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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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lassen habe«, antwortete Nicole kratzbürstig. »Bist du vielleicht mein Kindermädchen? Wir wollen einen Schluck Wein trinken.«
    Sie kehrten an den Tisch zurück, Nicole nahm das Kollier und die Clips mit. Mit hastigen Zügen trank sie ihr Weinglas leer und hielt es Zamorra hin.
    »Nachfüllen.«
    »Das ist ein erlesener alter Tropfen«, sagte Zamorra. »Den solltest du langsam trinken und genießen.«
    »Hör endlich auf, mir Vorschriften zu machen.«
    Bill bedachte Nicole mit einem Seitenblick. Sie schien von ihrer kurzen Ohnmacht noch verwirrt zu sein, sie war wie ausgewechselt. Freilich, wenn jemand von einer Sekunde zur anderen umkippte, war das schon ein Schock für ihn. Dann war er hinterher verunsichert und hatte Sorgen und Ängste, das schlug aufs Gemüt.
    Nicole spielte mit dem Brillantclips und betrachtete den Ring. Frische Nachtluft zog vom Schloßpark in den Salon im zweiten Stock. Beide Fenster standen offen, denn um diese Jahreszeit, Ende Mai, waren die Abende würzig und mild.
    Fliegengitter vor den Fenstern verhinderten, daß der helle Lüster Scharen von Insekten ins Zimmer lockte.
    Das Schweigen im Zimmer wurde allmählich drückend.
    »Langweilig ist hier«, stellte Nicole Duval fest. »Und so etwas soll ein Geburtstag sein. Wir hätten eine anständige Fete feiern sollen.«
    »Du hast diese Feier im kleinsten Kreis selbst gewünscht, Nicole«, sagte Zamorra.
    »Na ja, man kann sich irren. Ich lege mich doch wohl besser zu Bett, ich fühle mich nicht ganz in Ordnung.« Nicole trank den letzten Schluck Wein. »Ich werde eine Tablette nehmen und bis in den Vormittag hinein schlafen. Außer wenn das Schloß brennt, will ich auf keinen Fall gestört werden.«
    Damit erhob sie sich und verließ grußlos und ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Den Schmuck hatte Nicole wieder angelegt, die Perücken und das Buch ließ sie zurück.
    »Was hat sie nur?« fragte Bill Fleming. »So schlimm war dieser kleine Schwächeanfall doch auch wieder nicht, daß sie darüber so aus dem Gleichgewicht gerät.«
    »Ich nehme an, sie ist unwohl, ihr ist übel. Wenn Nicole sich ausgeschlafen hat, wird sie morgen wieder bester Laune sein. Auf ihre Gesellschaft müssen wir heute abend verzichten. Wir ziehen uns in die Bibliothek zurück und spielen eine Partie Schach.«
    »Etwas anderes wird uns wohl nicht übrigbleiben.«
    Zamorra nahm den Zwischenfall keineswegs so auf die leichte Schulter, wie er Bill Fleming gegenüber tat. Er hatte gelernt, auf der Hut zu sein. Er wollte in zehn Minuten oder einer Viertelstunde nach Nicole sehen und sein Amulett dazu mitnehmen.
    Zamorra konnte sich zwar nicht vorstellen, daß böse Kräfte in seinem Schloß wirkten, das er mit Dämonenbannem gesichert hatte. Aber er wollte völlig auf Nummer Sicher gehen.
    ***
    In dieser Nacht konnte Bill Fleming nicht schlafen. Er war erst am vergangenen Morgen von New York herübergeflogen und hatte den Klimawechsel und die Zeitumstellung noch nicht verkraftet. Zamorra hatte ihn am Pariser Großflughafen Orly abgeholt und mit dem Wagen zum Schloß gebracht.
    Bill wälzte sich bis um drei Uhr morgens schlaflos hin und her. Trinken wollte er nichts, der Wein und die Kognaks in der Bibliothek hätten als Schlummertrunk eigentlich genügen müssen. Schlaftabletten mochte er nicht nehmen. Bill beschloß, eine Weile im Park spazierenzugehen. Die frische Luft und die Bewegung würden ihm guttun, danach würde er wohl endlich einschlafen können. Er war irgendwie innerlich verkrampft und falsch programmiert, deshalb die Schlafstörungen.
    Bill gähnte, er stand auf und zog sich an. Dann verließ er das Gästezimmer im zweiten Stock. Als er gerade die Korridorbeleuchtung einschalten wollte, sah er im Treppenhaus Licht. Nanu, überlegte sich Bill, gibt es da noch eine Nachteule außer mir?
    Er verzichtete auf die Beleuchtung und marschierte zur Treppe. Hinunterspähend sah er Nicole Duval. Bill staunte nicht schlecht, denn Nicole hatte einen leichten Sommermantel übergezogen, eine modische helle Baskenmütze aufgesetzt und schleppte einen Koffer.
    Wollte sie etwa mitten in der Nacht verreisen?
    Sie stieg die Treppe hinunter und kehrte Bill den Rücken zu. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt.
    »Hallo, Nicole.«
    Das hübsche Mädchen blieb einige Momente steif stehen, dann drehte es sich um. Nicoles Gesicht war bar jeden Ausdrucks, als sie den breitschultrigen jungen Historiker oben an der Treppe sah.
    »Bill Fleming«, sagte sie halblaut.
    »Allerdings.« Bill

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