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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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ihren Fraß. Verzweifelt starrte Tina nach unten. Das waren bestimmt sechs Meter. Ohne Knochenbrüche oder mindestens eine Verstauchung käme sie nie unten an. Und dann - oh, großes Entsetzen - durch ihren Schrei waren die eben noch ganz ihrem ekligen Tun hingegebenen Leichenfresser aufmerksam geworden.
    Christina Berner blickte in boshafte Larven, die sie von unten anstarrten.
    Das Rudel der Nacht hatte die Beute erkannt.
    Auch nur der Versuch eines Abstieges von dieser Seite war schon gleichbedeutend mit Selbstmord. Wie sie auch immer unten ankäme, das Pack würde sich in maßloser Freßgier über sie stürzen.
    Blieb nur noch die dem Moslemfriedhof abgekehrte Seite, über die das Mädchen vorhin den Aufstieg gewagt hatte.
    Und die wurde durch die lauernde Gestalt des Ghoul versperrt, der sich seiner Beute sehr sicher war.
    »Ein Jedi-Ritter! Du bist ein Jedi-Ritter!« redete sie sich Mut zu. »Du schaffst es. Du besiegst ihn auch ohne Laser-Schwert. Denk an David, der den Goliath besiegte…«
    Aus der Drehung las sie drei faustgroße Steine auf, ohne das mit weit ausgestreckten Armen langsam auf sie zu kommende Ungeheuer aus den Augen zu lassen.
    »Er verspürt Schmerz!« rief sie sich noch mal ins Gedächtnis. »Du hast nur diese Chance. Nur diese eine Chance…«
    In größter Selbstverleugnung ließ sie den Ghoul näher kommen. Näher. Noch näher…
    Hände, deren lange Nägel den Klauen eines Greifvogels glichen, krochen heran. Christina Berner zu packen.
    Da kam Leben in den bis dahin still verharrenden Körper des Mädchens. Zischend flog der erste Stein.
    Der Leichenfresser stieß einen erstaunten, eher verärgerten Knurrlaut aus. Patschend hatte der Stein seine Brust getroffen. .
    Tina erschrak. Sie hatte das Gewicht des Steines unterschätzt. Solch ein Treffer mochte der Bestie zwar lästig werden, den Angriff konnte sie so jedoch keineswegs stoppen.
    Aber diese Reaktion verblüffte den Leichenfresser derart, daß er einen Atemzug lang schwankte.
    Diese Zeit genügte Tina Berner.
    Zischend flog der nächste Stein. Und traf!
    Der Ghoul heulte wie eine verdammte Seele im Fegefeuer. Die Wucht des Wurfes hatte genau das gefräßige Maul getroffen. Aus den wulstigen Lippen tropfte Blut.
    Und da kam schon der dritte, der letzte Stein.
    Er explodierte förmlich auf der Stirn des Höllenwesens. Mit einem Röcheln sank der Leichenfresser zusammen. Tot oder kampfunfähig, das vermochte Christina Berner nicht zu sagen. Sie wollte es auch gar nicht feststellen.
    Sie mußte ihre Chance nutzen.
    Wie ein Vogel, dessen Käfigtür einen Spalt geöffnet ist, entfloh sie in die Freiheit. Uber den Körper des zu Boden gegangenen Ghouls springend, lief sie dem Weg entgegen, der den Hügel hinabführte.
    Ihr Mùt wäré beträchtlich gesunken, hätte sie geahnt, daß die anderen, gestörten Ghouls, von zwei Seiten den Hügel umrundeten…
    ***
    »Nein! Ich werde nicht fahren. Nicht in dieser Nacht!« Die Stimme des Taxi-Besitzers, der sich als Mahmoud ben Abner vorgestellt hatte, war bestimmt.
    Allerdings bemerkte Carsten Möbius einen ängstlichen Unterton darin. Der Mann hatte Furcht vor den Schrecken der Nacht. Und der Deutsche hatte, seit er Professor Zamorra kennenlernte, schon genug Geisterspuk gesehen um zu wissen, wie sehr die Angst des Ägypters begründet war.
    »Was ist denn so besonderes an dieser Nacht?« wollte er trotzdem wissen. Denn daß da draußen eine Gefahr lauerte, die nicht natürlichen Ursprungs war, das war ihm nur zu klar geworden. Aber vielleicht wußte dieser Mahmoud ben Abner, was für Höllengestalten da draußen ihr Wesen trieben.
    »In dieser Nacht ist es Allahs Wille, daß sie die Gräber verlassen dürfen!« sprudelte der Araber hervor. »Die Dschehenna, die Hölle, gewährt ihnen Urlaub für diese Nacht. Und so lange Dunkelheit über dem Lande liegt, wandeln sie umher. Was sie sehen, das fressen sie. Finden sie aber nichts, was da lebt, so öffnen sie die Gräber der Verstorbenen und schlingen das verfaulende Fleisch hinunter. Dies ist die Nacht der Ghouls! Die Stunde der Leichenfresser! Sie können überall sein. Und sie sind überall. Allah ist mein Zeuge, daß ich ein tapferer Mann bin. Aber den Geschöpfen des Scheitans entgegentreten, das ist hellster Wahnsinn!«
    »Ich zahle gut… !« kramte Carsten Möbius eine Hand voll Banknoten aus der Tasche. Ein begehrliches Leuchten schimmerte in den Augen ben Abners. Aber die Furcht siegte.
    »Nicht für alles Geld der Welt!« sagte er.

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