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020 - Die Blutgraefin

020 - Die Blutgraefin

Titel: 020 - Die Blutgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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guter Gedanke.
    Vielleicht gelingt es Ihnen, sie wenigstens zu einer gewissen Toleranz zu überreden.«
    »Wo ist sie?«
    »Hier, im Nebenzimmer. Es schien mir besser, sie von den übrigen Herrschaften abzusondern.«
    Sie führte mich zu einer Tür, die hinter Vorhängen versteckt war und nickte mir zu, einzutreten.
    Was ich dann auch tat. Der Raum war nicht viel kleiner als das Wohnzimmer und mit ebensolch antiquiertem Mobiliar ausgestattet. Es schien eine Art Wartezimmer. In der Düsternis des Raumes sah ich das Mädchen nicht sofort. Wohl aber vernahm ich ihre spöttische Stimme.
    »Ah, ein neuer Bekehrer! Unmaskiert, wie ich sehe. Das ist schon ein Fortschritt.« Sie trat aus dem Schatten, den die dunkelroten Vorhänge seitlich am Fenster warfen. Sie war schwarzhaarig, schlank, fast so groß wie ich, mit einem hübschen, breiten Gesicht und lebhaften Augen. Ihr roter Mund war noch von Spott verzogen. Sie trug einen gelben Pulli und mittelneue Jeans. Ihre nackten Füße steckten in Sandalen und hatten allerhand vom schwarzen Straßenstaub abbekommen.
    Ihre Arme waren braungebrannt wie ihr Gesicht. Sie sah mich herausfordernd an.
    Ich sagte: »Guten Tag. Madame Ferenczek hat mir leider Ihren Namen nicht genannt.«
    »Um so besser«, erwiderte sie triumphierend.
    »Das ist wohl Ihre Art von Maske«, stellte ich fest.
    Sie sah mich sprachlos an. Dann zuckte sie die Schultern.
    »Hier haben doch alle was zu vertuschen und zu verbergen.«
    »Sie auch?«
    »Vielleicht«, entgegnete sie schnippisch, und der alte Spott war wieder in ihrem Blick. Sie bequemte sich aber doch dazu, mir ihren Namen zu nennen.
    »Ich heiße Ornella Rehmer.«
    »Ornella?« wiederholte ich überrascht. »Das ist ein ungewöhnlicher Vorname.«
    Sie zuckte erneut mit den Schultern. »Hier vielleicht«, und herausfordernd fügte sie hinzu: »Nun beginnen Sie schon mit Ihrer Missionstätigkeit. Sie machen mich neugierig, weil Sie ganz vernünftig aussehen.«
    Ich ersparte mir ein sarkastisches ›Danke‹.
    »Missionstätigkeit?«
    »Sie wollen mich doch zu dem spiritistischen Krimskrams bekehren, oder?«
    »Ich werde mich hüten«, sagte ich abwehrend.
    »Nein?« Sie schien beinahe enttäuscht. »Was sonst …«
    »Ich möchte Sie um etwas bitten«, sagte ich rundheraus.
    »Und das wäre?« fragte sie lauernd.
    »Toleranz.«
    »Ach ja«, meinte sie. Sie nahm in einem der Lehnstühle Platz, und ich setzte mich ihr gegenüber, um sie lange zu betrachten.
    Sie wirkte anziehend auf mich. Vor allem ihr Gesicht, ihr Mund – selbst mit diesem spöttischen Zug. Ich ertappte mich dabei, dass ich mir vorzustellen versuchte, wie ihr Gesicht gefühlvoll oder gar leidenschaftlich aussehen mochte.
    Es machte sie offenbar verlegen, wie ich sie ansah, deshalb senkte ich rasch den Blick und sagte: »Es ist für mich eine einmalige Chance, eine Seance von Madame Ferenczek mitzuerleben. Könnten Sie nicht versuchen, das alles ohne Spott und Kommentar über sich ergehen zu lassen, wenn ich Sie darum bitte? Oder einfach fortgehen?«
    Sie sah mich verwundert an, aber ich bemerkte mit Erleichterung, dass ihr Spott verschwunden war.
    »Junge, Junge«, meinte sie kopfschüttelnd, »Ihnen geht die Sache aber an die Nieren.«
    Als ich keine Antwort gab, nickte sie. »Aber es wird nicht leicht sein. Ich bin nicht ganz freiwillig hier.«
    »Ich weiß. Aber macht es wirklich einen so großen Unterschied? Sind Sie nicht neugierig?«
    »Nein«, stellte sie fest. »Nicht auf das!« Sie ballte verbittert die Fäuste. »Was bildet sich der alte Knauser überhaupt ein, einfach in meiner Vergangenheit herumzuschnüffeln?«
    »Aber Sie glauben doch nicht, dass was dran ist«, wandte ich ein. »Dann kann es Ihnen doch egal sein.«
    »Nein, das ist es nicht«, erwiderte sie heftig. »Ich komme mir vor wie eine Zuchtstute für sein vornehmes Bubi. Mir reicht es jetzt. Ich habe genug von diesen Leuten. Ich gehe!«
    Sie meinte es ernst. Ich fand es erleichternd und bedauerlich zugleich. Ich schwankte zwischen der Erleichterung, dass die Seance gerettet war, und dem Impuls, sie aufzuhalten. Und bevor ich irgendwelche Worte fand, ging sie bereits zur Tür.
    Dort wandte sie sich noch einmal um und sagte versöhnlich:
    »Bitten Sie Frau Ferenczek um Verzeihung für mich?«
    »Ja«, sagte ich und suchte verzweifelt nach Worten. Dann war sie draußen. Ich hörte, wie sie Madame Ferenczek grüßte, dann klapperten ihre Sandalen im Stiegenhaus. Ich dachte an ihr hübsches Gesicht und an ihre Art

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