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0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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morgen bei Tageslicht auf die Suche machen«, entschied er. »Holen Sie mal oben tief Luft.« Er hatte das Messer wieder eingesteckt, griff nach ihren Oberarmen - und zog mit einem überraschend heftigen Ruck.
    »Au!« schrie sie laut auf. Etwas zerriß. Ehe Kerstin Molyn richtig zur Besinnung kam, zog Walker sie über die Netzmaschen mit sich. »Vorsicht, nur auf die ungefährlichen Stellen treten«, warnte er. »Und schnell! Wir müssen hier weg!«
    Seine feinen Ohren hatten ein Geräusch vernommen, das ihm nicht geheuer war.
    »He, Sie…!« schrie Kerstin und sah an sich herunter. Durch den heftigen Reiß-Ruck hatte sich der Bikini weitgehendst aufgelöst. Doch Jens Walker achtete nicht einmal auf ihre Nacktheit.
    »Kommen Sie, schnell!« herrschte er sie an. »Denken Sie, ich hatte Zeit und Lust, die Fäden auch noch von den zwei Quadratzentimetern Stoff zu schneiden? Und schreien Sie nicht so laut, wir…«
    Sie blieb abrupt stehen, ihre Hand entglitt seinem Griff. Gebannt starrte sie zum Mond empor.
    Davor bewegte sich ein Schatten, der im Sturzflug herankam.
    »Verdammt!« keuchte Walker. »Sie hat uns entdeckt!«
    Das Mädchen war zur Salzsäule erstarrt. Ihre Augen reflektierten die heranrasende Bestie. Instinktiv fuhr Walkers Hand zur Signalpistole, riß sie hoch. Mit beiden Händen umklammerte er die Waffe und löste aus.
    Klack!
    Er hatte vergessen, nachzuladen…
    ***
    Zamorra wechselte einen kurzen Blick mit Nicole. »Eigentlich« sagte er, »möchten wir uns jetzt zurückziehen aus dem ganzen Trubel hier. Wir hatten einen Abendspaziergang in Sternenlicht und Mondschein vor. Selten genug können wir solche Gelegenheiten genießen.«
    Nicole lächelte. »Wenn Sie wollen, können Sie uns ja begleiten«, sagte sie.
    Iljuschin schmunzelte. Er sah seinerseits Helga fragend an, die die Augenlider kurz senkte. Nein, hieß das.
    »Gehen Sie ruhig«, sagte der Sibirier. »Wir sehen uns ja morgen wieder. Viel Spaß unterwegs.«
    Sie räumten den kleinen Tisch. Iljuschin beschloß, seine Begleiterin zu fragen, wie sie sich den Rest des eben begonnenen Abends vorstellte - der Abend begann grundsätzlich nach zweiundzwanzig Uhr und dauerte bei Iljuschin regelmäßig bis zwei oder drei Uhr morgens. Zamorra winkte ihnen zu, legte einen Arm um Nicoles Schulter und schlenderte davon.
    Immer noch achtete niemand auf den dunklen Körper, der an der Mauer unter der Terrasse kauerte.
    Helga Raw sah sich um, tippte sich kurz an die Stirn. »Lauter Verrückte hier«, erklärte sie. »Außer diesem Zamorra und seiner Sekretärin. Was fangen wir jetzt an?«
    Iljuschin hatte befürchtet, daß diese Frage auftauchen würde. Irgendwie kam er sich in dieser Menge teilweise fremder Gesichter etwas verloren vor. »Laß uns ein Bier trinken und einen Rundgang durch das Haus machen. Vielleicht treffen wir ein paar Verrückte, die ich kenne.«
    »Das ist anzunehmen«, sagte die Britin trocken. »Du kennst ja nur Verrückte - von mir einmal abgesehen. Aber das mit dem Bier ist eine gute Idee. Wie hieß die Lebensweisheit noch: Eine Flasche Bier ersetzt eine Scheibe Brot.«
    »Das ist nicht von der Hand zu weisen«, überlegte Iljuschin tiefsinnig. »Das eine wie das andere besteht aus Gerste oder so. Hm. Vielleicht sollte man auch auf Wodka umsteigen…«
    Aber irgend etwas stimmte nicht. Ein sechster Sinn warnte. Wovor?
    ***
    Jens Walker stieß eine Verwünschung aus. Warum hatte er die Waffe nicht sofort nach dem Spinnenabschuß nachgeladen? Jetzt war es zu spät.
    Die Bestie stieß auf ihn und das Mädchen herab.
    Ein klagender Laut erfüllte die Luft; der Jagdschrei der Rieseneule. Walker schätzte ihre Flügelspannweite auf etwas über zehn Meter. Sie verdeckte jetzt den Mond. Große Augen funkelten.
    Im letzten Moment reagierte der Australier. Er warf sich gegen die erstarrte Kerstin, riß sie mit sich zu Boden. Um Zentimeter verfehlten die Greifklauen der Rieseneule die beiden Menschen. Die Nachtjägerin rauschte über sie hinweg.
    »Schnell, laufen Sie!« steiß Walker hervor. Er griff in die Jackentasche, in der er ein paar Ersatzpatronen mit sich führte. Als er eine in der Hand hatte, hatte die Eule ihren Schwung abgefangen und stieg drehend wieder auf.
    »Sie kommt zurück!«
    Ein zweitesmal würden sie keine Chance haben. Die Rieseneule wußte jetzt, daß sie gewarnt waren, und würde sich auf Ausweichmanöver einstellen.
    Kerstin rührte sich nicht. Sie lag am Boden, während Walker aufgesprungen war, und hielt die Hände

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