0209 - Im Banne der Scheintöter
über der CREST, aber so stark seitlich versetzt, daß es wiederum mindestens zwölf Kilometer vom Gebirge entfernt war.
„So einiges habe ich ja aufgefangen", begann Gucky, sprang auf die Couch und glättete sein Fell, „aber so ganz schlau werde ich nicht aus deinen Gedanken. Du hast wohl einen Zerhacker eingebaut, was?" Tolot grinste.
„Mein Kleiner, ich kann mein Gehirn durch einen Block völlig abschirmen, ähnlich wie du. Etwas sickert manchmal durch, aber damit läßt sich nicht viel anfangen, wie du ganz richtig festgestellt hast. Doch nun wollen wir mal offen miteinander reden. Wir müssen doch die kleinen Hypnos aus der CREST vertreiben, das ist klar.
Wie aber stellen wir das an? Die Methode C-3 läßt sich leider nicht anwenden, denn wie sollten wir zweitausend Männer aus dem Riesenschiff entfernen? Und ein Beschleunigungsflug mit der Mannschaft an Bord - mit ausgeschalteten Neutralisatoren - würde sie umbringen. Betrachten wir das Übel von seiner Ursache her.
Die Hypnos wollen andere Lebewesen glücklich machen. Das ist kein schlechtes Motiv, wie ihr zugeben müßt. Aus diesem Grund möchte ich auch die Hypnos schonen. Du bist doch damit einverstanden, nicht wahr, Gucky?"
„Und ob!" sagte Gucky mit Betonung.
„Also gut, dann werden wir die Hypnos bluffen. Sie können mit den Männern in der CREST nur dann etwas anfangen, wenn diese Männer bei Bewußtsein sind. Mit anderen Worten: Wenn diese Männer schlafen - und zwar tief und fest schlafen -, sind sie kein geeignetes Objekt mehr für die Hypnos."
Melbar begann zu lachen. Dann nickte er.
„Ausgezeichnet ausgedacht, Tolot. Wir werden die CREST ganz einfach mit dem Narkosestrahler beschießen. Das meinen Sie doch, oder...?"
„Ja, genau das meinte ich! Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Hypnos mit Narkosestrahlern nicht zu beeinflussen sind, aber das spielt keine Rolle. Wenn meine Rechnung aufgeht, erreichen wir auch so unser Ziel. Die Menschen erleiden keinen Schaden. Sie werden einfach bewußtlos, das ist alles. Die Hypnos aber glauben, ihre neuen Herren seien tot."
„Wenn sie so dumm sind!" warf Gucky ein. Er schaute zur Panoramagalerie und zuckte plötzlich zusammen. Mit ausgestrecktem Arm rief er: „Was heißt hier dumm...? Ob dumm oder nicht, wir müssen uns beeilen. Seht nur, die CREST startet!"
Tolot und Melbar sahen auf den Schirm.
Der gewaltige Kugelraumer, völlig in der Gewalt der Hypnos, hatte die Triebwerke eingeschaltet. Langsam und scheinbar schwerelos erhob er sich vom Boden und stieg in die Höhe.
Immer schneller werdend glitt er in westlicher Richtung davon „Hinterher!" brüllte Melbar und sprang zu den Kontrollen.
Es war ein eigenartiger Zustand.
Perry Rhodan wußte ganz genau, daß er nicht mehr Herr seines eigenen Willens war. Er wußte, daß der kleine, gelbe Bär auf seiner Schulter ihn dirigierte und seine Gefühle bestimmte, aber er tat nichts dagegen. Er hatte überhaupt kein Bedürfnis, etwas gegen die geistige Bevormundung zu unternehmen. Im Gegenteil. Sie gefiel ihm.
Und so wie ihm erging es der gesamten Mannschaft.
Längst hatte Kommandant Oberst Rudo die Alarmbereitschaft aufgehoben. Die Mannschaft lag faul auf den Betten oder vergnügte sich mit den pausenlos laufenden Mikrofilmen und Musikbändern. In der Bordbar war die Rationierung ebenfalls aufgehoben worden. Offiziere und Kadetten hatten sich in überschwenglicher Lebensfreude verbrüdert und feierten das nicht endende Gefühl der Unbeschwertheit mit Strömen von Synthocol und Vurguzz.
Atlan und Major Jury Sedenko der Zweite Offizier der CREST, sangen mit heiserer Stimme ein fröhliches Lied. Tief im Unterbewußtsein des unsterblichen Arkoniden bohrten Zweifel, aber sie waren viel zu schwach, um bis an die Oberfläche dringen zu können. Manchmal fand sein Blick den gelben Bären, der auf Jurys Schulter hockte und verzückt die ovalen Augen verdrehte.
Der Bär das wußte Atlan noch, hatte etwas mit dem unbeschwerten Leben zu tun, das er und alle an Bord der CREST jetzt führen durften. Alle Sorgen waren vergessen; nur die Gegenwart zählte noch, und die Gegenwart war herrlich.
Es gab eigentlich nur einen Mann an Bord der CREST, der sich nicht mit der Lage abfinden konnte, und das war Zahlmeister Major Curd Bernard. Er war für die Ausgabe der Ausrüstungsgegenstände verantwortlich. Zu den Vorräten gehörte natürlich auch der Alkohol. Und da hatte man ihn überhaupt nicht gefragt. Pausenlos schleppten Kadetten auf Geheiß der
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