0114 - Der Würfel des Unheils
Als Jane die Worte vernahm, schüttelte sie sich.
»Laß gut sein, Bill«, sagte ich und lächelte der blondhaarigen Detektivin aufmunternd zu. »Ich werde jetzt der Mordkommission Bescheid geben, dann sehen wir weiter.«
»Wie weiter?«
»Wir suchen noch einmal in Murdocks Wohnung nach.«
»Und danach?«
»Dieser Samurai ist Asiate. Und wer ist ebenfalls Asiate?«
»Suko!« sagte Bill.
Ich tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Ausgezeichnet, großer Denker. Wir werden Suko hart einspannen. Vielleicht weiß er etwas.«
Bill nickte. »Genau. Ich bleibe ebenfalls am Ball. Wenn ich daran denke, daß dieser Teufel in London herumläuft, wird mir ganz anders.«
Da sagte Jane Collins etwas, was auch mich nachdenklich machte.
»Woher willst du denn wissen, Bill, daß nur dieser Samurai in London herumläuft?«
Wir schauten uns an. Und nicht nur ich bekam einen Klumpen zwischen Zwerchfell und Magen. Falls Jane recht hatte, standen uns verdammt schlimme Zeiten bevor…
***
Wir stellten Art Murdocks Wohnung im wahrsten Sinne auf den Kopf. Und wir fanden – nichts.
Entweder hatte dieser teuflische Samurai schon abgeräumt oder aber es gab keinerlei Aufzeichnungen. Was Art wußte, das hatte er in seinem Kopf bewahrt gehabt.
Bill Conolly nahm sich dann noch den Papierkorb vor, während ich mich darüber ärgerte, daß mir der dunkelgrüne Kastenwagen durch die Lappen gegangen war.
Plötzlich rief mein Freund. »Kommt mal her!«
Jane und ich sahen Bill vor dem ausgeleerten Papierkorb hocken und in den Zetteln und weggeworfenen Notizen herumwühlen. In der rechten Hand hielt er ein gelbes Stück Papier, das schwarz bedruckt war.
Ich nahm es Bill aus der Hand.
Kendo-Club Soho, las ich.
»Na?« fragte Bill. »Ist doch was – oder?«
Ich nickte. »Kann sein.«
Jane fragte. »Glaubst du, daß wir dort eine Spur finden?«
»Immer«, behauptete der Reporter.
Ich war zwar nicht so optimistisch wie mein Freund, aber ganz von der Hand weisen wollte ich es auch nicht. »Steht die Adresse auch darauf?«
»Nein, da habe ich schon nachgesehen.«
Ich ließ den Zettel wieder fallen. Die Anschrift hatten wir schnell.
Da brauchten wir nur im Telefonbuch nachzuschauen. Bill hatte die gleiche Idee gehabt. Er blätterte bereits den dicken Wälzer von Soho durch. »Alles klar!« rief er nach einer Weile. »Ich weiß, wo wir den Club finden können.«
»Und wo?« fragte ich.
Der Reporter nannte eine Straße, deren Namen ich nicht kannte.
»Aber ich kenne sie«, sagte Jane. »Die liegt ganz in der Nähe des Apollo Theaters.«
»Okay.«
»Auf die Schule bin ich gespannt«, meinte Jane.
Ich schaute sie von der Seite her an. »Das brauchst du nicht zu sein, mein Kind.«
»Und warum nicht?«
»Weil wir dich gar nicht mitnehmen!«
»Aha.« In Janes Augen funkelte es. »Erst habe ich dir geholfen, und jetzt kann ich gehen.«
Ich deutete auf ihre Verletzung. »Reicht dir das eine Andenken denn nicht?«
»Das ist doch nur ein Kratzer.«
»Ja, aber ein verdammt gefährlicher. Nein, nein, Mädchen. Du bleibst hier.« Trotz dieser locker formulierten Antwort besaß meine Stimme den gewissen Unterton, den auch Jane Collins kannte. Sie wußte, daß jeder Widerspruch jetzt zwecklos war. Ihr Gesicht vereiste, und sie schaute wütend zu Boden.
»Trotzdem müßten wir jemanden mitnehmen«, meinte der Reporter.
»Sicher. Suko.«
Wir benachrichtigten vorher die Mordkommission, warteten ihr Eintreffen ab, und ich erklärte dem Leiter einiges. Auch abgebrühte Beamte erschauderten, als sie die Leiche sahen. Manche Gesichter wurden bleich.
Der Wagen stand noch dort, wo wir ihn abgestellt hatten. Bill fuhr mich zu meiner Wohnung. Jane Collins stieg vorher beleidigt aus. Ich hatte noch versucht, ihr zu erklären, daß es wirklich besser für sie war, wenn sie diesmal einen Rückzieher machte, aber sie wollte einfach keine Vernunft annehmen.
Wütend rauschte sie davon.
Bill grinste mich von der Seite her an. »Ja, die Frauen«, sinnierte er. »Sie sind das größte Rätsel auf unserer schönen Welt.«
»Du mußt es ja wissen.«
»Und wie. Schließlich bin ich lange genug verheiratet.«
Bevor Bill sich weiter in die Philosophie über die Frau vertiefen konnte, hatten wir unser Ziel erreicht.
Gemeinsam brachte uns der Lift nach oben.
Ich klingelte bei Suko.
Nicht er öffnete, sondern Shao, seine Freundin. Ihr hübsches Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als sie uns erkannte.
»Dürfen wir eintreten, Blume
Weitere Kostenlose Bücher