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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Die Tür schwang auf und die Gestalt von ungefähr einsachtzig Größe schälte sich nach draußen. Die schon leicht zerrissenen Turnschuhe gaben auf dem nicht besonders sorgfältig geteerten Weg ein Knirschen.
    Krachend riß Carsten Möbius die Motorhaube auf. Was ihm entgegensprang war eine Mischung von Großmütterchens Waschküche und einem Vulkanausbruch.
    Ein Achselzucken, ein hingebungsvoller Seufzer, die Motorhaube klappte wieder zu. Carsten Möbius hatte zwar gelernt, ein Auto zu lenken, von seinem Innenleben jedoch verstand er so viel wie ein Ochse vom Kirchenchor.
    Wenn es hoch kam, konnte er Batteriewasser auffüllen oder Zündkerzen wechseln, alles andere war für ihn höhere Mathematik.
    Er hatte andere Qualitäten, machte aber sehr wenig Aufhebens darum. Damit verblüffte er stets aufs neue die Leute, die mit ihm zu tun hatten.
    Und er gab grundsätzlich nie auf. Das Wort »unmöglich« gab es nicht in seinem Wortschatz.
    Allerdings saß er jetzt erst einmal fest, mitten in den Hügeln von Dorset. Beaminster, das vorläufige Ziel seiner Reise, lag noch einige Meilen entfernt. Der ein bißchen verwahrlost aussehende junge Mann schob die Ente mit aller Kraft von der Straße. Denn diese Hügelstraßen in Dorset waren nur einspurig und ein entgegenkommendes Fahrzeug konnte vor Probleme gestellt werden, wenn die Ente die Fahrbahn blockierte.
    Was sollte er nun tun? Hier zu bleiben und zu hoffen, daß jemand des Weges kam, schien wenig ratsam. Hier verirrten sich höchstens die Einheimischen her. Und die waren sicherlich schon zu Hause.
    Er mußte sich bemühen, irgend einen Ort zu erreichen, wo Menschen wohnten, denn die Nächte wurden schon empfindlich kühl und im Wagen hatte er weder Decke noch Schlafsack.
    Irgendein Dorf mit einem gemütlichen Gasthof, wo man ein gutes Essen und ein kühles Ale bekommen konnte.
    Carsten Möbius zog die Karte zu Rate. Das Einordnen ging schnell, denn die untergehende Sonne zeigte ihm genau die westliche Richtung. Aber aus dem Labyrinth von Wegen und Straßen, die hier auf der Karte eingezeichnet waren, konnte er unmöglich klug werden. Vergeblich versuchte Carsten Möbius seinen derzeitigen Standort festzustellen.
    Wo, zum Teufel, konnte er sich nur befinden? Überall umgab ihn das satte Grün der Weiden, auf denen kleine, schwarzweiß gescheckte Kühe weideten. Die Landschaft konnte mit einem grünen Meer verglichen werden, mit Wellenbergen und -tälern.
    Und Möbius hatte das Glück, daß der Wagen direkt auf einem Hügel zum Stehen gekommen war. Von hier mußte er doch Dächer oder mindestens die Spitze eines Kirchturmes sehen.
    Der Mann, den ein besonderer Auftrag aus Deutschland auf die britische Insel getrieben hatte, blickte in die Runde.
    Nichts.
    Noch einmal strengte er seine Augen an. Narrte ihn ein Spuk. Flimmerte es da nicht weiß auf dem Hügel, hinter dem die Sonne gerade versinken wollte.
    Ja, das war er. Das mußte er sein.
    Der Steinriese.
    Der Riese von Cerne ABBAS!
    ***
    »Diese englischen Landhäuser sollen wundervoll sein, Chérie!« flüsterte es in Zamorras Ohr, während er mit einer Hand betont lässig den silbergrauen Opel Senator über die kurvenreiche Straße lenkte. Der weltbekannte Parapsychologe verzweifelte heute wieder einmal am Linksverkehr und an den vielen Roundabouts, dem Kreisverkehr, den die Engländer an Kreuzungen meist einbauen, um die Verkehrsampeln zu sparen. Das Rezept konnte nur in England angenommen werden, wo man auch im Straßenverkehr stets auf den anderen Rücksicht nimmt. Professor Zamorra wußte, daß es bei dieser Art Verkehrsführung in Deutschland, Italien oder gar in seinem Heimatland Frankreich zu chaotischen Zuständen kommen würde.
    Professor Zamorra, Herr über Château Montagne, eines der schönsten Schlösser der Loire, war nicht das erste Mal in England und fuhr verhältnismäßig sichèr.
    Aber welcher Mann kann ruhig bleiben wenn sich eine Frau, schön wie die geträumte Sünde selbst, an seine Seite schmiegt und ihm wie eine Katze ins Ohr schnurrt.
    »Es heißt, daß jedes englische Landhaus noch seinen eigenen Hausgeist besitzt!« flüsterte Nicole Duval ihm ins Ohr.
    »Ach du meine Güte!« brummte der Mann, dem seine Freunde den Titel »Der Meister des Übersinnlichen« gegeben hatten.
    »Ich will mich doch hier zu meinen Studien und zu meiner Muße zurückziehen«, sagte er dann, »ich habe doch nicht vor, hier zu arbeiten.«
    Nicole Duval, die reizende, weibliche Person an seiner Seite, einst seine

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