Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
TEIL EINS
DIE LANDUNG
»Die Meßwerte kommen durch, Sir«, meldete Sallah Telgar, ohne den Blick von den flimmernden Lichtern auf ihrem Terminal abzuwenden.
»Übermitteln Sie die Daten bitte auf meinen Bildschirm, Telgar«, antwortete Admiral Paul Benden. Neben ihm am Kommandopult saß Emily Boll, reglos gegen die Seitenlehne ihres Sitzes gepreßt, und starrte den sonnenhellen Planeten an, ohne die Hektik ringsum wahrzunehmen.
Nach fünfzehn Jahren hatte die Pern-Expedition ihren Höhepunkt erreicht: Die drei Kolonistenschiffe Yokohama, Bahrain und Buenos Aires näherten sich ihrem Ziel. In den Räumen unter dem Kommandodeck warteten Experten voller Ungeduld auf Daten, um die Protokolle des Erkundungs- und Vermessungs-Teams, das vor zweihundert Jahren Rubkats dritten Planeten zur Kolonisation empfohlen hatte, auf den neuesten Stand zu bringen.
Die lange Reise in den Sagittarius-Sektor war völlig problemlos verlaufen. Einzig und allein die Entdeckung einer Oortschen Wolke um das Rubkat-System hatte die Wissenschaftler an Bord in Aufregung versetzt, aber Paul Bendens Interesse an dem Phänomen verlor sich rasch, nachdem Ezra Keroon, der Kapitän der Bahrain und Astronom der Expedition, ihm glaubhaft versichert hatte, daß die nebelartige Masse tiefgefrorener Meteoriten nicht mehr war als eine astronomische Kuriosität. Man würde die Wolke im Auge behalten, hatte Ezra erklärt, da sie möglicherweise den einen oder anderen Kometen ausschleuderte, aber er sei überzeugt davon, daß sie weder für die drei Kolonistenschiffe noch für den Planeten, dem sie sich rasch näherten, eine ernsthafte Gefahr darstellte. Schließlich hatte das Erkundungs- und Vermessungs-Team keine ungewöhnliche Häufung von Meteoreinschlägen auf Pern erwähnt.
»Sondenmeßwerte auf Schirm Zwei und Fünf, Sir«, meldete Sallah. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Andeutung eines Lächelns über Admiral Bendens Züge huschte.
»Alles halb so erhebend, wie wir gedacht hatten, wie?« murmelte er Emily Boll zu, als die neuesten Daten auf den Bildschirmen erschienen.
Emily saß mit verschränkten Armen an ihrem Platz. Sie hatte sich seit dem Absetzen der Sonden nicht von der Stelle gerührt. Nur hin und wieder fuhr sie sich mit den Fingern über die Oberarme. Jetzt hob sie sarkastisch die rechte Augenbraue, ohne den Blick vom Monitor abzuwenden.
»Ach, ich weiß nicht. Es ist immerhin ein weiterer Schritt näher ans Ziel. Zwar müssen wir die Daten nehmen, wie sie kommen«, fügte sie trocken hinzu, »aber ich rechne damit, daß wir es schaffen.«
»Uns bleibt gar keine andere Wahl, oder?« entgegnete Paul Benden eine Spur zu ernst.
Es war eine Reise ohne Rückkehr - kein Wunder, wenn man bedachte, was es kostete, mehr als sechstausend Kolonisten mitsamt ihrer Ausrüstung in einen derart entlegenen Sektor der Galaxis zu befördern. Sobald sie Pern erreicht hatten, blieb in den großen Transportschiffen gerade noch so viel Treibstoff übrig, daß sie in einen geostationären Orbit um den Planeten gehen konnten, während Menschen und Material mit Raumfähren nach unten gebracht wurden. Gewiß, sie hatten Peilkapseln, mit denen sie notfalls in nicht mehr als fünf Jahren das Hauptquartier der Konföderation Vernunftbegabter Rassen erreichen konnten, aber einem ehemaligen Marinetaktiker wie Paul Benden boten diese zerbrechlichen Dinger wenig Sicherheit und Rückhalt. Die Pern-Expedition bestand aus entschlossenen, einfallsreichen Menschen, die den High-Tech-Zivilisationen der KVR den Rücken gekehrt hatten und fest davon überzeugt waren, daß sie allein zurechtkommen würden. Und obwohl ihr Ziel im Rubkat-System genügend Erz- und Mineralvorkommen besaß, um den Aufbau eines auf landwirtschaftlicher Basis funktionierenden Gesellschaftssystem zu gewährleisten, war die Welt doch so arm und so weit vom Zentrum der Galaxis entfernt, daß sie dem Zugriff der habgierigen Technokraten wohl entgehen würde.
»Nicht mehr lange, Paul«, sagte Emily so leise, daß nur Benden ihre Worte verstand, »und wir können beide die Hände in den Schoß legen.«
Er verzog das Gesicht zu einem schwachen Grinsen, denn er wußte, daß es ihr ebenso schwergefallen war wie ihm, den Überredungskünsten der Technokraten zu widerstehen, die alles versucht hatten, um zwei so legendäre Kriegshelden in ihren Reihen zu halten - den Admiral, der in der Cygnus-Schlacht den entscheidenden Sieg errungen hatte, und die mutige Gouverneurin von Centauri First. Aber keiner
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