Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Stufe ab und schnellte sich in die Tiefe!
    Entsetzt schloß Bill die Augen, glaubte schon, die Knochen des Mädchens knirschen zu hören, als der federnde Aufprall kam. Dicht vor ihm kam sie auf, streckte schon wieder die Arme aus. Ihre Hände waren zu Klauen geworden, wollten ihn zerfetzen.
    Bill sah keine Möglichkeit mehr. Er war verloren. Der Dämon war schneller und stärker als er, setzte seine gesamten Energien ein.
    »Nicht«, keuchte der Amerikaner. »Manu, komm zu dir! Besinne dich, verdränge den Dämon! Du darfst mich nicht töten, du doch nicht…«
    Ein wilder Hieb schleuderte ihn zu Boden. Er stöhnte auf. »Manu, nein… Komm doch zu dir! Manu…«
    Vor ihm brannten die dämonischen Augen. Sie verhießen ihm den Tod.
    Es war aus.
    Er lag auf dem Boden, wehrlos, auf dem Rücken. Über ihm die Besessene, die nicht wußte, was sie tat. Die krallenartig gekrümmten Finger zuckten herab.
    Direkt auf seine Kehle zu!
    »Manu, nein…!« schrie er noch einmal, den Tod vor Augen. Sah jede Einzelheit, nahm das Bild der tödlichen Hand in sich auf. Jede Kapillarlinie, die langen Fingernägel, die Handlinien…
    Dann… war es aus!
    ***
    Professor Zamorra ließ Nicole langsam auf das Ruhelager sinken. Er hatte das Haus des Türken Marduz noch nicht verlassen, hatte neben dem Hauseingang einen bequem eingerichteten Nebenraum entdeckt und war mit der Französin eingetreten.
    Nicole seufzte.
    »Chef, du…«
    Zamorra winkte energisch ab. »Keine Lobgesänge jetzt, Chérie«, erklärte er und wickelte das Mädchen aus der Decke, in die er sie notdürftig gehüllt hatte. Er wußte bereits, was er gleich sehen würde, und doch hoffte er immer noch, es sei nicht geschehen. Dennoch…
    »Dreh dich um«, bat er sanft.
    Nicole stöhnte leicht und rollte sich herum, bis sie auf dem Bauch lag. Zamorras Blick wanderte über ihren schlanken, schönen Körper und blieb schließlich an jenem entsetzlichen Bild haften, den ihr Rücken ihm bot.
    Der Sklavenbrand…
    Der Parapsychologe schloß die Augen. »Mädchen«, flüsterte er. »Das kann doch nicht wahr sein, das ist entsetzlich…« Sanft streichelnd glitt seine Hand durch ihr Haar.
    Nicole zuckte unter seiner Berührung leicht zusammen.
    »Fang nicht an zu weinen«, sagte sie leise. »Eine kosmetische Operation…«
    Zamorra atmete tief durch. Er bewunderte seine Sekretärin und Lebensgefährtin, die ihr Schicksal anscheinend so leicht nahm. Und doch tobte in ihr ein Gefühlssturm, der geradezu unbeschreiblich war. Angst, Verzweiflung und Seelenschmerz mischten sich zu einer Gefühlswelle, die, konzentriert eingesetzt, fähig sein mochte, eine Welt zu zerstören. Doch äußerlich ließ sie sich nichts anmerken.
    »Wir müssen etwas tun«, murmelte der Professor. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Fieberhaft versuchte er, sich zu erinnern, was er über Erste Hilfe bei Brandwunden wußte. Er mußte…
    Ngulla trat zu ihm. Der hünenhafte Negersklave lächelte.
    »Warte, Herr. Ich handle«, sagte er und entwickelte im nächsten Augenblick eine geschäftige Aktivität.
    Nicole war beim Ertönen seiner Stimme erschrocken zusammengefahren, entsann sich, daß sie hier völlig unbekleidet lag. Doch dann überwand sie ihre Scheu, lieferte sich den kundigen Händen des Sklaven aus, der die furchtbare Wunde in erstaunlicher kurzer Zeit hervorragend versorgte. So hervorragend jedenfalls, wie es in jener düsteren Zeit mit den damaligen medizinischen Kenntnissen möglich war.
    »Der Schmerz wird in ein paar Stunden schwinden«, erklärte Ngulla leise. »Doch darf die Herrin sich nicht hastig bewegen, muß ruhig liegen, dann heilt die Verletzung rascher.«
    Zamorra nickte. Er sah immer wieder auf Nicole, die weiche, geschmeidige Haut ihres Rückens, durch den Sklavenbrand entstellt.
    »Nein«, flüsterte er. Die Ereignisse trafen ihn wie Hammerschläge. Und noch immer wußte er nicht, warum sie in die Vergangenheit gerissen worden waren, was ihr Aufenthalt hier bezweckte. Die Geschehnisse kosteten ihn Kraft, zehrten an seinem Geist. Die Toten im Keller, die im Kampf gegen die Dämonen gestorben waren, jetzt Nicole mit dem Brandzeichen… Der Vergangenheitstrip kostete sie viel, zuviel vielleicht. Möglicherweise sogar das Leben…
    Plötzlich versteifte sich Ngulla. Er lauschte.
    »Schritte«, sagte er. »Jemand kommt. Wer?«
    Seine Hand lag am Griff des Säbels. Mit wenigen, geschmeidigen Sätzen war der Sklave an der Tür. Seine raschen, gleitenden Bewegungen erinnerten Zamorra an

Weitere Kostenlose Bücher