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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unbedingt rächen würde. Wir müssen gleich beim ersten Angriff zeigen, daß wir unerbitterlich sind. Gelingt es den Kukluxern, sich hier festzusetzen, so sind wir verloren; sie werden sich über uns hermachen und einen nach dem andern abwürgen. Darum bin ich der Meinung, daß wir ihnen heute einen Empfang bereiten, der ihnen einen solchen Schreck einjagt, daß sie es nicht wagen, wiederzukommen. Ich hoffe, daß dies auch Eure Meinung ist.“
    Die andern stimmten ihm alle bei.
    „Schön!“ fuhr er fort, da man ihm als dem Ältesten das Wort ließ. „So haben wir unsere Vorbereitungen so zu treffen, daß nicht nur ihre Absicht mißlingt, sondern daß sie selbst es sind, gegen welche der Spieß gerichtet wird. Will einer von euch einen Vorschlag machen? Wer einen guten Gedanken hat, der mag ihn hören lassen.“
    Seine Augen und diejenigen der andern richteten sich auf Old Death. Dieser wußte als erfahrener Westmann jedenfalls besser als sie alle, wie man sich gegen solche Feinde zu verhalten habe. Er sah die erwartungsvollen Blicke und die in denselben liegende stille Aufforderung, zog eine seiner Grimassen, nickte leise vor sich hin und sagte:
    „Wenn die andern schweigen, so will ich einige Worte sagen, Mesch'schurs. Wir haben nur mit dem Umstand zu rechnen, daß sie erst dann kommen werden, wenn Master Lange sich niedergelegt hat. Wie ist Eure Hintertür verschlossen? Durch einen Riegel?“
    „Nein, durch ein Schloß, wie alle meine Türen.“
    „Well! Auch das werden sie wissen, und ich kalkuliere, daß sie sich mit falschen Schlüsseln versehen haben. Wenigstens wäre es unverzeihlich von ihnen, wenn sie das nicht getan hätten. Die Gesellschaft wird jedenfalls auch Mitglieder haben, die Schlosser sind oder mit einem Dietrich umzugehen wissen. Sie kommen also ganz gewiß herein, und es liegt nun an uns, zu beraten, wie wir sie empfangen werden.“
    „Natürlich mit den Gewehren. Wir schießen sofort auf sie!“
    „Und sie schießen auf Euch, Sir! Das Aufblitzen eurer Gewehre verrät ihnen, wo ihr euch befindet, wo ihr steht. Nein, nicht schießen. Ich kalkuliere, daß es eine wahre Wonne wäre, sie gefangen zu nehmen, ohne uns der Gefahr auszusetzen, mit ihren Waffen in Berührung zu kommen.“
    „Haltet Ihr das für möglich?“
    „Sogar für verhältnismäßig leicht. Wir verstecken uns im Haus und lassen sie herein. Sobald sie sich in Eurer Kammer befinden, werfen wir die Türen zu und verschließen sie. Einige von uns halten vor den letzteren Wacht und einige draußen vor dem Fenster. So können sie nicht heraus und müssen sich einfach ergeben.“
    Der alte Deutsche schüttelte bedächtig den Kopf und stimmte energisch dafür, die Einbrecher niederzuschießen. Old Death kniff bei der Entgegnung des Alten das eine Auge zu und zog ein Gesicht, welches sicher ein allgemeines Gelächter hervorgerufen hätte, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre.
    „Was macht Ihr da für ein Gesicht, Sir?“ fragte Lange. „Seid Ihr nicht einverstanden?“
    „Gar nicht, Master. Der Vorschlag unseres Freundes scheint sehr praktisch und leicht ausführbar zu sein; aber ich kalkuliere, daß es ganz anders kommen würde, als er denkt. Die Geheimbündler wären ja geradezu Prügel wert, wenn sie es so machten, wie er es ihnen zutraut. Er meint, daß sie alle zugleich hereinkommen und sich wie auf einen Präsentierteller vor unsere Gewehre stellen werden. Wenn sie das täten, so hätten sie kein Hirn in ihren Köpfen. Ich bin der Überzeugung, daß sie die Hintertür leise öffnen und dann aber erst einen oder zwei hereinschicken werden, um zu rekognoszieren. Diesen einen oder zwei Kerle können wir freilich niederschießen; die andern aber machen sich schleunigst aus dem Staub, um bald wieder zu kommen und das Versäumte nachzuholen. Nein, Sir, mit diesem Plan ist es nichts. Wir müssen sie alle, alle hereinlassen, um sie zu fangen. Dafür habe ich auch noch einen andern und sehr triftigen Grund. Selbst wenn Euer Plan ausgeführt würde, so widerstrebt es mir, eine solche Menge von Menschen mit einem einzigen Pulverkrache und ohne daß ihnen ein Augenblick bleibt, an ihre Sünden zu denken, in den Tod zu befördern. Wir sind Menschen und Christen, Mesch'schurs. Wir wollen uns zwar gegen diese Leute wehren und ihnen das Wiederkommen verleiden, aber das können wir auf eine weniger blutige Art und Weise erreichen. Bleibt Ihr dabei, sie wie ein Rudel wilder Tiere niederzuschießen, so tut es meinetwegen; ich

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