0171 - Hexenreigen
einquartieren lassen. Aber bis auf ihn und einen anderen Schläfer war das Zimmer leer, die Betten nicht benutzt. Wilfried und Peter fehlten.
Klaus Zwiehaus nickte bedächtig in der Dunkelheit. Er hatte sich früher als die anderen verabschiedet, weil er einmal richtig ausschlafen wollte. Er entsann sich, daß er nicht gehört hatte, daß die anderen kamen. Sie waren also erst gar nicht im Zimmer gewesen.
Er grinste. Wahrscheinlich waren sie in einem der Mädchenzimmer. Na schön, sollten sie doch! dachte er. Sie waren alle mündig und würden wahrscheinlich darauf achten, daß nichts Schwerwiegendes geschah. Er wollte sich wieder zurücklegen, aber irgend etwas in ihm warnte ihn.
War vielleicht doch etwas nicht in Ordnung?
Mit einem jähen Ruck schwang er sich aus dem Bett, suchte im Dunkeln nach seinem Morgenmantel und schlüpfte hinein. Dann verließ er auf leisen Sohlen das Zimmer.
Nebenan war alles ruhig. Klaus öffnete die Tür vorsichtig. Es waren Acht-Bett-Zimmer, und bis auf das, in dem er selbst einquartiert war, waren die anderen voll belegt. Es ließ sich also spielend leicht feststellen, ob weitere Personen fehlten.
Zwei!
Zwiehaus schloß die Tür lautlos wieder und ging zum nächsten Zimmer. Hier schliefen die Mädchen. Seine Hoffnung, die Verschwundenen doch noch hier vorzufinden, erfüllte sich nicht. Vier weitere Betten waren nicht belegt!
Als er die Tür öffnete, erwachte eines der anderen Mädchen durch den Luftzug. »Was ist los?« fragte es verschlafen, als sie den blonden, vollbärtigen Hünen erkannte, der durch schmale Türen nur quer hindurchpaßte.
»Nicht viel«, murmelte er. Sekundenlang überlegte er, ob er seine Befürchtungen aussprechen sollte, dann entschied er vorläufig dagegen. »Wo sind denn die anderen vier?«
Das Mädchen setzte sich halb auf und sah sich um. »Oh, die werden noch draußen sein«, flüsterte sie. »Sie wollten mit ein paar von den Jungs zum Moorsee…«
»Ja, sind denn die wahnsinnig?« murmelte Klaus erstaunt. Erst Augenblicke später begriff er die Unmöglichkeit des Ganzen. Die Außentür war abgeschlossen, nur die Seminarleiter besaßen Schlüssel. »Wie wollen sie denn wieder hereinkommen?«
»Das Fenster ist angelehnt«, flüsterte das Mädchen.
»Dann wollen wir es einmal offen lassen«, sagte er leise. Er verließ das Zimmer wieder und dachte an seine Traumwarnung, an deren Inhalt er sich nicht mehr entsinnen konnte. Aber es mußte etwas mit dem Verschwinden der acht Leute zu tun haben. Er kannte sich selbst gut genug, um der Warnung seines Unterbewußtseins genügend Bedeutung zuzumessen. Es war nicht ungewöhnlich. Er hatte sich einige Zeit mit Okkultismus befaßt und achtete stärker auf diese Warnung als andere Leute.
Er kehrte zu seinem Zimmer zurück und kleidete sich in der Dunkelheit lautlos an. Dann verließ er die Herberge mittels seines Schlüssels.
Draußen blieb er unschlüssig stehen und sah zum sternenklaren Himmel empor, an dem die weiße Scheibe des Mondes hing. Es war warm, aber das Funkeln der Sterne vermittelte den Eindruck der Kälte.
Irgend etwas mußte am Moorsee geschehen sein. Eine andere Erklärung fand er für seinen Warntraum nicht. Er bedauerte, daß sie kein Fahrzeug zur Verfügung hatten.
Dann setzte er sich mit einem Ruck in Bewegung. Wo sich Moor und See befanden, wußte er. Er hatte einen Fußmarsch von etwa einer halben Stunde vor sich.
Klaus Zwiehaus legte einen Zahn zu, um die Zeit möglichst zu verkürzen.
***
Gregor riß Beatrix mit sich. Ein paar rasche Sprünge brachten sie aus der näheren Gefahrenzone, direkt auf den See zu. Peter stöhnte auf. Obgleich er die Gefahr als erster bemerkt hatte, schaffte er es nicht mehr, rasch genug wegzukommen. Der sich bewegende Lichtbogen erfaßte auch ihn. Wieder umsprühte das Netz weißer Energie wild zuckend und blitzend einen Menschen. Dabei glitt der Lichtbogen weiter vor.
Gregor sah das Unheil, konnte es aber nicht mehr verhindern. Anka hatte versucht, Peter noch aus der Gefahrenzone zu reißen. Sie griff nach ihm, kam aber zu spät. Statt dessen sprang die eigenartige Energie auf sie über!
Die beiden Körper wurden zu Lichtsilhouetten und vergingen dann blitzschnell, wie zuvor Wilfried verblaßt war! Jetzt kam der Lichtbogen direkt auf Gregor und Beatrix zu.
Er versuchte, zur Seite auszuweichen. Doch der Lichtbogen folgte, und seine Geschwindigkeit wurde immer größer.
»Ins Wasser!« schrie Andy in heller Panik. »Vielleicht kann es nicht
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