0229 - Der Teufel locht das Höllenticket
Fahrersitz hatte seine Hände unterhalb der Steuersäule. Vermutlich war er damit beschäftigt gewesen, den Wagen kurzzuschließen. Er merkte es erst, als die linke Tür aufflog und der Kerl sich einfach mit dem Kopf zuerst hinausrollte.
Natürlich hätte Dean schießen können. Aber welcher G-man schießt schon auf einen Mann, von dem er nicht angegriffen wird und von dem er nicht einmal weiß, ob er überhaupt eine Waffe bei sich hat? Dean jedenfalls tat es nicht. Er beugte sich vor, weil er versuchen wollte, den Kerl noch mit der Hand zu erwischen und festzuhalten, aber das einzige Resultat diese Bemühung war, dass der andere sie zu seiner eigenen Flucht ausnutzte, indem er nach rechts aus dem Wagen hinaussprang.
Aber da traten Jimmy und Walter in Aktion. Man hörte das prasselnde Krachen von vielen brechenden Zweigen und Walters volltönendes Organ: »Stehen bleiben! Hände hoch! Keine Bewegung!«
Unterdessen hatte Dean fluchend ebenfalls den Wagen verlassen und sah sich nach dem Fliehenden um. Der Kerl kauerte hinter dem linken vorderen Kotflügel. Als Dean sich suchend umsah, krachte sein erster Schuss und ratschte Dean durch das Schulterpolster auf seiner rechten Achsel, ohne ihm auch nur die Haut zu ritzen. Mit einem Satz hechtete Dean zum Heck des Wagens und ging dort in Deckung.
Seine Pistole lag so ruhig in der Hand, als stünde er auf dem Schießplatz und wartete auf das Auftauchen der beweglichen Scheibe. Auf einmal gab es rechts von ihm ein Geräusch. Dean fuhr herum und wollte seine Waffe hochreißen. Aber er blieb mit dem Ärmel in der Zierleiste am Heck hängen.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte er in die Mündung der Pistole, die ihm der zweite Gangster hinhielt und die mit einem schnellen Bogen auf ihr Ziel einschwenkte. Dean wusste später genau, dass es sich höchstens um eine Sekunde gehandelt haben konnte, aber diese eine Sekunde kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Er riss an seinem Ärmel, bekam die Hand nicht los und hörte auf einmal den kurzen, ratternden Feuerstoß aus einer Maschinenpistole.
Die Mündung vor ihm sank langsam nach unten. Der Mann stand auf einmal mit durchgedrücktem Kreuz neben dem Wagen. Das Gesicht, das Dean verhältnismäßig deutlich im Schein der nächsten Straßenlaterne erkennen konnte, verzerrte sich zu einer Grimasse, die unter anderen Umständen vielleicht komisch gewirkt hätte. Über die geöffneten Lippen gurgelte ein schwaches Röcheln. Ganz langsam knickte das linke Knie des Mannes ein, der Körper neigte sich Dean entgegen, aber bevor er auf Dean stürzen konnte, knickte auch das rechte Knie ein und der Mann fiel auf die lange Heckflosse des Wagens. In einer sinn- und kraftlosen Bewegung rutschte der rechte Arm mit der Pistole über den Kofferraumdeckel. Mit einem leichten Plumpsen sackte der Körper endlich auf den Gehsteig.
Dean bekam seinen Arm frei. Er stand auf und schielte vorsichtig am Wagen vorbei nach vorn. Der andere Bursche reckte die Arme in die Höhe und sagte: »Nicht schießen! Ich gebe auf! Nicht schießen…!«
Dean trat aus dem Schutz des Fahrzeuges heraus und ging nach vorn. Während Walter den Mann mit der Maschinenpistole in Schach hielt, klopfte Dean ihn nach Waffen ab. Außer der Pistole, die der Kerl in der Hand hielt, trug er nur noch einen lederüberzogenen Totschläger in der linken Hosentasche bei sich. Unterdessen war Jimmy schon an seinen Platz im Gebüsch zurückgelaufen und nahm das Walkie-Talkie, um die Zentrale anzurufen und von der Schießerei zu verständigen.
»Okay, Junge«, sagte Dean und schbb Pistole und Totschläger in seine rechte Tasche. »Dreh dich mal rum, damit ich dich im Licht habe!«
Der Mann gehorchte, stieß dabei aber kläglich hervor: »Ich konnte doch nicht wissen, dass es Ihr Wagen ist, Sir! Ich wäre natürlich nicht an den Schlitten rangegangen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie drinsitzen! Ich habe wirklich nicht…«
»Shut up«, sagte Dean knapp und musterte das Gesicht des Mannes.
Der Bursche war bestimmt nicht älter als höchstens zweiundzwanzig. Er hatte kein unsympathisches Gesicht, aber seine Augen blickten unstet.
»Wie heißt du?«, fragte Dean.
»George Embrace.«
»Wie alt?«
»Neunzehn.«
Dean stieß einen verächtlichen Schnaufer aus.
»Neunzehn«, brummte er. »Wenn ich dein Vater wäre, würde ich dich windelweich prügeln, du Idiot!«
»Sir«, sagte der Junge treuherzig, »Pech kann ja jeder mal haben. Bei mir ist es das erste Mal, dass es schief geht. Dabei habe
Weitere Kostenlose Bücher