0228 - Ratten-Tanz
direkt über ihr, bereit, zuzupacken und den gefährlichen Keim zu übertragen.
Schlimm genug, daß ich ihn in mir trage, dachte der Parapsychologe. Ich selbst kann mich in geringem Maße dagegen wehren - Nici auf keinen Fall. Sie wäre dem Bösen hilflos ausgeliefert…
Und er wollte und konnte sie nicht verlieren.
Er überlegte, ob es ihm gelingen konnte, die Wer-Ratten mit den Silberkugeln seiner Waffe niederzustrecken. Aber das war sinnlos. Eine konnte er nur gleichzeitig erwischen, und die zweite hatte genug Zeit, zuzubeißen.
Oh, die Ratten schätzten ihn genau richtig ein. Zamorra riskierte nichts! Er gab vorläufig auf. Später, wenn seine Chancen günstiger standen, konnte er vielleicht einen neuen Versuch wagen -aber dann hatten die Ratten erreicht, was sie erreichen wollten…
Zamorra fieberte, während der Regen unvermindert niederprasselte. Was konnte er tun, ohne Nicole zu gefährden?
Er konnte auch nicht mehr auf die Hilfe der beiden Kripo-Männer hoffen. Der Wagen war verbrannt. Wenn sie noch lebten, hätten sie Nicoles Entführung verhindert. Vielleicht waren sie selbst längst Wer-Ratten…
Aber wie als Antwort auf seine fiebernden Gedanken krachte unten ein Schuß.
Einer? Zwei gleichzeitig!
Die beiden Rattenmänner bei Nicole knickten jäh ein, stießen ein schrilles Pfeifen aus. Der, welcher zubeißen wollte, warf sich über Nicole, als ein dritter Schuß ihn endgültig zurückwarf.
Zamorra brauchte ein paar Sekunden, um sich von seiner Überraschung zu erholen und zu begreifen, daß Nicole im Augenblick außer Gefahr war. Er konnte wieder handeln!
Aber diese wenigen Sekunden genügten den anderen, den Gegnern, um ihrerseits zu handeln…
***
Rattenmenschen griffen an! Sie waren so blitzschnell da, daß Maidonnes und Philippe kaum begriffen, wie ihnen geschah. Sie hatten den Unheimlichen in der Nähe des Feuers kaum noch Beachtung geschenkt, und das rächte sich jetzt.
»Die Piquet!« stammelte Philippe, schwenkte die Hand mit der Pistole herum und brachte es doch nicht fertig, auf Madame Piquet zu schießen. Maidonnes’ Reaktion kam zu spät; er hatte mit einem »Nachschuß« verhindern müssen, daß der Untote, der die Polizistenuniform trug, seine Zähne in Nicoles zarten Hals schlug.
Die Silberkugeln zeigten ihre Wirkung.
Ohne sich abzusprechen, hatten die beiden Beamten ihre Kugeln in die Oberschenkel der Wer-Ratten plaziert, wohl in der verzweifelten Hoffnung, daß den Untoten vielleicht doch noch anders als durch den Tod zu helfen sei. Aber das Silber wirkte und tötete den bösartigen Keim bereits - und mit ihm seine Träger…
Louise Piquet warf sich auf Philippe. Der andere Rattenmann - es war Alphonse - fiel über Maidonnes her. Die Superkräfte der Wer-Ratten nahmen den beiden Polizisten auch die letzte Chance. Sie wehrten sich verzweifelt, aber dann kam schließlich doch der Rattenbiß, der den Keim des Bösen auf sie übertrug…
Die beiden Beamten sanken zusammen, bewegten sich nicht mehr.
Alphonse und Louise richteten sich auf. Ihr Werk war getan. In ein paar Minuten schon würden die Gebissenen sich erheben. Dann waren auch sie treue Diner der Ratten.
Hätten die beiden Wer-Ratten noch menschliche Gesichter besessen, wäre auf ihnen ein höhnisches Grinsen erkennbar gewesen. Doch im Mienenspiel der Rattenköpfe war ihr Triumph nicht zu erkennen.
Nur noch jener Zamorra war eine Gefahr - aber eine Gefahr, die nichts mehr ausrichten konnte.
Denn die Zeremonie erreichte ihren Höhepunkt.
Claudine Piquet - wurde zur Rattenkönigin…
***
Zamorra sah, wie die beiden Polizisten überwältigt wurden. Er zog die Pistole und wollte schießen, ließ es dann aber. Er war kein Meisterschütze und fürchtete, die beiden Männer zu treffen.
Und dann - war es ohnehin egal.
Er konzentrierte sich wieder auf das Amulett, glich sich den Schwingungen des violetten Feuers an und begann erneut, diese zu verändern. Abermals kam Unruhe in die Kreise der Riesenratten.
Langsam kletterte Zamorra den Hang hinab. Er mußte in Nicoles Nähe, um sie besser schützen zu können. Aber noch ehe er sie erreichte, geschah etwas anderes.
Die Ablenkung, die die Rattenmenschen Zamorra besorgten - die Unterbrechung in seinem Versuch, das magische Feuer zu beeinflussen -, hatte ausgereicht. Er spürte es im gleichen Moment, in dem er es sah.
Mit dem Mädchen im Zentrum des siebenzackigen Sterns ging eine Veränderung vor. Die bösen Schwingungen sorgten dafür!
Sie wurde zu einer
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