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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dann konnte ich in dieser Lage viel besser hören als mit erhobenem Kopf. Sie sprachen in jenem hastigen Flüsterton, welcher die Worte auf einige Schritte hin verständlich macht.
    „Den Kapitän lassen wir ungeschoren“, sagte eben derjenige, in dessen Nähe ich lag. „Er hat Euch zwar auf das Trockene gesetzt, streng genommen, aber seine Pflicht getan. Weiß du, Locksmith, er ist zwar auch ein verdammter Deutscher, aber es kann uns nichts nutzen, sondern nur schaden, wenn wir ihm an den Kragen gehen. Wenn wir uns hier in Texas festsetzen und auch halten wollen, so dürfen wir es mit den Steamleuten nicht verderben.“
    „Gut! Ganz wie Ihr wollt, Capt'n. Der Indsman ist uns entgangen. Kein Indianer setzt sich nach La Grange, um eine ganze Nacht lang auf das Abgehen des Bootes zu warten. Aber die beiden andern sind noch da, die deutschen Hunde, welche wir aufknüpfen wollten. Sie sind Spione und müssen gelyncht werden. Könnte man nur erfahren, wo sie sind. Sie sind wie Luft aus ihrer Gaststube verschwunden, zum Fenster hinaus, diese Feiglinge!“
    „Wir werden es erfahren. Die ‚Schnecke‘ ist ja deshalb im Wirtshaus sitzengeblieben, und er wird nicht ruhen, als bis er erfährt, wo sie stecken. Er ist ein schlauer Patron. Ihm haben wir es auch zu danken, daß wir wissen, daß dieser Lange hier von dem Mexikaner das Geld für sein Haus erhalten hat. Wir werden also ein sehr gutes Geschäft machen und vielen Spaß haben. Der Junge hat als Offizier gegen uns gekämpft und soll dafür aufgeknüpft werden. Der Alte hat ihn in die Uniform gesteckt und muß dafür bezahlt werden; aber hängen wollen wir ihn nicht. Er wird so viel Prügel bekommen, daß ihm das Fleisch vom Rücken springt. Dann werfen wir ihn heraus und stecken die Bude an.“
    „Ihm bringt das keinen Schaden, denn sie gehört ihm nicht mehr“, entgegnete der andere.
    „Desto mehr wird es den Mexikaner ärgern, der sicherlich niemand mehr über den Rio Grande hinüberschickt, um Juarez zu dienen. Wir räumen auf und geben ihm einen Denkzettel, den er sicher nicht hinter den Spiegel steckt. Die Leute sind instruiert. Aber bist du wirklich überzeugt, Locksmith, daß deine Schlüssel passen werden?“
    „Beleidigt mich nicht, Capt'n! Ich verstehe mein Geschäft. Die Türen, um welche es sich in diesem Haus handelt, können meinem Dietrich nicht widerstehen.“
    „So mag es gehen. Wenn die Kerle sich nur bald zur Ruhe legten. Unsere Leute werden ungeduldig sein, denn es sitzt sich verteufelt schlecht in den alten Holunderbüschen dort hinter dem Stall. Lange's haben alle ihre Scherben dort hingeworfen. Ich wollte, Ihr könntet bald gehen und unseren Kameraden ein Zeichen geben. Will doch noch einmal an dem Laden horchen, ob sie wirklich noch nicht im Bett sind, diese deutschen Nachteulen.“
    Der ‚Capt'n‘ stand auf und ging leise zu dem einen Laden der Wohnstube. Er wurde von seinen Gefährten Capt'n genannt; diese Bezeichnung und auch die Unterredung, welche ich eben gehört hatte, gaben Grund zu der Vermutung, daß er der Anführer sei. Der andere war mit dem Worte ‚Locksmith‘ bezeichnet worden. Das heißt Schlosser. Vielleicht hieß er so; wahrscheinlich aber war er Schlosser, da er gesagt hatte, daß er sich auf den Gebrauch des Dietrichs verstehe. Und eben jetzt machte er eine Bewegung, bei welcher ich ein leises Klirren hörte. Er hatte Schlüssel bei sich. Aus diesen Gedanken wurde ich aufgestört durch ein leises Zupfen an meinem Bein. Ich kroch zurück. Old Death lag hinter den Stangen. Ich schob mein Gesicht an das seinige, und er fragte mich leise, ob ich alles gehört und verstanden hätte. Ich bejahte.
    „So wissen wir, woran wir sind. Werde diesen Burschen einen Streich spielen, über den sie noch lange die Köpfe schütteln sollen! Wenn ich mich nur auf Euch verlassen könnte!“
    „Versucht es einmal mit mir! Was soll ich denn tun?“ antwortete ich.
    „Den einen Kerl bei der Gurgel nehmen.“
    „Well, Sir, das werde ich!“
    „Gut, um aber ganz sicher zu gehen, will ich Euch erklären, wie Ihr es anzufangen habt. Horcht! Er wird doch nicht hierher hinter die Stangen kommen!“
    Der ‚Capt'n‘ kehrte vom Laden zurück. Glücklicherweise setzte er sich gleich wieder nieder.
    Old Death hielt es nicht für notwendig, sie weiter zu belauschen. Er raunte mir zu:
    „Also, ich will Euch sagen, wie Ihr den Kerl zu fassen habt. Ihr kriecht zu ihm hin und befindet Euch also hinter ihm. Sobald ich einen halblauten Ruf

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