0117 - Schwere Fäuste, leichte Siege
Archy Douglas wusste, dass er in dieser Nacht um sein Leben fürchten musste. Als er endlich seine Garderobe verließ, sah er gar nicht mehr wie der strahlende Sieger aus. Seine rechte Augenbraue war schwer angeschlagen aber der Doc hatte mit Jod, Salbe und Pflaster den Schaden so gut geheilt, wie es eben zu machen war. In Archys Gesicht stand eine leichte Nervosität, als er den Gang hinunterging.
In der Nähe der gläsernen Pförtnerbude hielten zwei stämmige Leute vom Einlassdienst nur mühsam die wartenden Verehrer und die verzückten Verehrerinnen zurück. Sie alle schrien nur einen Namen, sie alle wollten nur einen Mann sehen: ihn, Archy Douglas.
Etwas wie Stolz erfüllte ihn. Obgleich er sich hundemüde fühlte, straffte er sich, setzte sein Publicity-Lächeln auf und winkte ihnen zu.
»Kommt, Boys«, sagte er zu den Leuten vom Einlassdienst. »Lasst sie ran! Ich käme ja doch nicht durch.«
Zögernd lösten sie die ineinandergehakten Arme und gaben der brüllenden, begeisterten Menge den Weg frei.
Archy wusste genau, was kommen würde. Zu oft hatte er es bei den bewunderten Vorbildern gesehen. Schnell drückte er sich mit dem Rücken gegen die rohe Ziegelsteinwand und stemmte seine muskulösen Beine breit auseinander. Dann hatten sie ihn erreicht. Die Hintersten schoben die Vorderen, und Archy war so eingekeilt, dass er kaum Luft bekam.
Gott sei Dank, dachte er. Inmitten von soviel Leuten können sie mich nicht umlegen. Das können sie einfach nicht wagen. Zwanzig Zeugen oder mehr sind vor Gericht nicht zu widerlegen. Er fing an, die verlangten Autogramme zu schreiben. Auf Bildern, in Notizbüchern, ja sogar auf nackte Unterarme, die ihm verlangend entgegengestreckt wurden.
Nach und nach lichtete sich die Menge ein wenig. Als nur ein gutes Dutzend junger Leute noch vorhanden war, breitete Archy beschwörend seine Arme aus.
»Kommt, Boys, ich lade euch ein! Ein Glas Bier und ein Sandwich für jeden. Ich habe Hunger und Durst!«
Jubelgeschrei brach aus. Bevor er sich’s versah, hatten sie ihn umringt und schoben ihn dem Ausgang zu. Grinsend ließ er es sich gefallen. Besser konnten sie es gar nicht machen.
Man würde es nicht wagen, auf ihn zu schießen, wenn er von soviel Kletten umgeben war. Jede Kugel konnte, nein, musste einen dieser jungen Leute treffen. Das Risiko würde man nicht auf sich nehmen. Man wollte ihn, Archy, aber nicht irgendeinen halbwüchsigen Enthusiasten.
Vor der hinteren Tür stand eine geschlossene, schwarze Limousine. Archy meinte, eine glimmende Zigarette in der Dunkelheit im Innern des Wagens erkennen zu können. Nur zu, dachte er und ließ sich weiterschieben, wartet ihr nur, Archy ist nicht so dumm! Der kommt hier nicht allein raus, damit ihr ihn abknallen könnt.
Die Verehrer rings um ihn schwatzten lachend auf ihn ein. Einige betasteten ungeniert seine Oberarmmuskeln, als ob er ein Stück Vieh wäre, dessen Kräfte man zu prüfen hätte.
Unter normalen Umständen wäre er dieses brüllende Theater bald leid gewesen. Aber heute war es etwas anderes. Heute brauchte er sie. Heute waren sie sein Leben. Ohne sie, ohne diese brüllende, jubelnde, begeisterte Menge hätte er selbst für sein Leben keinen verrosteten Nickel mehr gegeben.
Sie suchten die nächstbeste Kneipe. Aber Archy war das nicht recht. So in unmittelbarer Nähe seiner Gegner wollte er nicht bleiben.
»Stop, Boys!«, rief er, als sie ihn in eine Kneipe hineinlotsen wollten. »Ich habe mein Stammlokal. Es ist eine Ecke von hier weg, aber ich bezahle für uns die Taxis. Los, organisiert ein paar Taxis. Mit Dreien werden wir auskommen, denke ich.«
Ein paar junge Burschen lösten sich von der Menge und rannten in die Dunkelheit der schmalen Seitenstraße hinein, in der sie sich befanden. Unterdessen beantwortete Archy immer wieder geduldig die blödsinnigen Fragen, die man ihm hinwarf.
Haken, Uppercut, linke Deckung -tausend Begriffe aus seinem Sport flogen durch die Luft. Archy gab nicht immer passende Antworten. Als ihn seine Verehrer misstrauisch anblickten, lächelte er wieder sein Publicity-Lächeln und brummte: »Boys, nehmt es mir nicht übel, aber ich schalte nicht mehr so ganz. Nach so einem Kampf ist man verdammt fertig, das könnt ihr glauben…«
Das verstanden sie. Sie fragten weniger, benahmen sich rücksichtsvoller. Da tauchten auch schon die Taxis auf. Archy kletterte schnell in den ersten Wagen und rief ihnen über die Schulter zu: »Los, Boys, verteilt euch auf die drei Kisten! He,
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