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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hyänen für den Henker
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»So ein Blödsinn!«, knurrte Phil ärgerlich und schob die Zeitung beiseite.
    Unser alter Kollege Neville jedoch schüttelte missbilligend sein Haupt. Er schien anderer Meinung zu sein.
    »Das Syndikat lebt«, meinte er nachdenklich. »Ich habe nie daran gezweifelt, und wir werden es ebenso wenig vernichten können wie die Mafia oder Ku-Klux-Klan. Derartige Organisationen üben eine faszinierende Wirkung auf alle Menschen mit unterdrückten Komplexen, übermäßigem Geltungsbedürfnis oder auch schweren Minderwertigkeitsgefühlen. Das ist ihr Geheimnis, das Geheimnis ihrer Unsterblichkeit. Wir haben Kriege gewonnen, Atombomben erfunden und ungeheure Fortschritte in Wissenschaft und Technik gemacht. Nur eines werden wir niemals erreichen: noch in tausend Jahren, wenn dann noch Menschen leben sollten, wird man vergeblich gegen das Syndikat kämpfen. Verbrecher kann man fassen, einsperren oder hinrichten, das Verbrechen aber ist unausrottbar.«
    »Hör auf zu philosophieren!«, entgegnete ich, »dabei kommt nichts heraus! Außerdem ist das, was da steht, leeres Zeitungsgewäsch. Trinken wir noch einen, und dann ist es Zeit zum Schlafen.«
    Es war erst halb zwölf, als ich zu Bett ging. Endlich konnte ich mich einmal grünlich ausschlafen.
    Als die Telefonklingel schrillte, erschrak ich heftig, fuhr hoch und tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe.
    »Hallo, hier ist Cotton.«
    »DAS SYNDIKAT LEBT!«, sagte die Stimme am anderen Ende, und dann wurde aufgelegt.
    Es war genau Mitternacht.
    Ich fluchte, knallte den Hörer auf die Gabel und legte mich auf die andere Seite.
    ***
    Am Morgen hatte ich den Anruf schon wieder vergessen.
    Im Office war nichts Besonderes los. Es muss ja auch bei der Bundespolizei nicht immer was los sein. Zehn Minuten nach mir erschien Phil.
    »Das Syndikat lebt«, sagte er grinsend, während er seinen Hut an den Haken hängte.
    »Ist das der neuste Gruß? Kannst du nicht gesittet ›Guten Morgen‹ sagen!«
    »Ich dachte nur, Abwechslung ist auch ganz schön«, grinste er. »Genau um Mitternacht hat ein Idiot mich angerufen und mit diese Wahrheit verkündet.«
    »Dir auch?«, fragte ich erstaunt. »Mir ist dasselbe passiert.«
    Wir standen beide da und sahen uns dumm an.
    »Irgendeiner hat sich in den Kopf gesetzt, die Welt durcheinanderzu bringen«, meinte ich. »Entweder hat der Mann eine ausgefallene Auffassung von Humor, oder…«
    Ich kam nicht dazu, auszureden, denn im gleichen Augenblick schnarrte das Haustelefon.
    Es war Mister High, unser Chef, der uns bat, ihn sofort aufzusuchen.
    »Setzen Sie sich«, sagte er knapp. »Es sind heute Nacht einige merkwürdige Telefonanrufe erfolgt. Noch weiß ich nicht, was ich davon halten soll, aber sie haben genügt, um allerhand Leute durcheinanderzubringen. Ich habe hier eine Liste der Personen, die Meldung davon gemacht haben, aber ich bin sicher, dass es noch viel mehr Leute gibt, die das nicht getan haben. Genau zwischen zwölf und ein Uhr klingelte der Fernsprecher beim Bürgermeister, beim Polizeisenator, beim Präsidenten der Handelskammer, beim High Commissioner der Stadtpolizei, bei Mr. Wannemaker, Mr. Rockefeiler jun., beim Präsidenten der Bundesbank, bei dem Direktor der First National und bei weiteren prominenten Persönlichkeiten. Der Anrufer sagte nicht weiter als: Das Syndikat lebt, und dann hängte er ein. Verschiedene haben sofort versucht festzustellen, von wo der Anruf kam, aber da sie ausnahmslos dem Selbstwähldienst angeschlossen sind, war das Ergebnis gleich null.«
    »Sie können uns beide Ihrer Liste anfügen«, grinste ich. »Bei uns hat sich nämlich derselbe Spaßmacher gemeldet.«
    »Ich bezweifle, dass es ein Spaßmacher war.«
    Unser Chef, legte, wie immer, wenn er scharf nachdachte, die Fingerspitzen zusammen und stützte die Arme auf den Schreibtisch. »Ein Spaßvogel hätte den Trick bei drei, vier oder fünf Leuten angebracht, aber nicht bei zwanzig oder vielleicht sogar bei fünfzig. Dahinter steckt Methode. Jemand versucht, Unruhe zu stiften und vielleicht den Boden für irgendwelche dunklen Pläne vorzubereiten. Ich bezweifle sogar, dass der Mann dem Syndikat angehört.«
    »Und was sollen wir dabei tun?«, fragte Phil.
    »Vorläufig nichts. Nichts anderes, als die Augen offen halten.«
    ***
    Es klopfte, und der alte Neville betrat das Zimmer unseres Chefs, was sehr selten geschah.
    »Was ist los?«, fragte der.
    »Verzeihen Sie die Störung, Chef«, knurrte Neville. »Aber da ist so ein Schweinekerl, der

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