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0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte, wußte er sofort, wen er vor sich hatte: Professor Zamorra.
    Von diesem Moment an nahmen die Dinge unabänderlich ihren Lauf.
    ***
    Vor dem Netz blieb Walker stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. Breitbeinig stand er da und nahm die Szene in jeder Einzelheit in sich auf.
    »Nicht mehr bewegen, verdammt!« rief er, als er sah, daß das Mädchen wieder Befreiungsversuche begann. »Das ist zwecklos, Sie verstricken sich nur immer fester. Das Zeug klebt doch!«
    »Und wie!« kam es zurück. »Stehen Sie nicht einfach da herum! Tun Sie doch etwas!«
    Etwas zu forsch klang die Stimme. Jens Walker war sicher, daß sie damit nur ihre Angst übertünchte. Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte.
    Sie war schlank und trug das schwarze, fast blau schimmernde Haar lang. Braune Augen waren weit geöffnet. Bekleidet war sie mit einem sparsam geschnittenen Bikini; offenbar hatte sie ein Sonnenbad genommen, bevor sie auf die Idee gekommen war, in das Netz zu laufen. Wo ihre Kleidung lag, konnte Walker nicht sehen.
    Er sondierte das Ausmaß der Verklebung. Sie befand sich noch ziemlich nahe am Netzrand, aber immerhin…
    Walker ging in die Hocke. Er riß einen Grashalm aus und hielt ihn an einen Spinnfaden. Nichts geschah, aber als er den Halm bewegte und an dom Faden entlangstrich, klebte das Gras plötzlich nach knapp einem Zentimeter fest und ließ sich nicht mehr lösen.
    »Aha«, murmelte er.
    »Was haben Sie da? Sehen Sie lieber zu, daß Sie mich befreien!« verlangte das Mädchen. »Mir wird kalt.«
    Walker sah zum Himmel. Die Sonne neigte sich bereits der Erde zu, bald schon würde sie hinter den Alpenmassiven verschwinden. Walker hoffte, daß er das Mädchen vorher freibekam. Erstens wurde es kalt, und zweitens hatte er keine Lust, im Dunkeln an dem verdammten Netz herumzufingern. Dazu kam die Ungewißheit, ob sich nicht noch mehr liebe Tierchen in der Nähe herumtreiben würden.
    Er griff in die Tasche und zückte sein Gasfeuerzeug. Die Flamme berührte die Stelle, an der der Grashalm klebte, Kokelnd fiel dieser zu Boden; die Probe mit einem zweiten Halm ergab, daß die angesengte Stelle des Fadens nicht mehr in der Lage war zu kleben.
    »Schön«, murmelte Walker. »Brennen wir uns also bedächtig einen Weg vorwärts.«
    Der Faden selbst verbrannte nicht, loderte nicht auf wie trockener Zunder und nahm Walker damit eine seiner Ängste. Dennoch war es eine teuflisch mühsame Arbeit, die Flamme an den Fäden entlangwandern zu lassen und sich eine klebefreie Zone durch das Netz zu brennen.
    Hoffentlich verbrauchte sich der Inhalt des Feuerzeuges nicht zu rasch…
    »Wie sind Sie eigentlich hineingeraten« fragte er nebenbei. »Mein Name ist übrigens Jens Walker.«
    »Amerikaner?«
    Er lachte auf. »Australier«, erwiderte er. »Aber in Deutschland geboren. Nun, wie kamen Sie darauf, ausgerechnet im ›Einkaufsnetz‹ dieser lieben Spinne Fallobst zu spielen?«
    »Sie hat mich hineingetrieben«, behauptete das Mädchen mit dem weichen schwarzen Haar.
    Jens Walker schüttelte gelassen den Kopf. »Das glaube ich Ihnen nicht«, sagte er und brannte sich in stoischer Gelassenheit seinen Weg. Vorsichtshalber »säuberte« er eine Breite von über einem Meter, falls er in den Maschen straucheln sollte. »Spinnen, die Netze bauen, jagen nicht, sondern lauern.«
    »Ein bißchen verstehe ich auch von diesen ekelhaften Biestern«, hielt sie ihm entgegen. »Sehen Sie sich doch die langen Beine an. Das ist eine Laufspinne!«
    »Tatsächlich«, brummte Jens. »Dann ist sie eben eine neue Erfindung.« Er machte eine kurze Pause und sehnte sich nach einem ruhigen Pfeifchen. Aber das Vergnügen mußte warten, bis er mit seiner Arbeit fertig war.
    »Ich nahm ein Sonnenbad«, bestätigte das Mädchen seine stille Vermutung. »Plötzlich tauchte dieses fette Monstrum auf. Ich erschrak und lief davon. Aber die Spinne war zu schnell. Sie können sich gar nicht vorstellen, welches Tempo sie entwickeln konnte…«
    »Doch, das kann ich«, sagte er ruhig. »Schließlich habe ich sie gestern schon gesehen, aber da ist sie mir entwischt.«
    »Was?« schrie sie erstaunt auf.
    »Erzählen Sie weiter«, verlangte er. »Möglichst ausführlich.« Das Reden, wußte er, würde sie ablenken, während er sich zu ihr vortastete. Fast sechs Meter weit lag sie im Netz, sie mußte förmlich hineingesprungen sein. Das gesamte Netz durchmaß über dreißig Meter.
    Sie erzählte, daß die Spinne sie förmlich hierher getrieben hatte. Das Netz

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