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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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folgte ihm.
    Zamorra hatte Zeit, das Genick des Chauffeurs zu stieren.
    Mit Sato an Bord gab es nicht mehr viel Platz in dem engen Gefährt und Nicole hatte schon aus Schicklichkeitsgründen gebeten, vorne sitzen zu dürfen.
    Das Polizeipräsidium lag im Parlamentsviertel nördlich der U-Bahnstation Kokai am Rande des Kaiserlichen Palastes.
    Die Beamten führten ihre Zwangsgäste an einem schwerbewaffneten Portier vorbei und brachten sie in den ersten Stock. Dort mußten sie auf einer Holzbank Platz nehmen.
    Die Pässe waren vorher eingezogen worden.
    »Professor Zamorra«, bat der Inspektor, der als einziger die Formen des Anstands gewahrt hatte und von dem man wußte, daß er Muhara hieß.
    Im Hintergrund des Zimmers, das von einer einzigen starken Lampe erhellt wurde, lümmelten sich ein paar hemdsärmelige Gestalten auf den Fensterbänken herum.
    Zamorra mußte auf einem Stuhl Platz nehmen, der im grellen Scheinwerferlicht stand. Er schloß geblendet die Augen.
    Muhara verschwand im Dunkel, das ihn gnädig aufnahm. Zunächst schwieg er lange. Nur die Zigarette, die er rauchte und sein nervöses Hüsteln verrieten, daß er noch da war und auf seine Stunde lauerte.
    »Sie haben mich nicht mitgenommen, um mich zu studieren«, sagte Zamorra ärgerlich. »Ich fürchte, ich muß mich an den französischen Botschafter wenden.«
    »Ich habe also gehört, daß sie auf einem sehr merkwürdigen Gebiet arbeiten, das man Parapsychologie nennt. Beschäftigen Sie sich auch hier mit übernatürlichen Dingen?«
    »Allerdings, und zwar auf Einladung meines Freundes Bill Fleming.«
    »Ich habe von der Fremdenpolizei gehört, daß sich Ihr Freund sehr um die Universitätsbibliothek und den berühmten Büchermarkt von Imbocho kümmert. Dort hat er eine Liste von Werken erstanden, die sich mit der Nichirensekte befassen.«
    »Ist das verboten?«
    »Natürlich nicht. Aber diese Leute sind auf Ihrem Gebiet sehr aktiv, Professor. Und wie Sie wissen, wurde ein Bruder Ihres neuen Bekannten auf etwas ungewöhnliche Weise ermordet. Ich rede von Shio, dessen Fall viel Staub aufgewirbelt hat. Die Wissenschaftler in unseren Labors mußten feststellen, daß das Opfer einzig und allein am Blutverlust gestorben ist. Offenbar wurde der Arme angezapft. Eingeweihte sprechen von einem Yashi-Dämon.«
    »Sind Sie ein Eingeweihter?« Zamorra lächelte spöttisch.
    Die Reaktion von Muhara fiel etwas erschreckend aus. Er knallte die flache Hand auf den Schreibtisch und sprang auf. Er umrundete seinen Schreibtisch und schrie: »Ich bin Polizist. Ich habe keine Lust, zum Hanswurst meiner Vorgesetzten zu werden. In meinem Bericht werden nur ganz einfache Dinge stehen.«
    »Dann halten Sie sich doch einfach an die Fakten, erwähnen Sie nur, was die Labors festgestellt haben und die Spurensicherung ergeben hat. Dann kann nichts passieren.«
    »Ich habe eine andere ganz einfache Erklärung«, sagte Muhara, der sich mühsam beherrschte. »Dieser Sato hat seinen Bruder auf dem Gewissen. Ihre Familie ist steinreich. Jetzt, wo Shio tot ist, erbt Sato alles. Hat er seine Mönchsklause über?«
    »Da müssen Sie ihn schon selbst fragen.«
    »Erst frage ich Sie, was Sie bei ihm wollten!«
    »Ich brauchte einen Rat und Hilfe. Denn ich gehe davon aus, daß ein Yashi-Dämon der Täter ist.«
    »Einfach so?«
    »Nein, ich habe Anhaltspunkte.« Zamorra schwieg, weil er nicht auch noch sein Amulett ins Spiel bringen wollte. Da wäre der Inspektor restlos überfordert gewesen.
    »Und jetzt waren Sie auf dem Wege, den Dämon zu stellen?«
    »Sato hat Informationen, wo wir die Quelle des Bösen suchen müssen. Er wollte uns hinführen. Da kamen Sie dazwischen.«
    Im Hintergrund ertönte Gelächter. Muhara rang sichtlich um Fassung. Wütend stellte er die Lampe so ein, daß sie Zamorra nicht mehr blendete.
    »Ich komme Ihnen entgegen, wie Sie sehen«, stöhnte Muhara. »Nun machen Sie es mir aber auch nicht schwerer als nötig.«
    »Ich kann meine Aussage nur wiederholen.«
    Muhara winkte seinen Kollegen wütend, ihr Gelächter einzustellen. Als sie merkten, daß es ihm ernst war, schwiegen sie betroffen.
    »Ich habe nichts dagegen, aber je skeptischer ein Mensch diesen Dingen gegenübersteht, desto gefährlicher sind sie für ihn«, warnte Zamorra. »Sie müssen das in Kauf nehmen.«
    »Ich werde das überleben«, grinste Muhara.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf. Sato erschien unaufgefordert, und obwohl es unmöglich war, daß er durch die gepolsterte Tür etwas

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