornehmen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Unter gar keinen Umständen. Es ist unser Beruf, Verbrechen aufzuklären und die Urheber den Gerichten zuzuführen. Wir bekommen unser Gehalt dafür. Eine Belohnung wird niemals an Leute ausgezahlt, zu deren Berufspflichten die Verfolgung von Verbrechern gehört.«
    »Das ist sehr interessant«, murmelte er. »Wie steht das FBI zu einem gewissen Johnny Raymond?«
    »Das ist leicht zu sagen. Er gehört zu den Leuten, die von uns steckbrieflich gesucht werden. Auf seinen Kopf steht eine Belohnung von zehntausend Dollar. Das erklärt wohl genau, wie wir zu ihm

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