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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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erhalten, wenn du mich umlegst. Und das willst 58 du doch, nicht wahr? Oder willst du in der Gosse bleiben, aus der du gekommen bist?«
    Sie sah ihn mit einem dunklen Blick an.
    »Weiß ich, ob ich etwas von dem Erbe bekomme, wenn ich dich am Leben lasse?«, fragte sie fast nachdenklich. Dann riss sie sich zusammen und rief dem Mann, der sich zögernd mit unseren Fesseln beschäftigte, zu: »Vorwärts, Jean!«
    Die Fesseln fielen. Ich probierte die steifen Glieder und stellte mich mit einiger Mühe auf die Beine. Dann half ich Phil hoch.
    Wir standen im Kreis von vier Männern und einer Frau, die alle Schießeisen auf uns gerichtet hielten.
    »Setzt euch an den Tisch!«, befahl die Frau. »Ihr könnt essen und trinken.«
    Der Kapitän stand auf und ging zur Seite.
    »Henkersmahlzeit?«, fragte ich und schaffte es, ein Grinsen in mein Gesicht zu zaubern.
    »Vielleicht«, antwortete Evelyn Draw.
    Ich setzte mich auf den Stuhl des Kapitäns. Phil nahm Froyers Platz ein, der danebenstand und vor Wut zitterte. Wir griffen zu. Falls es gleich zu Ende gehen sollte, war es besser, für die letzte Runde gestärkt zu sein. Unwahrscheinlich, dass wir sie gewannen, aber vielleicht konnten wir ein paar von diesem Gesindel mitnehmen.
    Als wir den Kaffee ausgetrunken und so ziemlich alles vertilgt hatten, was sich auf dem Tisch befand, mit Ausnahme der Blumen in der Vase, griff ich in die Tasche.
    »Hände weg!«, schrie Evelyn Draw.
    »Nur ’ne Zigarette«, sagte ich und langte ruhig zu. Wir rauchten in aller Ruhe. Die Frau konnte kaum den letzten Zug abwarten.
    »Steht auf!«, befahl sie. Das taten wir, und wir traten hinter die Stühle. Ein Stuhl ist eine lächerliche Waffe gegen Pistolen, aber er ist wenigstens eine Waffe.
    »Ihr werdet wieder gefesselt«, sagte die Frau. »Vorwärts, Jean und Jacques!«
    Wir legten die Hände um die Stuhllehnen. Die beiden Gangster sahen es und stoppten.
    »Was soll das?«, schrie Evelyn Draw. »Gebt die Hände her!«
    »Wir haben keine Lust, uns wehrlos erledigen zu lassen«, sagte ich langsam. »Der erste, der uns zu nahe kommt, wird etwas erleben.«
    »Knallt sie zusammen!«, brüllte Froyer.
    »Halt dein Maul, Feigling!«, befahl Evelyn Draw kalt, wandte sich wieder uns zu.
    »Seid vernünftig«, sagte sie fast friedlich. »Ihr werdet nicht erschossen, wenn ihr euch fesseln lasst.«
    »Wir geben nicht viel auf Ihr Wort«, antwortete ich kalt.
    Ihre Augen sprühten Funken.
    »Jean, Jacques!«, schrie sie. Sie und die Gangster rückten gegen uns an. Ihre Finger lagen an den Drückern, und es sah so aus, als sollte es gleich losgehen.
    Phil und ich wichen langsam rückwärts, ohne die Stühle aus den Händen zu lassen.
    Plötzlich schrie eines der fünf Mädchen: »Hinter Ihnen! Passen Sie auf!«
    Ich fuhr herum. Offenbar auf einen Wink des Kapitäns hatten sich drei Mann der Besatzung an uns herangeschlichen.
    Ich riss den Stuhl hoch. Er krachte zwischen die Kerle und löste sich in Splitter auf. Im gleichen Augenblick bekam ich einen Schlag gegen den Kopf, der erstaunlich schwach war. Ich drehte mich um die Achse, hörte Phils Stuhl zerkrachen und sah noch, wie Jean, der mich angesprungen hatte, als ich mich den Matrosen zuwandte, die Bruchstücke um den Kopf flogen. Er schrie auf, brach zusammen. Seine Pistole fiel ihm aus der Hand und schlitterte über das Deck.
    Ich sauste mit einem Hechtsprung hinterher. Der Schwung des Sprunges reichte nicht. Ich schnellte vorwärts und warf die Arme vor. Schon berührten meine Finger den Griff.
    Jemand nagelte meine Hand mit einem Fußtritt fest. Ich warf den Kopf hoch, blickte in ein grinsendes Gesicht. Dann zuckte ein zweiter Schlag über meinen Kopf. Ich fiel in abgrundtiefe Dunkelheit.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich noch an Deck, aber wieder zu einem Paket verschnürt, und Phil lag ebenfalls versandfertig neben mir. Er war schon wach, als ich die Augen öffnete, grinste dürftig und sagte: »Mich hat die Frau niedergeschlagen. Ziemlich blamabel, nicht wahr?«
    Im Übrigen war die Situation unverändert. Emile Froyer beschimpfte Evelyn Draw, dass ihm der Schaum vor dem Mund stand.
    »Beinahe hätte er eine Pistole erwischt«, kreischte er. »Du gefährdest uns alle mit deinen Eigenmächtigkeiten. Ich verlange, dass die Kerle sofort über Bord geworfen werden.«
    Ich sah es den Gangstern an, dass sie das Gleiche dachten, wie Froyer, aber Evelyn Draw blieb kalt.
    »Wir sind noch viel zu nahe an der Küste. Die Gefahr, dass ihre Leichen

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