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020 - Die Blutgraefin

020 - Die Blutgraefin

Titel: 020 - Die Blutgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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sprang auf und stürzte sich auf Darvulia. Für diese musste der Angriff völlig unerwartet gekommen sein. Ornella hatte instinktiv das richtige getan. Mit ganzer Kraft versetzte sie der Alten einen Stoß, der diese auf den mächtigen Kamin zutaumeln ließ, in dem hell das Feuer brannte und die Folterwerkzeuge zur Glut brachte.
    Die Stange, mit der sie mich gequält hatte, entfiel ihr, kam zwischen ihre Beine und beraubte sie des letzten Haltes. Sie fiel mit dem Gesicht voran in die Glut.
    Ein dämonisches Kreischen erfüllte das Gewölbe, so schrill, dass es durch Mark und Bein ging. Die Flammen züngelten auf, als hätten sie sich an der Hölle selbst entzündet. Sie hüllten die Alte gierig ein.
    Ornella stand erstarrt und beobachtete das Schauspiel fasziniert. Sie zuckte, als spürte sie etwas von der Qual der Alten,
     

     
    als wäre noch etwas davon in ihr – ein Stück dieser unmenschlichen Kreatur, die die Jahrhunderte überdauert hatte.
    Als die Flammen über der Glut verloschen, erwachte auch Ornella aus ihrer Trance. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, als sie mich gewahrte und das Blut sah, das noch immer auf den Steinboden tropfte. Hastig machte sie sich an der Winde zu schaffen.
    Ich fühlte meine Sinne schwinden, als der Käfig nach unten schaukelte.
    Als ich erneut erwachte, lag ich auf dem Boden des Waschhauses. Ornella hatte mich mit einem Großteil ihres weißen Gewandes notdürftig verbunden. Sie kniete bleich und stumm neben mir. Sie war noch immer voll Blut, aber Tränen hatten breite Wege in das Rot gezeichnet. Als sie sah, dass ich bei Bewusstsein war, schlang sie die Arme um mich.
    »O Alf«, flüsterte sie und weinte.
    Ich wusste plötzlich, was Darvulia gefürchtet hatte und was ihr schließlich zum Verhängnis wurde:
    Ornellas Liebe zu mir – die stärker gewesen war als der dämonische Bann.
    Lange starrte ich in Ornellas Gesicht und ihre nun wissenden Augen.
    Ja, es gab keinen Zweifel: Sie war frei! Frei von dem Spuk, den ich aus der Vergangenheit beschworen hatte.
    »Alf«, sagte sie, »wo sind wir?«
    Ich war zu schwach, um zu gehen, und Ornella hätte mich nie und nimmer ins Dorf schleppen können. So blieb uns nichts anderes übrig, als auf Dr. Fiegweil zu warten und die Hilfe, die er vielleicht heranschaffte.
    Schwarze Gewitterwolken türmten sich am abendlichen Himmel. Als es dunkler wurde, sahen wir endlich Lichter den Weg zum Schloss heraufkommen und hörten auch die Stimmen der Männer. Sie begannen zu rufen, und Dr. Fiegweils Gesicht tauchte bald darauf vor uns auf.
    Während einige der Einheimischen noch auf der Ruine blieben, um die Toten zu bergen, wurden wir in einem Wagen nach Cachtice zurückgeschafft. Ein Sturm kam auf und peitschte über den kahlen Berg mit einem unheimlichen Heulen. Die Nacht war schwarz, und ein Gewitter entlud sich über den Bergen von Csejthe, wie es die Menschen dort noch nie erlebt hatten.
    Die Worte des Chronisten kamen mir in den Sinn und ließen mich schaudern: Es schien, als seien Hexen gestorben!
     
     
     
    ENDE
     

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