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0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht

Titel: 0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Für Hauptwachtmeister Thomas Klemmer war es ein Routineauftrag wie jeder andere. Klemmer, einunddreißig Jahre alt und Vater dreier Kinder - natürlich die nettesten und schönsten Kinder der Welt - nahm die Dienstmütze ab und lehnte sich einen Moment lang an die Flanke des flaschengrünen BMW 520, vor dessen Bug die pilzförmige Multanova 5 F montiert war. In mühsamer Kleinarbeit mit Winkelmesser und Wasserwaage waren Fahrzeug und Radar ausgerichtet worden. Klemmer hatte besondere Sorgfalt walten lassen. »Der Alte reißt uns den Kopf ab, wenn wieder irgendein spitzfindiger Advokat herausfindet, daß der Wagen um ein Grad nach rechts oder links gedreht stand.«
    Zweihundert Meter weiter stand der grünweiße Bulli hinter ein paar Bäumchen getarnt. Dort warteten die Kollegen. Die Straße verlief schnurgeradeaus, war breit ausgebaut und verleitete zum Schnellfahren. Trotzdem hielt der dunkelhaarige Klemmer nichts von dieser Art der Verkehrskontrolle. Seiner Ansicht nach war es weitaus effektiver, das Radargerät völlig offen zur Abschreckung aufzustellen. Die Fahrer würden sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten. So aber kam es Klammer vor wie das Abdecken eines Brunnens, nachdem das Kind hineingefallen war. Denn ein Bußgeld hinterher konnte schließlich nicht nachträglich verhindern, daß zu schnell gefahren worden war, erhöhte aber andererseits den Zorn des Betreffenden.
    Aber Dienstanweisung war Dienstanweisung. Und die lautete nun mal, den Radarwagen möglichst unauffällig in eine Reihe geparkter Fahrzeuge zu stellen und einzusetzen.
    Das einzige, was Klemmer an diesem Auftrag gefiel, war die Gegend. Die breite Allee, die großzügigen Parkflächen, ein breiter Radweg und ein noch breiterer Gehweg, daran anschließend die grünen und blumenübersäten Vorgärten der Prominenten-Villen. Zwischen den Parkflächen ragten Bäume auf.
    Klemmer löste sich wieder vom BMW und ging auf den Baum zu, der hinter dem Wagen stand. Seine Finger glitten über die Rinde, und er stieß einen schrillen Pfiff aus. Sein Kollege Brams sah auf. »Was ist?«
    »Der ist echt«, sagte Klemmer mit allen Anzeichen des Erstaunens. »Der ist ja wirklich echt! Kein Kunststoff! Ist das zu fassen? Daß es noch echte Bäume gibt…«
    Brams tippte sich an die Stirn. »Laß uns allmählich anfangen…«
    Thomas Klemmer schlenderte pfeifend wieder zum Wagen zurück. Im Funk krachte und krächzte es. »Seid ihr endlich soweit?« kam die drängende Stimme eines Kollegen aus dem Bulli.
    Klemmer öffnete die Wagentür. Brams saß schon darin und schaltete auf Sendung. »Alles klar…«
    Aber nichts war mehr klar.
    Klemmer stieg nicht mehr ein.
    Etwas geschah, das den Routineauftrag zur Katastrophe werden ließ.
    Unwillkürlich schrie er auf!
    ***
    Eine eisige Hand strich über Sandra Meinerts Rücken. Obgleich es warm war, fror sie. Die Angst kroch in ihr hoch.
    Was war das?
    Ein Schatten?
    Aber ein Schatten, der aufrecht in der Luft stand!
    Der Schatten einer gigantischen Hand, weit über zwei Meter hoch, wuchs förmlich aus dem Boden. Aber das war kein wirklicher Schatten.
    Ihre Augen weiteten sich. Sie wirbelte um die eigene Achse, versuchte jene Hand zu erkennen, die den gigantischen Schatten in die Luft projizierte. Aber es gab keine!
    Sollte sie darüber Erleichterung empfinden?
    Immer größer wurde dieses schwarze Gebilde, das aus dem Boden zu kommen schien und jetzt versuchsweise die Finger bewegte!
    Und in der Hand war etwas!
    Sandra Meinert glaubte, in Weltraumtiefen zu stürzen. Nachtschwarz die Fläche des Schattenrisses, aber war es wirklich nur ein Schatten und nicht das Tor in eine andere Welt?
    Sterne funkelten in Raumtiefen, und irgendwo schimmerte im Hintergrund die matte Spirale einer Galaxis!
    Komm! flüsterte etwas in ihren Gedanken, während die Finger der Schattenhand sich einwärts krümmten.
    Da warf sie sich herum, daß die blonden Haare flogen, riß die Tür ihres Wagens auf und warf sich hinein. Weg hier! durchfuhr es sie. Die Angst peitschte sie voran. Nur fort!
    Der Motor des VW 1303 sprang sofort an.
    Gang 'rein! Der Käfer machte einen Satz nach vorn.
    Das war alles. Im nächsteh Augenblick verstummte die Maschine wieder, gab nur noch ein ersterbendes Blubbern von sich.
    Sandra schrie.
    Sie wandte den Kopf und sah die Hand auf den Wagen zugleiten, lautlos und schnell. Komm! lockten fremde Gedanken.
    Sie drückte den Sicherungsknopf der Tür hinunter und kurbelte verzweifelt am Schiebedach. Doch es

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