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0202 - Die Rache der Toten

0202 - Die Rache der Toten

Titel: 0202 - Die Rache der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Direkt vor dem Blutaltar blieb der Meister stehen. Beide Hände umschlossen jetzt den Griff der Waffe, und das Mädchen sah die schmale Blutrinne in der Klinge schimmern.
    »Teri Rheken«, murmelte Leonard Ring, der Meister, dumpf. »Dein Blut weihe ich Asmodis, dem Fürsten der Finsternis. Es wird ihn kräftigen, wie er es verlangt.«
    Der Dolch mit der gezackten Klinge wurde angehoben, verharrte sekundenlang einen halben Meter über dem nackten Körper des hilflosen Mädchens.
    Und stieß, kraftvoll geführt, wieder herab! Direkt auf ihr Herz zu!
    »Merlin!« gellte ihr entsetzter, angstgepeinigter Schrei.
    Da berührte der Dolch ihre samtweiche Haut!
    ***
    Leonard Ring hatte alles Menschliche abgestreift wie eine zweite Haut.
    Bis zu diesem Tag war er der Anführer, der Meister einer kleinen Gruppe von Teufelsanbetern gewesen, die sich dadurch auszeichnete, daß sie nie ins Rampenlicht der Öffentlichkeit trat. Es gab keine Taten, durch die sie sich auszeichneten, denn sie alle wußten, daß der Pakt mit dem Teufel immer ein verteufelt zweischneidendes Schwert ist. Für jeden Dienst verlangt der Teufel eine Gegenleistung.
    Doch jetzt war alles anders geworden.
    Der Teufel hatte von Leonard Ring eine Leistung erbeten.
    Das Mädchen mit dem goldenen Haar sollte auf dem Altar sterben, um seine Lebenskraft Asmodis zu schenken, dem Fürsten der Finsternis! Der Teufel selbst hatte das Opfer besorgt, und Leonard Ring sollte mit seinem Zirkel ausführendes Organ sein.
    Nach den Tieren sollte in diesem Kreis zum ersten Mal ein Mensch sterben.
    Leonard Ring, im Zivilleben Besitzer und Bewirtschafter des Schrottplatzes im Nordosten von London, auf dem diese Zeremonie unter freiem Himmel stattfand, hatte nie zuvor geahnt, daß er einmal so kaltblütig und skrupellos sein würde. Nichts in ihm lehnte sich dagegen auf, hier zum Mörder zu werden.
    Es ließ ihn kalt!
    Wenn er etwas bedauerte, dann höchstens, daß das Mädchen so unglaublich schön war, eigentlich viel zu schade, das blutvolle Leben zu vernichten. Aber schöne Mädchen gab es zu Tausenden. Und eine häßliche alte Vettel würde der Teufel wohl kaum für sich beanspruchen. Er hatte die Auswahl.
    Leonard Ring hatte die Zeremonie vorbereitet. Er kannte die Riten, die vonnöten sein würden, die ersterbenden Lebenskräfte des Opfers auf den richtigen Weg zu lenken, und aus den Kehlen seiner Vertrauten waren die machtvollen Gesänge erschollen, die im schwarzen Buch niedergeschrieben waren.
    Zwei Wächter hatte Asmodis dem Opfer mitgegeben. Zwei, die ihm bedingungslos gehorchten und die von keiner Macht der Welt zu töten waren. Denn sie waren längst tot.
    Zwei Knochenmänner!
    Sie gingen aufrecht auf zwei Beinen und besaßen zwei Arme. Doch das war auch alles, worin sie menschlichen Skeletten glichen. Denn ihre Gliedmaßen besaßen mehr Gelenke als ein Mensch, was ihnen einen seltsam schaukelnden Gang verlieh, und anstelle menschlicher Schädel ragten die beinernen Köpfe großer krokodilartiger Echsen über den Gerippen auf.
    Ring wagte nicht zu ergründen, woher Asmodis diese Skelette beschafft hatte. Denn auf der Erde hatte es solche Wesen nicht einmal in ferner Urzeit gegeben…
    Doch jetzt war es so weit. Das Mädchen wand sich im Griff der Echsenmänner, vermochte ihnen aber nicht zu entrinnen. Kalt glitzerten die Augen des Meisters, als der gezackte Opferdolch niederzuckte.
    Und von eherner Gewalt beiseitegeschlagen wurde!
    ***
    Von einem Sekundenbruchteil zum anderen war der Fremde zwischen ihnen.
    Ein blonder Mann, in eine leuchtend weiße Kutte gehüllt, die von goldener Kordel gegürtet wurde. Schockgrün leuchteten seine Augen, und in seiner Hand flammte ein silberner Stab.
    Mit diesem hatte er blitzschnell zugeschlagen, noch aus der Materialisation heraus! Der Stab berührte den Dolch. Flammen sprangen über, und der Dolch wurde dem Meister aus der Hand geprellt – genau in dem Sekundenbruchteil, als die Spitze Teri Rhekens Haut berührte!
    Der Meister stieß ein wütendes Brüllen aus und schlenkerte die Hand, die immer noch von nur langsam verlöschenden Funken umtanzt wurde. Fassungslos starrte er auf die Gestalt in der leuchtend weißen Kutte vor ihm.
    »Merlin«, hatte das Mädchen geschrien, als der Dolch herunterzuckte. War dies Merlin?
    Aber der Mann, der jetzt selbstsicher zwischen Altar und Teufelsanbeter trat, mußte Leonard Rings Gedanken gelesen haben.
    »Ich bin nicht Merlin«, sagte er. »Du überschätzt mich, alter Freund. Gryf ap

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