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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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hübsche, kaffeebraune Sekretärin in Morenas Vorzimmer, hatte nicht gehört, daß ihr Chef einen Schuß abgefeuert hatte. Die schallschluckende Doppeltür ließ den letzten Rest des häßlichen Geräusches ersterben.
    Aber ein anderer Ton schreckte Señorita Graziana auf.
    Das Klirren zersplitternden Glases drang an ihr Ohr. Was war hinter den sorgsam verriegelten Türen vorgefallen?
    Graziana sprang auf und wieselte um den Tisch.
    »Gefahr!« schrie etwas in ihr. »Etwas Schlimmes, etwas Fürchterliches muß den Chef bedrohen.« Mit fahrigen Händen riß sie die Doppeltür auf. Dieser Fremde mit diesem seltsamen Namen war ihr gleich verdächtig vorgekommen. Sollte er von der Gegenseite geschickt worden sein. Von den großen Konkurrenzen ihres Chefs bezahlt? Bezahlt für Mord?
    Graziana machte sich auf alles gefaßt, als sie die Türen aufriß. Zu allem entschlossen, wirbelte sie in das Allerheiligste der Firma »Morena-Exports Ltd«.
    Die Situation, die ihre Augen erblickten, war seltsam. Das Gesicht von Gonzales Morena glich einer weißgetünchten Wand. Sein weit vorgestreckter rechter Arm hielt noch immer die kleine Smith and Wesson, die er genau auf diesen adrett gekleideten Herrn mit dem unheimlich-zwingenden Grinsen und dem befehlenden Unterton in der Stimme richtete. Durch den Luftzug, den das Aufreißen der Türen verursacht hatte, war der Pulverdampf zerstoben wie ein Nebelschleier.
    Der Fremde, der sich als Vertreter der Firma. »Rofocale und Company« vorgestellt hatte, saß ihm lässig zurückgelehnt im Sessel genau gegenüber. Sein Gesicht glich dem eines Pokerspielers, der ein Royal Flush in der Hand hält, es aber für interessanter hält, seine Gegner auszubluffen. Nur ein boshaft-hämischer Zug umspielte die Lippen. In den Augen loderte etwas wie das Feuer eines Vulkans. Seine rechte Hand strich sich gerade wie beiläufig über die Gegend des Körpers, wo bei sterblichen Menschen das Herz liegt.
    Und Morena wußte jetzt, daß er kein sterblicher Mensch war. Denn auf eineinhalb - Meter Entfernung war kein Fehlschuß möglich. Und Gonzales Morena hatte das Loch im Anzug seines Gegenüber gesehen. Ein Loch, das zum sofortigen Exitus geführt hätte.
    Bei einem Menschen aus Fleisch und Blut! Aber nicht bei einem Dämon. Und nicht bei dem Dämon, der dieses Loch durch seine unbegreiflichen Kräfte verschwinden ließ, indem er leicht darüber strich. Nie würde Senorita Graziana begreifen, daß ihr Chef auf den leibhaftigen ›Gottseibeiuns‹ geschossen hatte. Und daß dieser Schuß durch ihn hindurchging wie durch Löschpapier.
    Dafür war die schwere Kristallvase hinter dem unheimlichen Gast getroffen worden und in tausend Scherben zersplittert. Eine Wasserlache versickerte in dem hochflorigen Teppich, während die Blumen überall verstreut herumlagen.
    »Was… was war los, Señor Morena?« fragte das hübsche Mädchen stockend. Das schien den fülligen Mann mit den Hängebacken und den Schweinsäuglein aus seiner Lethargie zu reißen. Er zog die rechte Hand zurück. Der Revolver verschwand wieder in der Schublade des Schreibtisches.
    »Ich hatte… ich wollte…«, brachte er keuchend hervor, »diesem Señor… wie war doch gleich ihr Name?«
    »Smith!« kam es kalt zurück. »Sie können mich auch Brown oder Miller nennen!« Keine Regung war aus dem Pokerface zu erkennen.
    »Also, ich wollte Mister Smith die Wirkung unseres neuen Schlagers auf dem Gebiete der Faustfeuerwaffen wirksam demonstrieren«, versuchte sich der Waffenschieber herauszureden.
    »Was ihm bestens gelungen ist!« klirrte es von gegenüber. Dem Diener des Teufels schien die Situation Spaß zu bereiten. Aber für Graziana war damit die Situation geklärt. Sie wußte, daß zu viele Fragen in ihrem Metier nur Schaden bringen konnten.
    »Es handelt sich um einen Auftrag größeren Umfanges«, versuchte der Dicke seine Handlung zu sanktionieren.
    »Schon verstanden, Chef«, sagte das dunkelhäutige Mädchen, deren Vorväter einst mit Sklavenschiffen aus Afrika gebracht worden waren, um hier unter dem Druck der Kette und dem Knall der Peitsche für die weißen Herren billige Arbeitskräfte auf den Plantagen zu werden. »Soll ich…?« Ihre Hände machten die Gebärde des Zusammenfegens.
    »Nein… jetzt nicht. Nachher… dann, wenn ich das Büro verlassen habe!« versuchte Morena, die Sekretärin loszuwerden. Er mußte wissen, was sein Besucher genau wollte.
    »Sorgen sie dafür, daß uns niemand stört, Señorita Graziana!« sagte er

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