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0110 - Wer andern eine Grube gräbt

0110 - Wer andern eine Grube gräbt

Titel: 0110 - Wer andern eine Grube gräbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer andern eine Grube gräbt
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obgleich auch so zu sehen war, daß es Johnny Raymond sein mußte. Nun kann überhaupt kein Zweifel bestehen. Auch die Fingerabdrücke stimmen mit denen überein, die bei uns auf der Karte Johnny Raymond registriert sind. Deshalb können Sie die Belohnung gleich mitnehmen.«
    Der Alte nahm seinen Hut ab. Sein Totenkopfgesicht drückte Zufriedenheit aus, soweit das von so einem hageren Schädel überhaupt gesagt werden konnte.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, meine Herren!« sagte er, verbeugte sich erst zu mir, dann zu Phil und wollte zur Tür.
    »Einen Augenblick noch, bitte?« rief Phil.
    Der Alte drehte sich um.
    »Ja?«
    »Sie wollen uns Ihren Namen nicht sagen?«
    Er schüttelte listig den Kopf.
    »No, meine Herren. Sie können mich nicht dazu zwingen.«
    »Das wissen wir selber«, knurrte Phil mißgestimmt. »Aber können Sie uns wenigstens sagen, woher Sie wußten, daß sich Johnny Raymond dort auf hielt, wo wir ihn fanden?«
    Einen Augenblick überlegte der Alte, dann nickte er.
    »Warum nicht? Ich bekam heute morgen einen Eilbrief. Darin stand, daß ich zum FBI gehen und Johnny Raymonds Versteck bekanntmachen sollte. Ich würde zehntausend Dollar dafür erhalten, nämlich die ausgesetzte Belohnung. Ich glaubte natürlich zuerst an einen dummen Scherz. Aber dann erkundigte ich mich telefonisch bei einer Zeitung. Es stimmte, Johnny Raymond wurde gesucht, und auf seinen Kopf standen zehntausend Dollar. Da beschloß ich, es einmal zu versuchen.«
    Wir sahen uns an. Phil machte ein genauso verdattertes Gesicht wie ich. So etwas hatten wir noch nicht gehört.
    »Haben Sie diesen Brief hier?« fragte ich hastig.
    »Nein, leider nicht. Ich glaube auch, daß ich ihn gar nicht mehr habe. Wenn ich mich nicht irre, warf ich ihn in die Mülltonne. Und die sind heute morgen alle geleert worden.«
    Man merkte ihm an, daß er log. Ich wäre bereit gewesen, darauf zu wetten, daß er diesen Brief sogar in seiner Brieftasche bei sich trug. Aber wir hatten keinen Grund, ihn zur Hergabe des Briefes zu zwingen.
    »Na schön«, sagte ich resignierend, »Sie können jetzt gehen.«
    Er nickte, zog noch einmal den Hut und verabschiedete sich. Als die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, ließ Phil sich aufatmend in einen Drehstuhl fallen.
    »Gott sei Dank!« seufzte er. »Der Anblick dieses wandelnden Todes ging mir an die Nerven. Aber verdammt seltsam bleibt die Sache mit ihm doch, Schon seine ganze Aufmachung ist so eigenartig, daß man eher an einen Film als an die Wirklichkeit glauben möchte.«
    »Stimmt…«, meinte ich. »Wer mag aber diesen Brief geschrieben haben?« Phil zuckte die Achseln.
    Wir tauschten einige Vermutungen aus. Ein paar Theorien wurden aufgestellt, aber schließlich wandten wir uns der anliegenden Arbeit zu. Es gab den üblichen Kleinkram zu erledigen. Aus Philadelphia, aus Bosten und aus New Orleans lagen Anfragen der dortigen FBI-Dienststellen vor. Sie betrafen Auszüge aus dem Strafregister von Personen, die in New York früher einmal straffällig geworden waren. Wir hatten uns die zugehörigen Akten aus dem Archiv geholt und tippten nun die Protokolle und Antworten.
    Seit dem Weggang des Alten konnten noch keine zwanzig Minuten vergangen sein, als mein Telefon anschlug. Ich hob den Hörer ab und meldete mich. »Cotton.«
    »Hallo, Jerry, hier ist Bill. Sag mal, war vorhin nicht so ein alter Kauz bei dir im Office?«
    »Meinst du den Alten mit dem schwarzen Hut und schwarzen Anzug, der aussah wie der leibhaftige Tod?«
    »Ja, den meine ich. Er holte vor ein paar Minuten seinen Scheck von der Kasse ab. Zehntausend Dollar, nicht wahr?«
    »Ja. Warum? Stimmt etwas nicht?« Einen Augenblick war Schweigen, dann sagte der Kollege, der an diesem Tag den Dienst am Auskunftsschalter in der Eingangshalle versah:
    »Der Alte wurde ermordet, Jerry. Auf offener Straße. Keine fünfhundert Yards von hier…«
    ***
    Phil und ich stürmten den Flur entlang. Aus einem anderen Office kamen zwei Kollegen. Sie sprangen eilfertig zur Seite, als sie uns anbrausen sahen. In solchen Fällen bedarf es bei unserem Verein keiner großen Worte. Wenn ein G-man rennt, dann liegt ein verdammt harter Grund dafür vor. Das weiß jeder von uns.
    Sogar am Lift wurde uns Platz gemacht. Als wir in die Tiefe sanken, fragte ich:
    »Mit oder ohne Wagen?«
    »Ohne!« entschied Phil. »Wer weiß, was für ein Verkehr ist. Bei der kurzen Entfernung sind wir zu Fuß schneller da.«
    »Okay.«
    Wir verließen den Lift und rannten diesmal nicht

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