0174 - Lupinas Todfeind
Dabei hatte alles relativ harmlos angefangen. Durch den Brief einer Internatsschülerin waren John Sinclair, Suko und Jane Collins auf die Schule in der kleinen französischen Stadt Graveline aufmerksam gemacht worden. Das Mädchen schrieb seiner Mutter etwas über Werwölfe und den Vollmond, den es mehr liebte als die Sonne.
Auch wurde der Name Lupina erwähnt. Und er war letzten Endes das Stichwort gewesen, das dazu führte, eine Reise zu unternehmen.
Einen Trip nach Frankreich.
Auf der Fähre Dover-Calais war es zu einem Zwischenfall gekommen. Im Unterdeck, wo die Autos abgestellt wurden, hatte John Sinclair zufällig die vier kleinen Wagen eines Wanderzirkusses entdeckt. Drei von ihnen waren jeweils mit zwei Wölfen besetzt, und das Gitter eines Wagens stand offen, so daß zwei Wölfe entwischen konnten. Sie fielen über eine Frau und ein Kind her, doch John Sinclair griff ein, tötete eine Bestie und rettete den beiden Menschen das Leben. Der Schuß rief auch die Teilhaberin des Zirkusses auf den Plan, eine Frau namens Silva. Sie ging mit den Wölfen um, als wären es kleine Hunde. Die Bestien gehorchten ihr aufs Wort. Da nichts weiter passiert war und die angegriffene Frau auf Sinclairs Anraten hin auch keine Anzeige erstattete, konnte die Frau mit ihren Wölfen und ihrem Teilhaber in Calais ungehindert von Bord gehen. Das tote Tier hatten sie mitgenommen.
Das Sinclair-Team hatte sich die Arbeit geteilt, während John Sinclair weiter nach Graveline fuhr, nahmen Jane Collins und Suko die Verfolgung des Wanderzirkusses auf. Es bestand nämlich der Verdacht, daß die Ereignisse in Graveline, von denen die Schülerin geschrieben hatte, mit denen auf der Fähre in einem Zusammenhang standen. Alles wies darauf hin, denn auch der kleine Wanderzirkus bewegte sich in Richtung Graveline, fuhr jedoch nicht bis zum Ort, sondern bog vorher ab, um den Weg zu einer Burg zu nehmen, die einen unbewohnten und auch ziemlich verfallenen Eindruck machte.
Im Innenhof der Burg war die Reise vorläufig zu Ende. Jane und Suko, die sich an die Wagen herangeschlichen hatten, konnten ein interessantes Gespräch belauschen und sahen mit eigenen Augen, wie Al Astor eine Tüte mit Rauschgift aus dem Fell des von John Sinclair getöteten Wolfes holte. Astor war also ein Rauschgifthändler. Aber welche Rolle spielte die blonde Frau.
Jane und Suko kamen nicht mehr dazu, sie zu fragen, denn die fünf restlichen Wölfe hatten den Weg in die Freiheit gefunden, weil die Käfige offen waren.
Vier griffen an. Einer hielt sich zurück. Vielleicht wären Suko und Jane mit den Tieren fertiggeworden, wenn nicht Al Astor eingegriffen hätte.
Gemeinsam mit einer vierbeinigen Bestie konnte er die Detektivin überwältigen und sie mit dem Messer bedrohen. Da mußte auch Suko aufgeben. Er stellte sich den Fragen der Blonden, die zum Glück keinen Zusammenhang zwischen Suko und John Sinclair ahnte, so daß es dem Chinesen gelang, sie zu bluffen. Er gab sich als Rauschgifthändler aus, als ein Konkurrent von Al Astor.
Das nahm man ihm auch ab.
Dann bekamen sie Besuch. Ein Wagen der Marke Citroën rollte auf den Burghof, und zwei Männer stiegen aus.
Suko hatte beide noch nie gesehen.
Während Jane noch immer von Al Astor bedroht wurde, schaute sich der Chinese die Kerle an.
Einer war etwas untersetzt und trug auf der Oberlippe ein kleines Bärtchen. Sein Blick wieselte von einem zum anderen, und er sah aus, als hätte ihn die Szene völlig aus dem Konzept gebracht.
Der zweite Mann erinnerte Suko an einen Südländer. Dunkler Teint, Haare wie Kohle, ein zynisch verzogener Mund – und die Hand in Nähe der Waffe.
»Was ist hier los?« fragte der mit dem Schnäuzer. Er schaute die blonde Silva dabei an. Wahrscheinlich akzeptierte er sie als Chefin.
»Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, Roland.«
»Wieso?« Die Frage stellte der Schwarzhaarige.
»Halt dich daraus, Paretti.«
»Langsam, Foucert, es geht auch um mein Geld.«
»Ja, das weiß ich.« Roland Foucert, hauptberuflich Rektor eines Internats, schüttelte wütend den Kopf. »Es wird ja alles klargehen oder täusche ich mich da?«
»Du täuschst dich nicht«, erwiderte die Blonde.
»Prima, dann erzähl mal.«
»Der Chink und die Süße sind Konkurrenten von uns. Sie wollten uns den Stoff abnehmen.«
Foucert lachte. »Wirklich?«
»Sie sagen es.«
Da drehte sich der Mann um. Er schaute Suko an. Seine Nasenflügel blähten sich, die Mundwinkel bekamen einen Zug nach unten. »Wer
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