0179 - Spuk im Leichenschloß
worden ist. Nur die Grundmauern stehen noch. Sogar im Keller hat das Feuer gelodert. So etwas habe ich selbst im Krieg nicht erlebt. Das war eine regelrechte Hölle, als hätte der Teufel in die Flammen geblasen und sie immer wieder von neuem entfacht.«
Der Teufel war es wohl nicht, sondern der grüne Dschinn. Das sprach ich nicht aus. Der Dämon hatte also mitgedacht und auch die letzten Spuren verwischt.
Da konnte man nichts machen.
»Kann ich mir den Brandherd einmal ansehen?« erkundigte ich mich freundlich.
»Selbstverständlich, Sir. Soll ich Sie führen?«
»Das ist nicht nötig. Nur habe ich meinen Wagen da in der Schlange stehen…«
»Sie können über den Gehsteig fahren.«
»Danke, Officer.«
Ich lief zurück, riß den Schlag auf und ließ mich in den Sitz fallen.
Zwei Sekunden lang hockte ich bewegungslos und atmete nur durch die Nase.
»He, was ist mit dir?«
Ich schaute Suko an. »Weißt du, was da abgebrannt ist? Das Museum, in dem wir die Aufzeichnungen finden sollten.«
»Nein!«
»Doch, Suko, ich mache dir nichts vor.«
Hinter uns lachte Kelim. »Der grüne Dschinn«, kicherte er. »Er ist stärker als ihr. Ich wußte es. Er verwischt die Spuren, aber er ist noch nicht tot, das könnt ihr mir glauben. Er wird zurückkehren, und dann geht es euch an den Kragen.«
Das Gefühl hatte ich auch, sprach es jedoch nicht laut aus, sondern startete den Motor, den ich aus Umweltgründen zuvor abgestellt hatte.
Der Bentley rollte an. Ich schlug das Lenkrad sofort scharf ein.
Der Platz zu meinem Vordermann reichte aus, daß ich den Silbergrauen an der hinteren Stoßstange vorbeimanövrieren konnte.
Die schweren Reifen wurden etwas eingedrückt, als sie über die Gehsteigkanten hüpften, dann kurbelte ich das Volant nach links und rollte auf dem Gehsteig weiter, vorbei an den Vorgärten kleiner Einfamilienhäuser.
Der Polizist winkte mich ein. Ich grüßte mit der Hand, passierte in der Querstraße noch den Feuerwehrwagen und fuhr im Schrittempo auf den eigentlichen Brandherd zu, bis ein Mann von der Feuerwehr mitten auf der Straße stand und mit beiden Armen winkte.
Ich hielt. Gleichzeitig ließ ich die Scheibe nach unten surren und vernahm schon die wütende Stimme.
»Wer hat Sie überhaupt durchgelassen? Die Straße ist gesperrt. Sie können nicht…«
Wieder zeigte ich meinen Ausweis.
»Sind Sie Brandexperte?«
»Wie man’s nimmt, Meister. Kann ich jetzt weiter?«
»Ja, selbstverständlich. Fahren sie bis an die Einmündung der kleinen Gasse.«
»Danke.«
Ich rollte an. Die Einmündung der Gasse war verstopft. Zwei rote Wagen standen hintereinander. Auf der Straße sah ich große Wasserlachen. Männer in Feuerwehrkleidung liefen auf und ab.
Einige hielten die Spritzen fest und schossen armdicke Wasserstrahlen in das völlig niedergebrannte Gebäude.
Wir stiegen aus.
Das Feuer loderte nicht mehr. Wasser hatte es erstickt. Als ich einen Blick in den Fond warf, sah ich den grinsenden Kelim. Klar, daß der Typ seinen Spaß hatte.
Suko blieb zurück, als ich mir den Leiter des Einsatzes herauspickte. Er war unangenehm berührt, beruhigte sich aber, und ich kam mit meinem Anliegen.
»Ist vielleicht noch etwas zu retten gewesen?« fragte ich.
»Nein, nichts.«
»Auch nicht aus dem Keller?«
»Alles verbrannt, Oberinspektor. So etwas habe ich noch nicht erlebt, und ich bin 20 Jahre bei der Feuerwehr. Unwahrscheinlich, kann ich Ihnen sagen. Das Feuer hat sich mit einer sagenhaften Geschwindigkeit ausgebreitet. Wir kamen viel zu spät. Auf die Nachbargebäude hat es zum Glück nicht übergegriffen, was mich auch gewundert hat. Dieses Feuer, diese Hitze, normalerweise hätten auch links und rechts die Häuser in Flammen aufgehen müssen.«
»Ja, das stimmt«, sagte ich.
»Was haben Sie denn für ein Interesse an dem Brand?« wollte er wissen.
»Ich hatte dem Museum eigentlich einen Besuch abstatten wollen.« Ich räusperte mich, weil Rauch in meine Kehle gekommen war. »Leider ist das jetzt zwecklos geworden.«
»Wollten Sie sich etwas Bestimmtes ansehen?«
»Einige Unterlagen, die hier im Museum ihren Platz gefunden haben sollten.«
»Das ist jetzt alles verbrannt.«
»Gibt es Kopien?«
»Nein.«
»So etwas sollte man sich anlegen«, erklärte ich.
Der Feuerwehrchef hob die Schultern. »Das kostet auch Geld, Oberinspektor, und wer hat das schon?«
»Da haben Sie recht.«
Es war ein niederschmetterndes Bild. Ich brauchte erst gar nicht weiter zu schauen. An die
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