0114 - Rufer aus der Ewigkeit
noch eine Spur von Vertrauen. Ich ..."
Es klopfte. Die Tür öffnete sich, und Professor Manoli trat ein.
Schweigend wurde er empfangen. Manoli nahm Platz.
Die Worte, die er benutzte, klangen eigentümlich: „Keiner, der sich dafür interessieren dürfte, weiß, daß ich hier bin.
Der Chef leidet an explosiver Zellteilung, meine Herren. Die Verantwortung zwingt mich, Ihnen davon Mitteilung zu machen."
Bully und Mercant sahen sich an. Unter der Krankheitsbezeichnung konnten sie sich nichts vorstellen.
Unaufgefordert erklärte Manoli ihnen den Zustand des Chefs. Je länger er sprach, um so blasser wurde Bully.
„Er muß sterben?" stieß er heiser aus.
„Ich habe keine Hoffnung; einige Kollegen von mir denken anders darüber. Es ist möglich, daß ich unrecht habe. Niemand kann es jetzt schon sagen. Diese Krankheit hat es noch nie gegeben."
Erregt fragte Bully: „Kann der Zellaktivator diesen Prozeß ausgelöst haben, Professor?"
Manoli stellte seine Gegenfrage: „Trauen Sie dem Wesen von Wanderer einen kaltblütigen Menschenmord zu?"
Alle drei Männer hatten schon mehrfach auf dem Kunstplaneten die Zelldusche erhalten und kannten das Fiktivwesen.
„Nein!" antwortete Bully energisch.
„Also ...", erwiderte Manoli, „dann muß die Krankheit des Chefs eine andere Ursache haben, aber wir kennen sie nicht; noch nicht."
„Sie geben die Hoffnung nicht auf?" fragte Mercant mit schwachem Aufleuchten in den Augen. Manoli lächelte fast schmerzlich.
„Wir sind doch Menschen; wir leben von der Hoffnung. Wir hoffen oft bis zum letzten Atemzug. Also hoffen wir, daß der Chef durch ein Wunder geheilt wird, sonst würde er nämlich ein Monstrum."
Zum Schluß hatten die beiden den Professor kaum noch verstehen können, so leise war dessen Stimme geworden.
Bully überlegte. „Professor, sind Sie mir böse, wenn ich jetzt wieder auf die Schocktherapie zu sprechen komme?"
„Nein, Mister Bull. Daran denke ich ebenfalls die ganze Zeit über, doch ebenso können die Antis die Ursache zu Rhodans Erkrankung sein. Wir wollen doch nicht vergessen, daß der Chef sich auf Okul viele Stunden lang in ihrer Gewalt befunden hat!"
Bully warf Mercant seinen eindringlichen Blick zu. Der Solarmarschall nickte. „Ich habe sie verstanden, Bull. Damit haben wir eine Zusatzaufgabe zu lösen. Wir müssen herausfinden, ob die Krankheit des Chefs auf das Konto der Antimutanten geht. Wenn ja, werden wir sie zwingen, ihn zu kurieren.
Aber das hört sich viel leichter an, als es in Wirklichkeit ist. Doch wir müssen es auf alle Fälle versuchen."
Bully warf einen Blick auf seine Uhr. Er erhob sich. „Es wird Zeit für uns, und Sie, Professor, wollen Sie den Flug der IRONDUKE nach Saos nicht mitmachen?"
Manoli wehrte ab. „Wir wissen alle, wie der Chef sich in den letzten Wochen verändert hat. Ich möchte mit meinem Erscheinen auf der IRONDUKE nicht sein Mißtrauen erregen, und Sie, meine Herren, können ihn viel besser überwachen, wenn er der Meinung ist, Sie würden seinen Krankheitszustand nicht kennen."
Das Aufbrüllen von Hunderten von Impulsmotoren machte vorübergehend jedes Gespräch unmöglich. Die Männer waren ans Fenster getreten und sahen einen großen Verband der schnellen Staatenklassenschiffe in den Himmel jagen, Kurs Planet Saos im Kugelsternhaufen M-13!
„Gehen wir!" schlug Bully vor, als der schlimmste Lärm abgeklungen war. Draußen vor der Tür trennten sie sich von Professor Manoli. Der Blitzschweber brachte sie zum achthundert Meter durchmessenden Linearschiff IRONDUKE. Über die C- Schleuse betraten sie das Schiff. Dem Schleusenoffizier befahl Reginald Bull: „Unsere Anwesenheit ist nicht zu melden. Sollten Sie Scherereien bekommen, dann berufen Sie sich auf mich!"
Das erstaunte Gesicht des erfahrenen Mannes übersah er. Bully hatte das Gefühl, nicht anders handeln zu können.
Sie suchten die Kabine auf, die ständig für Mercant reserviert blieb. Über die Bordverständigung erfuhren sie, daß der Chef pünktlich an Bord gekommen war. Auf die Minute genau hob die IRONDUKE ab.
Stärker als sonst beschleunigte sie. Cardif-Rhodan hatte es so befohlen. Die Angst um sein Leben trieb ihn nach Saos.
ENDE
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