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0114 - Rufer aus der Ewigkeit

Titel: 0114 - Rufer aus der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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blickten sich zwei Männer stumm an. Einer schüttelte jetzt in verzweifelter Geste den Kopf; dieser eine war Solarmarschall Mercant, Chef der Solaren Abwehr. Eigentümlich starr war sein Blick, der Mund fest zusammengepreßt. Endlich sprach Mercant. „Bull, hat Atlan schon angerufen?"
    Bully schüttelte den Kopf. „Mich noch nicht, vielleicht aber schon den Chef."
    „Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen, Bull, unrasiert, ungewaschen!
    Haben Sie Kognak im Haus?"
    Kurz nach sechs, und auf nüchternen Magen Kognak!
    Um halb sieben hatten Bully und Mercant die Flasche halb geleert. Seitdem Mercant bei Bully war, lief dieser ununterbrochen hin und her.
    Sie dachten nicht daran, Perry Rhodan anzurufen.
    Es wäre nichts dabei herausgekommen.
    Seit der Katastrophe auf Okul, bei der Perry Rhodan in die Gewalt der Antis und die seines Sohnes Thomas Cardif gefallen war, hatte der Chef sich in erschreckendem Maße verändert. Alles das, was ihn vorher ausgezeichnet hatte und ihm allein schon aufgrund seiner genialen Fähigkeiten eine Sonderstellung gab, existierte nicht mehr oder kam nur noch sehr selten zum Vorschein.
    Rhodan, der früher nie danach gestrebt hatte, diktatorische Vollmachten zu erhalten, war nun auf Grund der dem Parlament abgerungenen Sondervollmachten zum Diktator par excellence geworden. Den besten Beweis stellte sein Befehl dar, demzufolge alle Terraner innerhalb des Arkon-Imperiums sofort das Sternenreich zu verlassen hatten.
    Diese Anordnung mußte eine galaktische Katastrophe mit unübersehbaren Folgen auslösen und Gonozal VIII. an Rhodans Freundestreue zweifeln lassen. Der Imperator konnte auf die aktive Hilfe einiger hunderttausend Terraner in den bedeutendsten Verwaltungsstellen Arkons nicht verzichten. Sie bildeten das Rückgrat dieses Staatsgefüges; sie waren die einzig Zuverlässigen unter Milliarden degenerierter Arkoniden.
    Bully und Mercant hatten darüber nicht gesprochen. Niemand erkannte besser als sie, welche Schwierigkeiten sich zusammenbrauten. Aber sie wußten ebensogut, daß es sinnlos war, zu Rhodan zu gehen, ihn darauf aufmerksam zu machen und zu versuchen, ihn umzustimmen.
    Seitdem Rhodan seine bedeutungsvollen Entschlüsse in der Einsamkeit faßte, war er keinem Rat mehr zugänglich. Er mied alle, selbst seinen besten Freund Bully.
    Und für Bully wurde Perry Rhodan von Tag zu Tag zu einem größeren Rätsel. Er schob den Ärzten die Schuld an Rhodans charakterlichen Veränderungen zu. Er mißtraute jener Schocktherapie, der Rhodan sich hatte unterziehen müssen, als er seelisch stark erschüttert von Okul zur Erde zurückgebracht worden war. Die Ärzte waren sich ihrer Sache selbst nicht sicher und wichen jeder konkreten Antwort aus.
    Doch auch ihm war bisher nicht einmal der Verdacht gekommen, daß der Mann, den er für seinen Freund Perry Rhodan hielt, in Wirklichkeit Thomas Cardif sein könnte. Er und alle engen Mitarbeiter Rhodans hatten sich in die Idee verrannt, der Chef wäre immer noch krank, und allein darum dürfe man keine allzu strengen Maßstäbe anlegen.
    „Ich kann nicht mehr!" rief Bully heftig und schob die Flasche zur Seite. Seine Worte bezogen sich nicht auf den Kognak, sondern auf sein Bemühen, Rhodans letzte Handlung zu verstehen. „Aber ich habe auch keine Lust mehr, noch länger diesen Irrsinn schweigend zu akzeptieren."
    Mercant sah auf. Zum erstenmal hatte Bully seine Wanderung im Zimmer aufgegeben. Bedächtig, wie es seine Art war, meinte Mercant: „Seit Okul reagiert der Chef auf Ihre Temperamentsausbrüche allergisch, Bull."
    Der verzog sein Gesicht. „Wir können uns durch unser Schweigen doch nicht mitschuldig machen, Mercant! Eines Tages, und das wird gar nicht mehr lange dauern, wird man uns alle vor ein Forum bringen und uns steinigen, weil wir Rhodan freie Hand gelassen haben!"
    Mercant blieb ruhig. „Mister Bull, wir dürfen dem Chef gegenüber keinen Widerstand leisten. Wie die Lage im Augenblick ist, haben wir damit zu rechnen, daß er von seinen Sondervollmachten rücksichtslos Gebrauch macht."
    Mit offenem Mund starrte Bully den Abwehrchef an. Nur mühsam fand er seine Fassung wieder. „Wollen Sie damit andeuten, daß Perry uns einfach ins Gefängnis werfen und zu Staatsfeinden erklären lassen könnte, weil wir seiner Ansicht nach nicht pariert haben?"
    „Mister Bull, genau das habe ich andeuten wollen."
    Reginald Bull ließ sich in den Sessel fallen. „In Ordnung", knurrte er grimmig. „Damit sind wir beide uns ja einig, Mercant.

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