0157 - Die Hexe und der Höllensohn

Titel: 0157 - Die Hexe und der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

Vom Netzwerk:

schwarz vor den Augen. Ein Gefühl der Kraftlosigkeit wollte ihn überfallen.
    Was war das alles?
    Da hörte er die Hexe aufschreien.
    »Nicht, Zamorra… berühren Sie die Eiche kein drittes Mal, wenn Sie nicht sterben wollen! Haben Sie es-nicht schon beim ersten Mal gespürt, daß der verdammte Baum Ihnen Lebensenergie entzieht?« Fassungslos sah Zamorra die Hexe an, die ihm gerade bis an die Schultern reichte. »Was?«
    »Ich habe es sofort gemerkt. War es nicht eine elektrischer Schlag? Da wurde Ihnen die Energie abgesaugt!«
    »Sie haben den Baum auch schon berührt…?«
    Entschieden schüttelte sie den Kopf, daß die Haare flogen. »Nein, aber ich konnte gerade die Kraftströmungen wahrnehmen, die zwischen Ihnen und dem Baum flössen. Und sie flössen alle auf den Baum zu, beim zweiten Mal zehnmal stärker als beim ersten!«
    »Und ich… ich habe das selbst nicht gemerkt? Ich werde verrückt!«
    »Das behauptet Django auch immer und tut mir den Gefallen nicht«, winkte Babsy ab. »Ich spüre, daß der Baum magisch negativ geladen ist, aber nur auf die Berührung durch Personen anspricht, die selbst über bestimmte Fähigkeiten verfügen. Es würde mich ebenso umbringen wie Sie, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist Mister Fleming in der Lage, den Baum unbeschadet zu berühren.«
    Bill sah sie prüfend an, dann nickte er und legte die Handfläche auf die Rinde.
    »Spürst du etwas?« fragte Zamorra.
    Der blonde Historiker schüttelte den Kopf. »Nichts. Kein Kribbeln, kein Schlag, kein Wärmeverlust, nichts.«
    »Bon.« brummte Zamorra. »Dann bist du jetzt unser Vorkoster. Versuche den Baum abzutasten, ob es irgendwo eine versteckte Öffnung gibt.«
    Bill hob fragend eine Braue.
    »Wir werden uns vom Primitivsten bis zum Kompliziertesten durchtasten«, erklärte Zamorra, der die Frage richtig deutete. »Das Primitivste ist eine versteckte Geheimtür, die von außen selbst mit dem Mikroskop nicht zu entdecken ist, und das Komplizierteste ein Materiesender unter der Rinde, wie in Science-Fiction-Romanen.« Er lächelte.
    Bill nickte und begann den Baum abzuklopfen und abzutasten. Aber so einfach gab die Eiche ihr Geheimnis nicht preis.
    »Ich kann nichts feststellen«, sagte Bill.
    Dann zückte er sein Messer und versuchte es in die Rinde zu stechen.
    Ein lautes Rauschen ging durch den Baum. Blätter regneten herab, und die mächtigen Äste bewegten sich heftig. Es war, als wolle der Baum sich gegen diesen Versuch wehren. Dann brach die Messerklinge, noch ehe sie in das Holz eindringen konnte, mit einem hellen Laut ab. Verwirrt starrte Bill auf den Stumpf in seiner Hand.
    »Was ist das denn für ein Material?«
    »Weich genug, um Ashorro hinein-und hinauszulassen, hart genug, um Stahl zu widerstehen«, dachte Zamorra laut. »Also ist eine ziemlich starke Magie im Spiel.«
    Wieder benutzte er das Amulett.
    Das Rauschen des Baumes wurde stärker. Heftiger bewegten sich die starken Äste, als würden sie von einem Orkan gépeitscht. Doch diesen Orkan gab es nicht.
    Zamorra spürte, wie eine bleierne Müdigkeit von ihm Besitz ergreifen wollte. Doch dann baute sich um ihn, Babsy und Bill ein flimmerndes, grünliches Leuchten auf. Das Amulett hatte den Angriff des magischen Baumes selbständig erkannt und baute jene Schutzsphäre auf, die nahezu undurchdringlich war und seinerzeit selbst den superstarken Hypno-Kräften des Meegh im zerschmetterten Raumschiff getrotz hatte.
    Die Müdigkeit wich. Für Sekunden glaubte Zamorra durch den Baum hindurchsehen zu können, und er sah statt der Eiche ein menschenähnliches, schattenartiges Wesen. Jene Zone, in der Ashorro die Zeiten überwintert hatte! Es war wie ein Röntgenbild, das ihm eine leere Stelle zeigte, eine Kaverne, geeignet, ein teuflisches Wesen von unmenschlicher Denkungsart aufzunehmen.
    Dann war der Eindruck wieder verschwunden Doch Zamorra hatte genug gesehen.
    Noch einmal versuchte er das Amulett einzusetzen. Aber irgend etwas blockte dessen Kraft ab.
    »Warte«, murmelte Zamorra. Er dachte an das, was sich im Hotel in seinem Koffer befand. Dagegen besaß auch ein Ashorro kein Abwehrmittel.
    »Wir müssen den Baum zerstören«, sagte Zamorra. »Er muß ein Teil von Ashorro sein. Zerstören wir dieses Teil, wird auch der dunkle Magier geschwächt.«
    »Vielleicht«, sagte Babsy leise.
    Sie kehrten zum Wagen zurück. Langsam rollten sie wieder zur Stadt. Babsy sah auf ihre Uhr.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie mich bis in die Bahnhofstraße