0157 - Die Hexe und der Höllensohn
seinen Motor…«
Jetzt wandte er sich doch um. »Du warst das also?« stellte er trocken fest.
»Aber klar!« lachte sie ihn an und spazierte an ihm vorbei, um dann auch einen Blick aus dem Fenster zu werfen. »Was macht denn Babsy da draußen?«
»Babsy… hm…«, brummte er. »Die kommt genau passend. Ich muß mit ihr dringend los, eine Besorgung machen.«
»Da habt ihr gestern noch nichts von erzählt«, stellte Roni fest. Lev van Ryden lachte kurz auf. »Halte mal hier die Stellung. Das trifft sich ja gut…«
Roni ließ sich auf der Schreibtischkante nieder und sah Lev verständnislos nach, der aus dem Büro stürmte.
Eine solche Hektik legte er nur äußerst selten an den Tag. Sie sah, wie er nach draußen stürmte, auf Babsy zurannte und sie mit sich zog. Offenbar begriff sie gar nicht, um was es ging.
»Merkwürdig«, brummte Roni. »Das sieht aber sehr komisch aus. Sehr komisch…«
Lev verschwand mit Babsy aus ihrem Gesichtskreis. Ein paar Meter entfernt hatte er seinen Käfer stehen. Augenblicke später sah Roni den Wagen über die Straße fegen. Lev fuhr wie der letzte Henker.
Roni ahnte nicht, was der Grund für seinen überstürzten Aufbruch war, der fast schon einer Flucht glich.
Sie ahnte nicht, daß Lev van Ryden wieder einmal ein anderer geworden war - daß Ashorro ihn übernommen hatte.
Sie ahnte auch nicht, was in diesen Augenblicken geschah…
***
Ashorro hatte einen Hilferuf wahrgenommen!
Er erschrak. Jener Teil seiner Geist-Substanz, der den magischen Baum verkörperte, hatte sich gemeldet und ihm berichtet, daß Zamorra und die Hexe sich mit ihm befaßten.
Und nicht nur das.
Zamorra wollte den Baum vernichten.
Einen Teil von Ashorros geistiger Substanz vernichten!
Und Ashorro ahnte, daß der Träger des Amuletts die Macht dazu besaß. Es mußte etwas geschehen.
Gleichzeitig aber konnte er nicht herausgefunden haben, daß Ashorro seine beiden Geiseln eben in diesem Baum gefangenhielt, sie hineingehext hatte. Denn Ashorro kannte die Menschen. Er selbst wäre bereit gewesen, die beiden Geiseln zu opfern, aber ein Mensch konnte nicht so kalt agieren.
Dieser Zamorra hätte niemals den Plan gefaßt, den Baum zu zerstören, wenn er gewußt hätte, wer oder was sich darin befand.
Doch Ashorro konnte sich nicht damit trösten, daß Zamorra das Liebste, das er besaß, eigenhändig vernichten würde - denn auch ein Teil seiner Substanz würde mit vernichtet werden. Das durfte nicht geschehen. Er mußte verhindern, daß dem Baum etwas zustieß.
Um jeden Preis!
Zamorra und Fleming hatten bereits ein paar Minuten Vorsprung. Selbst wenn sie noch irgendwelche Hilfsmittel besorgen mußten, würde es ein hartes Rennen werden. Ashorro beschloß zu handeln.
Und das Opfer, das er diesmal benutzen wollte, kam ihm mehr als recht. Denn plötzlich erkannte er in Babsy die Zeugin seines nächtlichen Erscheinens wieder. Besser konnte es gar nicht mehr kommen!
Und Ashorro, der dunkle Magier, griff ein.
***
»Was soll das eigentlich?« fragte Babsv etwas entrüstet. »Lev, das sieht ja fast schon wie Kidnapping aus! Ich kann mich an keine Besorgung erinnern, die wir machen sollten!«
Lev fuhr wie der Teufel, von dem er besessen war. Babsy saß etwas unglücklich neben ihm und begriff gar nicht, wie ihr geschah. Levs Hektik hatte sie erst gar nicht zu Bewußtsein kommen lassen.
»Das ist kein Wunder«, sagte er. Seine Stimme klang anders als sonst, härter und kompromißloser. Verwundert registrierte sie, daß der Mann neben ihr ein anderer Lev van Ryden war als der, den sie kannte. Ein entsetzlicher Verdacht stieg in ihr auf.
»Du bist nicht Lev!« schrie sie. »Du bist Ashorro! Halt an!«
Sie versuchte, während der Fahrt die Wagentür aufzureißen, doch es ging nicht. Dunkle magische Kräfte hielten sie fest geschlossen.
»Ja, ich bin Ashorro«, sagte er dumpf. »Wundert dich das? Mir entkommt niemand. Die Zeit ist noch nicht reif, daß man von meiner Rückkehr erfährt. Erst müssen verschiedene Dinge sich verändern, erst muß ich im Stillen wirken.«
Er fluchte, als er stoppen mußte. Baustellenstau, Engpaß. Unterdessen erhielten Zamorra und Fleming immer mehr Vorsprung!
Babsy versuchte, die magische Verriegelung mit ihrer Hexenkraft zu lösen. Aber Ashorros Magie war stärker.
»Du weißt zuviel«, sagte er grollend. »Deshalb werde ich dich töten.«
»Nein!« schrie sie entsetzt auf. Sie begriff, daß es aus war. Ashorro hatte sie in seiner Gewalt. In einem menschlichen
Weitere Kostenlose Bücher