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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Die
Freiwilligen üben jeden Tag im Park ...«
    »Bindet
mir den Sack auf den Rücken«, sagte Dave. »Schnell!«
    »Warum
... ?« begann Rainbird.
    »Bindet
ihn mir auf den Rücken«, schrie Dave. Schwere Schritte kamen die Außentreppe
herunter. Während Angus MacGregor dem Spüljungen in aller Eile den Sack auf dem
Rücken festzurrte, und Alice und Jenny außer sich vor Angst die Blutflecken auf
dem Fußboden wegwischten, klopfte es laut und gebieterisch an die Tür.
    »Im
Namen des Königs, aufmachen!« rief eine barsche Stimme.
    Dave
krabbelte mit dem Sack auf dem Rücken über den leeren Küchenherd in den Kamin
und ergriff die erste Eisensprosse, die für die jungen, die dem Kaminkehrer
helfen mussten, angebracht war.
    »Schieb
mich hoch«, zischte er MacGregor zu.
    Mrs.
Middleton hatte oft über den altmodischen Küchenherd mit seinem riesigen Kamin
geklagt, aber jetzt dankte sie Gott glühend für Jonas Palmers Sparsamkeit.
    Rainbird
öffnete die Tür. Ein großer Offizier, auf dessen scharlachroter Regimentsuniform
der Schnee glitzerte, schob sich an ihm vorbei in die Küche. Er wurde von einem
Sergeant, einem berittenen Polizisten und einem Detektiv begleitet.
    »Die
anderen bleiben draußen, bis ich euch rufe«, rief der Offizier über die
Schulter zurück.
    »Was
kann ich für Sie tun?« fragte Rainbird.
    »Wo ist
Ihr Herr?« fragte der Offizier.
    »Mein
Herr«, sagte Rainbird, »ist der Duke of Pelham. Er ist an der Universität
Oxford. In der Zwischenzeit trage ich hier die Verantwortung.«
    »Name?«
    »Mr.
John Rainbird.«
    Der
Offizier machte eine ruckartige Kopfbewegung, und sein Sergeant hielt dem
Butler eine Laterne vors Gesicht. Der Offizier musterte den Butler von Kopf bis
Fuß. Rainbird trug die Livree, die ihm die letzten Mieter gekauft hatten -
schwarzer Frack, weiße Weste, schwarzseidene Kniehosen, weiße Strümpfe und
Schnallenschuhe.
    »Es ist
folgendes«, sagte der Offizier, während seine Stimme widerstrebend einen Hauch
von Respekt annahm. »Eine Frau hat berichtet, dass sie einen Mann beobachtet
hat, der im Green Park ein Reh getötet hat. Eines ist sicher, dass der Schnee
voller Blut war. Wir sind der Blutspur gefolgt, und sie führte direkt hierher.
Deshalb werden wir das Haus jetzt vom Keller bis zum Dach durchsuchen.«
    »Unsinn«,
schnaubte Rainbird. »Ich bin doch kein Dieb, was fällt Ihnen ein, mein Herr.«
    »Mag
sein. Aber einer von euch ist einer. Wie erklären Sie sich diese Blutspur?«
    »Ich
habe keine Ahnung«, sagte Rainbird noch steifer als in seinen abweisendsten
Momenten.
    Aus dem
Kamin hörte man einen leisen Fluch.
    »Wer
ist da?« rief der Offizier heftig.
    »Es ist
nur der Kaminkehrer«, sagte MacGregor.
    »Schotte,
was?« fragte der Offizier misstrauisch. Wenn die Schotten nicht zur Oberklasse
gehörten, wurden sie immer noch mit Misstrauen und Argwohn betrachtet und auf
der Straße oft angespuckt. Waren sie nicht wilde Fremde, die in Horden in den
Süden eindrangen und anständigen Engländern die Arbeit wegnahmen? Er schaute
nach unten auf MacGregors Schuhe, und seine Augen verengten sich zu einem
schmalen Spalt, als er die Spuren von Schmutz und schmelzendem Schnee sah.
    »Ich
will nur einen Blick in den Kamin hinaufwerfen«, sagte er.
    »Hilfe!«
kam es in diesem Augenblick wehklagend aus der Spülküche. »Oh ... ich sterbe.«
    »Das
ist Lizzie!« rief Rainbird. Er ging auf die Tür zur Spülküche zu, aber sie
sprang im selben Moment auf, und Lizzie taumelte über die Schwelle. Helles Blut
spritzte aus der Vene am Handgelenk, und ihre Augen waren wild vor Angst.
    »0
Gott!« rief der Offizier.
    Rainbird
riss sein Taschentuch heraus, packte einen Holzlöffel und wand eine Aderpresse
um Lizzies Arm. »Was ist denn passiert, Mädchen?« fragte er und vergaß über
diesem neuen Schrecken die Gefahr, in der sie sich befanden.
    »Ich
war im Green Park«, flüsterte Lizzie weiß bis auf die Lippen, »und ich bin
ausgerutscht und in den Schnee gefallen
    und
habe mir das Handgelenk an einer zerbrochenen Weinflasche aufgeschnitten.«
    »Wir
bringen sie zum St.-George-Hospital«, sagte Alice und trat ins
Licht. »Sie werden uns helfen, Captain.« Sie sagte das, als wäre es eine
Feststellung, nicht eine Aufforderung. Der Offizier sah Alice' goldene
Locken, die unter ihrem frischgestärkten Häubchen glänzten; er sah, wie sich
ihr schöner Busen langsam hob und senkte; er sah die weiche Haut ihres
Gesichts, und er sah ihre großen himmelblauen Augen.
    Das Reh
war

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