0190 - Die Dämonenfürsten
Dämon lachte wieder brüllend. »Das ist dein Ende, Zamorra!« schrie er. Sein Oberkörper neigte sich, raste mit der Geschwindigkeit eines gefällten Baumriesen herab, noch schneller aber waren seine vorgestreckten Arme und Fäuste.
Zamorra ließ das Schwert wirbeln.
Als es mit den kalten Flammen in Berührung kam, sprühten Funken auf. Grelles Leuchten zuckte durch die Nacht. Aber Zarmorras Schwertarm wurde förmlich zur Seite gehebelt. Die zweite Faust, so groß wie eine Schubkarre, traf ihn vor die Brust und schleuderte ihn zu Boden. Lediglich die Magie des Silberanzuges, der reif für die nächste Edel-Discothek gewesen wäre, verhinderte, daß Zamorras Rippen zertrümmert wurden. Dennoch nahm ihm der Schmerz fast die Besinnung. Er konnte mit letzter Anstrengung verhindern, daß das Schwert seiner Hand entfiel.
Pluton richtete sich wieder auf.
Kalte, blaue Flammen tänzelten über den Silberanzug, suchten nach einer durchlässigen Stelle. Zamorra keuchte entsetzt. Er wußte, daß die Flammen ihn verzehren würden, sobald sie eine freiliegende Stelle erreichten. Das schien auch Pluton zu wissen, denn er kümmerte sich nicht weiter um Zamorra, sondern sah sich nach Nicole um.
»Lauf!« keuchte der Parapsychologe. »Lauf, schnell! Nici…«
Doch sie war wie gelähmt.
Warum flieht sie nicht? schrie es in Zamorra. Die blauen Flammen wanderten über seinen Körper. Er begann sich über den Boden zu rollen, um sie zu löschen, doch es wollte ihm nicht gelingen.
Hilf Himmel! Durfte es denn sein, daß dieser Dämon ihn bezwang?
Pluton stampfte auf Nicole zu. Da endlich begriff sie, daß sie jetzt in höchster Gefahr war. Denn sie besaß diesen schützenden Anzug nicht, im Gegenteil! Seit es ihr gelungen war, im Wasser zwischen den tobenden und hungrigen Krokodilen das blutrote Gewand des Todes, das ihr die Schamanen aufgezwungen hatten und das sie fast wie eine Zwangsjacke gefesselt und behindert hatte, abzustreifen, war sie bis auf Schnürsandalen nackt! Nackt und höchst verletzlich!
Sie warf sich herum, versuchte zu entkommen, lief blindlings tiefer in den Wald hinein, obgleich sie wissen mußte, daß es dort von gefährlichen Raubtieren und Ungeheuern wimmelte.
Pluton folgte ihr. Ein Fausthieb fällte einen mannsdicken Urwaldriesen. Dämonenbeine stampften Buschwerk, Sträucher und Jung-Bäume nieder, und dann sah Zamorra, wie sich der flammenumloderte Dämon bückte und zupackte. Und er hörte Nicoles entsetzten, schrillen Schrei.
Das magische Feuer! durchfuhr es ihn.
»Nein!« schrie er. »Nicht…«
Im gleichen Moment hatten die blauen Flammen das Halsstück seines Silberanzuges erreicht, das kragenlos war, dabei aber so aussah, als könnte man einen Raumfahrer-Helm daraufsetzen.
Und das Flämmchen wollte nach Zamorras ungeschützter Haut lecken…
***
Drei Schamanen am Abriß des Steilufers, eine beachtliche Strecke von Zamorra und Nicole entfernt, nickten sich schweigend zu, und nur einer der beiden anderen Dämonendiener, der Hexer, wagte zu sagen: »Nun geht es ihnen doch noch an den Kragen!«
Vier Tempelkrieger, die mit den Strahlen aus ihren Waffen die Fliehenden Zamorra und Nicole nicht mehr hatten stoppen können, lauschten nur, weil sie nicht in der Lage waren, das andere zu erspüren, das sich in einiger Entfernung abspielte.
Aber die magisch Begabten nahmen es wahr, und die drei Schamanen fühlten sich dabei mehr als unbehaglich, weil es ihr Auftrag gewesen war, die Tempeldienerin Nicole den Krokodilen zu opfern. Durch Zamorras Auftauchen hatten sie versagt, und jetzt war einer der Schwarzblütigen persönlich aufgetaucht, um das Werk zu vollenden.
Ein Dämon tat die Arbeit, die eigentlich seinen menschlichen Dienern Vorbehalten blieb, und die drei begannen zu ahnen, daß ihre Rückkehr nach Aronyx alles andere als ein Triumphzug werden würde.
Trotzdem gaben sie den Befehl zum Aufbruch.
Sie ließen sich wieder sitzend auf dem Teppich nieder, hinter ihnen standen Witch und Hexer, und an den vier Ecken des Teppichs kauerten die Krieger.
Erschütterungsfrei hob der Teppich ab, eine etwas nachgebende Fläche, die aber trotzdem ihre Last trug und nicht in die Tiefe stürzen ließ. Fliegend strebte der Teppich der Hauptstadt von Grex zu - dem Tempel der Dämonen entgegen…
***
Was Zamorra auf die verrückte Idee gebracht hatte, wußte er hinterher selbst nicht mehr. Aber instinktiv tat er das Richtige.
Er ging auf die Knie nieder, preßte das Griffstück des Schwertes gegen seinen
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