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0228 - Ratten-Tanz

0228 - Ratten-Tanz

Titel: 0228 - Ratten-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Diskussion im Gange. Die beiden Insassen des Cadillacs lauschten eine Weile, dann ruckte einer der Polizweiwagen an und gab die Durchfahrt frei.
    Das weiße Schlachtschiff rollte sanft vorwärts.
    »Es ist doch seltsam, Chérie«, sagte das Mädchen. »Überall, wohin wir kommen, ist immer irgend etwas los. Selbst dann, wenn wir mal irgendwo hin fahren, wo eigentlich gar nichts los sein dürfte, weil die Gegend so fürchterlich uninteressant ist. Wenigstens für Dämonen und ihre Artgenossen«, schränkte sie ein.
    »Außerdem«, pflichtete der Mann ihr bei, »sollte man annehmen, Nici, daß da, wo vor einiger Zeit in einer für die Schwarzblütigen so uninteressanten Gegend etwas los, nicht so bald schon wieder etwas passiert. Es kommt mir vor, als wären es erst ein paar Monate, daß wir hier in der Gegend aktiv waren.«
    Nicole Duval nickte. »Aber wer sagt denn, daß das hier ein Fall für uns ist? Ich bin jedenfalls dagegen.« Und sie trat das Gaspedal weiter durch. Die gewaltige Maschine unter der Motorhaube des Wagens summte ein wenig lauter, und der Cadillac machte einen Satz nach vom und jagte mit hoher Geschwindigkeit davon. Sofort verlangsamte Nicole das Tempo wieder; die Frontscheibe war zwar steil und hoch, aber bei schneller Fahrt kam doch zuviel Zugwind durch, und sie war recht luftig bekleidet.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, murmelte Professor Zamorra, Parapsychologe und Dämonenjäger, neben ihr. Er sah zwar nicht wie ein Professor aus, war aber einer, nur nicht von der trockenakademischen Sorte. Zamorra war ein Praktiker und gleichzeitig die Kapazität auf seinem Gebiet.
    Aber jetzt wollte er nichts davon hören und sehen, weder von seinem Beruf noch von seiner Berufung. Ein paar Tage ausspannen, einfach mal gar nichts tun. Nur faulenzen.
    Mit Nicoles »unvernünftigem« Wagen fuhren sie durch die Bretagne, übernachteten mal hier und mal da, erfreuten die Tankstellenpächter mit häufigen Besuchen, weil das riesige Schlachtschiff Benzin soff wie ein Pferd Wasser. Aber Nicole machte das gar nichts aus. Ihr gefiel die klassisch-geschwungene Form des großen Wagens, »und der Kofferraum, weil er genug Platz hat, daß ich endlich mal richtig einkaufen kann«.
    Modische und extravagante Kleidungsstücke waren für sie Sammlerobjekte wie auch ihre gewaltige Perückensammlung. Fast jeden Tag pflegte sie Zamorra mit einem anderen Aussehen zu überraschen. Aber obgleich Nicoles süßer Einkaufstick vorwiegend sein Konto belastete, liebte er sie. Sie war die Partnerin, die zu ihm paßte. Intelligent, selbstbewußt, attraktiv, anschmiegsam und nebenbei ein guter Kumpel. Was wollte er mehr?
    Sie kamen an diesem Morgen aus dem malerischen Städtchen Morlaix, dessen Sehenswürdigkeiten sie am Tag zuvor genossen hatten. Nicole hatte sich entschlossen, ausnahmsweise mal vormittags aufzuwachen und zum Strand zu fahren, und so blieb auch Zamorra nichts anderes übrig, als das weiche und warme Hotelbett aufzugeben.
    Jetzt glitt der Wagen wieder aus dem kleinen Dorf Plouézoch hinaus, das ihnen den kurzen Aufenthalt bescherte. Die schmale, kurvenreiche Landstraße führte von hier aus in Küstennähe. Nicole schnipste mit den Fingern und klopfte den Takt eines Schlagers auf das Lenkrad.
    Schon blieb Plouézoch mit seinem für das kleine Dorf aufsehenerregenden Kriminalfall weit hinter ihnen zurück. Und da war nichts, das Professor Zamorra warnte…
    ***
    »Also, noch mal von vorn«, verlangte Komissar Maidonnes. Er setzte umständlich eine fette, schwarze Zigarre in Brand und inhallierte den dunklen Rauch. Jules Gilcaux musterte ihn unfroh und sah dann dem Krankenwagen nach, der die arme Louise Piquet ins Krankenhaus nach Morlaix brachte. Vorläufig. Die Bißverletzung an ihrem Bein mußte versorgt werden. Danach hatte sie im Spital nichts mehr verloren, aber in einer psychiatrischen Klinik.
    Ein kratzendes Geräusch entstand. Kommissar Maidonnes linker Daumen schabte durch seinen gewaltigen Bart. Unwillkürlich zuckte Jules Gilcaux zusammen.
    »Na los, Junge! Glauben Sie, ich will Sie auffressen?« knurrte Maidonnes.
    Jules schluckte. Er stand immer noch im Bann der Ereignisse. Wie üblich brachte er den Piquets auch an diesem Morgen Brötchen, Milch und Zeitung ans Haus. Heute war Zahltag, aber Alexander stand nicht wie üblich mit dem Geld bereit. Also betrat Jules das Häuschen.
    Und da fand er sie. Louise mit ihrer Beinverletzung und dem offensichtlich gestörten Verstand, und den toten Alexander. Von

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