018 - Schrei, wenn der Werwolf kommt!
Burschen wegschicken, doch seine innere Erregung ließ es nicht zu. Es würde ihm sicher guttun, sich kurz mit Maiden zu unterhalten. Ein paar Minuten nur. Dann würde er Maiden wieder fortschicken.
Sie gingen in den Livingroom.
»Was zu trinken?« fragte Brad und bat Maiden einen Platz an.
»Bitte, gern«, sagte Colin Maiden und setzte sich mit einem verlegenen Gesichtsausdruck. Brad glaubte ihm anzusehen, dass er nicht gern hierhergekommen war, um sich zu entschuldigen.
Brad goss viel Whisky in ein Glas. Er selbst nahm nur wenig.
»Ich wollte mich in aller Form bei Ihnen wegen dieser dummen Geschichte entschuldigen, Mr. Cool«, sagte Maiden, nachdem er den Drink bekommen hatte.
Brad grinste Maiden an. »Und dafür suchst du dir ausgerechnet den heutigen Abend aus?«
Colin Maiden blickte Brad erstaunt an. »Wieso? Ist heute ein besonderer Abend?«
Brad wies mit dem Daumen nach oben. »Hast du schon mal zum Himmel geguckt?«
»Ich weiß nicht... Jedenfalls nicht bewusst.«
»Es ist Vollmond.«
»Ja. Und?«
»Der Werwolf«, sagte Brad ernst. »Er ist wieder unterwegs! Er wird hierherkommen!«
Colin Maiden schlug sich die flache Hand auf den Mund. Seine Augen weiteten sich erschrocken.
»Großer Gott!« murmelte er entsetzt.
»Das hat uns gerade noch gefehlt!« knurrte Captain Hill ärgerlich. »Zuerst reißt Cool dort drinnen blöde Witze, und dann empfängt er noch diesen Maiden. Hoffentlich bringt Brad ihn schnell genug wieder vor die Tür!«
Der Captain saß mit einem seiner Leute mitten in einem breiten Gebüsch. Er hatte von dieser Position aus einen guten Blick auf das Haus seines Freundes. Die erhellten Fenster strahlten in den Garten hinaus und ließen das Wasser im Swimmingpool phosphoreszierend leuchten.
Hill und sein Untergebener trugen Kopfhörer. Sie nahmen an Brads Unterhaltung teil.
»Wo hast du während der letzten Tage gesteckt?« hörten sie Brad fragen.
»Ich war auf dem Land«, gab Colin Maiden zurück.
»Wieder mal gefixt?«
»Nein. Nicht mehr, Mr. Cool.«
Brad lachte und sagte: »Brav.«
»Es geht auch ohne«, meinte Maiden.
Captain Hill rieb die geballte Rechte in der linken Handfläche.
»Mach schon, Brad!« knurrte er nervös vor sich hin. »Setz den Kerl an die Luft. Den können wir hier nicht gebrauchen. Sag ihm, er soll ein andermal wiederkommen. Heute ist es für ihn zu gefährlich in deinem Haus. Wirf ihn ’raus. Er muss gehen. Jetzt! Mach doch schon, verdammt noch mal.«
Brad blickte Colin Maiden mit einem freundlichen Lächeln an.
»Ich will nicht unhöflich sein, Colin, aber ... du weißt, wen ich erwarte!«
Maiden zuckte zusammen. Er nickte hastig, nahm das Glas zur Hand und trank einen großen Schluck.
»Ja, Mr. Cool. Ich geh’ schon. Vielen Dank für den Drink!«
Er trank aus.
»Gern geschehen«, lächelte Brad.
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Mr. Cool? Ich meine, soll ich die Polizei verständigen, oder sonst was?«
»Es genügt, wenn du gehst«, sagte Brad. »Ich komm’ dich morgen besuchen.«
»Okay, Mr. Cool.«
»Wohnst du wieder in Jackson Heights?«
»Ja, Mr. Cool.«
Colin Maiden erhob sich. Er war in den letzten Minuten sehr unruhig geworden. Brad führte das darauf zurück, dass er sich vor dem Werwolf fürchtete.
Maiden hüstelte aufgeregt. Er tänzelte nervös hin und her. Das Hüsteln hörte sich ab und zu wie ein leises Knurren an.
Brad blickte auf die Hände des Mannes. Er sah mit einem Mal dunkle Haare sprießen. Colin Maiden wurde immer unruhiger. Die Behaarung ging immer schneller vor sich.
Plötzlich fiel es Brad wie Schuppen von den Augen.
Marjorie Woods war nicht vor ihm davongelaufen, weil sie sich gestritten hatten. Sie war vor ihm davongelaufen, weil er sich vor ihren Augen zum Werwolf verwandelt hatte.
Wie in diesem Augenblick!
***
Die Verwandlung setzte sich blitzschnell fort. Schlagartig hatten sich Colin Maldens Hände zu hässlichen Pfoten, mit Krallen an den Fingern, verformt.
Sein Gesicht schwoll auf. Es überzog sich von einer Sekunde zur anderen mit einem dichten, struppigen Fell.
Die Augen begannen mordgierig zu funkeln.
Der Mund wurde zu einer gefährlichen Schnauze, aus der ein erschreckendes Knurren drang. Die Zähne wurden in Sekundenbruchteilen zu tödlichen Reißzähnen.
Mit einem Mal stand ein Wolfsmensch vor Brad Cool.
Brads Hand zuckte sofort zur Luger.
Der Werwolf versetzte ihm einen gewaltigen Hieb. Brads Arm durchraste ein höllischer Schmerz. Er ließ die Luger fallen. Sein Arm war
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