0202 - Die Rache der Toten
gerettet.
Aber daß das Regenbogenmaterial, das Zeus zur Verfügung gestellt hatte, magisch schützende Funktion besitzen sollte, wollte Zamorra jetzt endgültig nicht mehr glauben.
Er sah die Meeghs an. Die Schwarzen reagierten immer noch nicht, aber Zamorra spürte, daß ihr Respekt nicht mehr so groß war wie zuvor. Der Kampf hatte seinem Ansehen geschadet, noch mehr aber, daß Fenrir ihm geholfen hatte und nicht der Regenbogen.
Der Meister des Übersinnlichen gab sich betont lässig und schnipste mit den Fingern.
»Auf geht’s«, murmelte er.
***
Zu dieser Zeit standen zwei Menschen vor einem goldenen Skelett, dessen Kopf fehlte. Damon und Byanca waren gekommen, um den sterblichen Überresten Ansu Tanaars die letzte Ehre zu erweisen und ihr ein Begräbnis nach lemurischem Ritual zu geben.
Byanca lauschte in die Ferne. Sie hatte sich in jene Richtung gewandt, in die Zamorra, Nicole und Ansus Bewußtsein mit dem fliegenden Teppich verschwunden war. In jener Richtung wußten sie jetzt die geheimnisvolle Lenkzentrale der Unheimlichen.
Und obgleich Byanca vorher nichts gespürt hatte – jetzt fühlte sie, daß sich dort in der Ferne etwas veränderte.
Normalerweise wäre sie niemals darauf aufmerksam geworden, zu gut war die Lenkzentrale abgeschirmt. Aber Byanca spürte jetzt den Hauch der Veränderung.
»Die Lenkzentrale verläßt ihren Standort«, flüsterte sie.
Damon nickte.
»Ja«, sagte er. »Zamorra hat es geschafft. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber nun kann Ansus Gebein die letzte Ruhe finden, denn es wird kein drittes Mal nötig sein, die Meeghs von Sestempe fernzuhalten.«
Byanca schwieg und dachte seine Gedanken weiter.
Wenn es Zamorra und Ansu gelang, die Lenkzentrale zu zerstören, war die Macht der Meeghs gebrochen. Wenn nicht – würde die Straße der Gotter untergehen.
Es gab nur diese beiden Möglichkeiten, und in beiden würde Ansus Skelett nicht mehr benötigt werden.
Und gleichzeitig begannen sie mit dem Ritual.
Aber die Lenkzentrale der Meeghs bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit ihrem Ziel entgegen. Wo immer es auch liegen mochte…
***
Das Ziel lag in wystlicher Richtung, einer der fünf Himmelsrichtungen, an die man sich in der SdG zu gewöhnen hatte, und war der ORTHOS. Eingebettet in die schützenden Felsen eines Berghanges, lag der Dämonenhort in fast unangreifbarer Sicherheit.
Fast!
Zamorra hatte bereits eine vage Idee, wie er ins Innere gelangen konnte. Und teilweise bedauerte er Dreizehns Ableben, andererseits aber erleichterte es ihn auch, denn der Dämon konnte nun seine Artgenossen nicht mehr warnen.
Geräuschlos und erschütterungsfrei flog der Super-Spider, und die Bildwiedergabe vermittelte Zamorra einen Eindruck der Geschwindigkeit, mit der dies geschah. Die Lenkzentrale war in jeder Beziehung das mächtigste Raumschiff dieser dämonischen Rasse, das Zamorra jemals kennengelernt hatte. Trotz seiner gewaltigen Abmessungen war es schneller und wendiger als jeder andere Spider.
Zwischendurch wagte er einen telepathischen Tastversuch in Richtung Nicole. Doch sie schien begriffen zu haben und schirmte sich ab, soweit sie es einst von ihm gelernt hatte. Doch allzu viel besagte auch das nicht, denn Zamorras telepathische Fähigkeiten waren nur äußerst schwach ausgeprägt, und das Amulett wollte er nicht als Verstärker einsetzen. Denn auch wenn es gegen die Meeghs nicht wirkte, so vermochten sie doch seine Aktivität festzustellen. Und er wollte sie nicht mehr als notwendig mißtrauisch machen.
Seit dem Kampf gegen Dreizehn nahmen sie seine Worte ohnehin nicht mehr ganz so ernst. Der Hauch der Unangreifbarkeit, durch den Bluff mühevoll aufgebaut, war dahin.
Schon nach erstaunlich kurzer Zeit tauchte der vertraute Berghang auf, in dem sich einer der Eingänge zum ORTHOS befand – jener Eingang, der Zamorra bekannt war. Dreizehn hatte ihn von hier aus durch einen düsteren Schacht in die Tiefen der Dämonenfestung gebracht.
Der Spider verzögerte seine Fahrt, ohne daß Zamorra irgendwelche Beharrungskräfte verspürte. Sie hatten die Technik – vielleicht auch nur durch die Magie – voll im Griff. Unwillkürlich begann Zamorra zu träumen, eine solche hochentwickelte Technik in irdischen Flugzeugen einsetzen zu können. Keine Beharrungskräfte mehr, kein lästiges Anschnallen bei Start und Landung… einfach nur dahingleiten mit Geschwindigkeiten, die jenseits des Vorstellbaren lagen.
Aber dann packte ihn die Wirklichkeit wieder mit ihrem
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