0650 - Bestien in New York
Vorgeschichte
Dieses verdammte würgende Geräusch aus dem Telefonhörer klang noch immer in meinen Ohren nach, als ich den Rover herumriss und in die schmale Einfahrt lenkte, die einen Tunnel in das Haus schnitt. Das Würgen war untermalt gewesen von heftigen, keuchenden Geräuschen, schon kein Atmen mehr, obwohl ein Mensch diese Geräusche von sich gegeben hatte.
Jemand hatte mich sprechen wollen, mir seinen Namen genannt und auch seine Anschrift. Mehr nicht. Dann das Würgen, die Angst, das heftige Atmen.
Ich hatte mich in den Rover gesetzt und auch Suko, meinen Freund und Kollegen, mitgenommen, der sich festhielt, als ich den Wagen so scharf herumriss.
»Willst du alle Rekorde brechen, Alter?«
»Nein, nur nicht zu spät kommen.«
»Okay.«
Wir folgten dem Lichtteppich der Scheinwerferstrahlen, die das beleuchteten, was hinter der Einfahrt lag.
Es war der Hof, ein Gelände mit Gebäuden, die aus Werkstatt und Wohnhaus bestanden und eine flache, barackenähnliche Form aufwiesen.
Fenster schimmerten als viereckige Ausschnitte, wenn das Licht der Scheinwerfer darüber hinwegglitt. Menschen sahen wir nicht. Dafür drückte die Hitze.
In der Dunkelheit hatte es sich nur wenig abgekühlt. Die Hitze schien die Menschen erdrücken zu wollen. Das war kein Wetter für mich.
Am Himmel zeigte sich der Mond. Fahlgelb, kreisrund und in die Tiefe glotzend.
Ich hatte den Wagen mitten auf den Hof gelenkt und ihn gestoppt. Zugleich stiegen Suko und ich aus. Ob sich jemand auf dem Gelände aufhielt, konnten wir nicht erkennen. Wenn ja, hielt er sich gut versteckt. Schatten gab es zur Genüge.
Wir schauten uns um. Der Anrufer hatte nur von einem Hinterhaus gesprochen. Fragte sich nur, welches wir betreten sollten. Es gab eines auf der rechten und das andere auf der linken Seite.
Dann hörten wir Schritte, die sich uns schlurfend näherten. Suko drehte sich zur Einfahrt hin. Unter ihrem Bogen zeichnete sich die Gestalt ab.
Mein Freund ging auf sie zu. Die Gestalt wollte fliehen, aber Suko war schneller, hielt sie fest und sprach mit ruhiger Stimme auf sie ein. Ein Mann antwortete ihm.
Ich ging zu den beiden hin und hörte Sukos Frage: »Ist es hier immer so leer?«
Der Mann holte saugend Luft, bevor er redete. »Nein, nicht immer. Aber die Leute sind verschwunden. Sie haben Angst.«
»Vor wem?«
Der Mann drehte den Kopf und schielte hoch zum Himmel. »Da steht er wieder.«
»Vor dem Vollmond?«
»Richtig.«
Suko lachte leise. »Wie kann man vor einem Vollmond Angst haben? Das begreife ich nicht.«
»Nicht vor ihm, Mister, vor den Folgen. Da drehen manche durch, glauben Sie mir.«
»Wer hier?«
»Cushman!«
Das schien unser Mann zu sein. Einen Namen hatte der Anrufer mir nicht genannt.
»Was tut dieser Cushman?«, wollte ich wissen.
»Er - er schreit, er heult, er dreht hin und wieder durch. Wir können es immer hören, dann flüchten wir.«
»Sagen Sie uns nur, wo wir ihn finden können«, bat Suko.
»In der linken Baracke.«
»Danke.« Suko ließ den Mann los, der einige Schritte zur Seite ging, dann Mut gefasst hatte und seine Frage stellte: »Was - was wollen Sie denn von ihm?«
»Mit ihm sprechen.«
»Und worüber?«
»Gehen Sie lieber«, sagte ich. »Noch eine Frage: Ist er schon einmal gewalttätig geworden?«
»Keine Ahnung.« Der Knabe hatte es plötzlich eilig. Wie ein Irrwisch hetzte er durch die Einfahrt.
Suko schaute mich an. »Was sagst du, John?«
»Bisher nicht viel, Alter. Hier scheinen nur einige Leute Angst bekommen zu haben.«
»Wovor nur?«
»Das werden wir gleich sehen.«
Der Knabe war der Erste gewesen und blieb es auch. Wie leer gefegt war der Hinterhof, in dem wir uns noch einmal umschauten. Dabei streifte mein Blick abermals den Mondkreis und ich dachte an die Worte des Mannes, der dem Vollmond die Schuld für ein verändertes Verhalten gegeben hatte.
Die Tür zum Anbau fand ich an der Seite. Mit der Lampe leuchtete ich sie ab.
Das Ding sah aus, als sei häufig dagegen getreten worden. So viele Macken hatte das Holz. Farbe war kaum noch vorhanden, das Schloss konnte man vergessen. Die Klinke hing traurig nach unten.
Mit dem Fuß drückte Suko die Tür auf. Sie war kaum nach innen geschwungen, da hörten wir das mir bekannte Geräusch.
Ein heftiges Keuchen und Würgen. Dazwischen Worte, die verstümmelt wirkten.
Suko schaute mich an, ich ihn. »Begreifst du das, John?«
»Nein.«
»Warum quält sich dieser Mann? Warum hat er dich…?«
Ich hörte gar nicht hin,
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