Die goldene Barke
Das grundlegende Werk für alle
Michael Moorcock-Liebhaber.
Als die Goldene Barke auf dem von der abendlichen Sonne glitzernden
Fluß an ihm vorüberzog, wußte Jephraim Tallow, daß er ihr folgen
würde, daß er ihr bis ans ferne Meer, bis ans Ende seines Lebens folgen mußte. Er, der Ausgestoßene, der verwachsene Zwerg mit den roten Haa ren, ohne Nabel und ohne Lebenszweck, fühlte plötzlich die Besessenheit,
die Unrast in sich, die jeden Suchenden treibt.
Auf dem Weg ins Unheil treibt! Unheil für alle, die seinen Weg kreuzen:
Miranda, die ihn liebt und die er tot zurückläßt; Mesmers, der
Priester, der ihn rettet und den er verrät; der Heerführer, für den er
kämpft und an dessen Ende er Schuld trägt. Und immer weiter lockt ihn die verhängnisvolle Goldene Barke auf seinem Weg des Verderbens –
aber auch der Verheißung!
In diesem Roman legt Michael Moorcock den
Grundstein für seine phantastischen Welten
und Figuren, die in all seinen anderen
Werken in Ausschnitten
wieder auftauchen.
Michael Moorcock: geboren 1939 in England. Bluessänger, Magazinherausgeber,
Mitbegründer der New Wave. Ordnung und Chaos. Kafka-Fan.
Autor von Blasentexten für Comic Strips. Neue Schreibtechniken.
Erneuerer der Fantasy. 1967 Nebula-Preis. 1979 John W. Campbell-
Preis. Rückzug aus der SE
MICHAEL MOORCOCK
DIE
GOLDENE BARKE
THE GOLDEN BARGE
Deutsche
Erstveröffentlichung
Scan by Tigerliebe
K&L: Carlo
Freeware ebook, November 2003
Kein Verkauf!
Wilhelm Goldmann Verlag
Aus dem Englischen
übertragen von Jürgen Saupe
Made in Germany 1/82 1. Auflage 1110
© der Originalausgabe 1979 by Michael Moorcock
© der deutschsprachigen Ausgabe 1982
by Wilhelm Goldmann Verlag, München
Umschlagentwurf: Atelier Adolf & Angelika Bachmann, München
Umschlagfoto: John Pound, Daw Books, New York
Gesamtherstellung: Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gutersloh
Verlagsnummer: 23809
Lektorat: Peter Wilfert Herstellung: Peter Papenbrok
ISBN 3-442-23809-9
Einführung von M. John Harrison
Der Tod Jephraim Tallows, der in diesem Buch nicht stattfindet, ist schon eine schäbige Angelegenheit, obwohl man sagen könnte, daß dadurch ein Geist zur Ruhe kommt, der außergewöhnlich verdorben ist und an Schlaflosigkeit leidet, einer, der Michael Moorcocks Prosa vom Stormbringer bis zu The Condition of Muzak eine Reihe von Jahren inspiriert hat. Jephraim Tallow, den Mund voller Krokodilszähne und das Gehirn voller frischer Wunden! »Glücklicherweise« nie um ein Wort verlegen, wenn auch oft in Verlegenheit. Ein Ausgestoßener, ein Zerrbild, nabellos und viereinhalb Fuß groß, Fragment oder Ableger des Menschengeschlechts, beginnt er in der böigen Dämmerung am ewigen Fluß eine Suche nach der Haltung, die eindeutig zwanzigstes Jahrhundert ist, nach jenem philosophischen Aussichtspunkt, von dem aus das Individuum die großen inneren Wahrheiten im Auge behalten kann, wobei es jetzt seinen Schmerz, sein Mitgefühl, sein Urteil nach Belieben zurückstellen kann.
Er vermag sich über all das nur nicht zu äußern. Niemand sonst kann seine Leidenschaft verstehen (man versucht, ihn einzusperren), niemand sonst kann das rätselhafte Schiff sehen, das ihn eines Morgens von der elenden Hütte seiner Mutter fort auf das trübe Wasser hinausführt:
Dann wogte der Dunst im Kreis. Aus ihm ragte zielbewußt und würdevoll eine große goldene Barke auf, eine Barke, von der ein Funkeln ausging. Tallow war bestürzt … Er war nicht mehr das zusammenhängende und undurchdringliche Wesen wie früher … Er war sich ganz sicher, daß sich das Rätsel seines fehlenden Nabels lösen würde, wenn er die Barke einmal erreicht hatte.
Seine jämmerliche, besitzgierige und vom Gefühl her destruktive alte Mammi ist verwirrt und bleibt schnauzend zurück. Erst sehr viel später trifft er jemanden, der bereit ist, das phantastische Schiff anzuerkennen, das er verfolgt. Mittlerweile wird sein Leben eine rauhe und besessene Erkundungsfahrt, die von Augenblicken ungeliebter Menschlichkeit unterbrochen ist, während der Fluß ihn allmählich in ein Land führt, das, vom Krieg entvölkert und wie ein totes Pferd auf der Straße von Pestbeulen übersät, seiner weltlichen Ordnung beraubt ist und zwischen dem ersten dunklen Zeitalter und dem zweiten, dem unseren, hin und her schwankt, daß einem übel werden möchte. Eigentlich ist es vielleicht weniger ein Ort als eine Epoche, deren Philosophie simpel und tödlich ist, deren
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