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0249 - Der Geist der Maschine

Titel: 0249 - Der Geist der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschleudert hatte. Er war nicht sicher, ob er sich noch auf Kalif befand. Die Uhr an seinem Handgelenk besagte, daß seit dem Augenblick, in dem Monitor 138 ansprach, erst zwanzig Minuten vergangen waren. Die Zeit erschien zu kurz, als daß er sich allzu weit von Kalif entfernt haben könnte, aber er war sicher, daß der Raum, in dem er sich befand, nicht auf dem Asteroiden lag.
    Was war mit den andern geschehen? Befanden sie sich ebenfalls hier? Steve blieb stehen, weil ihn das Gehen doch nirgendwohin brachte, und rief die Namen seiner drei Begleiter.
    Zuerst gebrauchte er nur halbe Stimmstärke und fühlte förmlich, wie die Schallwellen in seiner unmittelbaren Umgebung von dem stickigen, trüben Medium absorbiert wurden. Es war, als befände er sich in einer engen Kammer mit schallschluckenden Wänden. Er rief lauter, aber auch das schien die Lage nicht zu ändern. Der Schall versackte in der trüben Luft, und Steve war überzeugt, daß seine Stimme schon in zehn Metern Entfernung nicht mehr gehört werden konnte.
    Bis plötzlich das Echo an seine Ohren drang. Es war ein dumpfer, unheimlicher Laut, der ihm Schauder über den Rücken jagte. Er hörte die Namen seiner Gefährten, in der gleichen Reihenfolge, in der er sie gerufen hatte. Also mußte es sich um einen Widerhall seiner Stimme handeln, auch wenn er den Klang nicht wiedererkannte.
    Er horchte, nach einer Weile schien ein zweites, schwächeres Echo aus einer anderen Richtung zu kommen. Dann ein drittes, ein viertes, in immer rascherer Reihenfolge, als säße er mitten in einem akustischen Zerrspiegel, der alle Geräusche an ihren Ausgangspunkt zurückwarf.
    Allmählich verstummte der Lärm. Der vielfältige Widerhall lief sich tot. Steve fühlte sich ruhiger und zuversichtlicher, als die Geräusche schließlich erstarben und die ursprüngliche Stille zurückkehrte. Das Echo wirkte gespenstisch. Er war nicht sicher, ob er noch einmal den Versuch unternehmen werde, nach seinen Leuten zu rufen. Der Widerhall jagte ihm Furcht ein.
    Immerhin war er sicher, daß, wer auch immer sich außer ihm in diesem von rotem Dämmerlicht erfüllten Raum aufhalten mochte, seine Rufe gehört haben mußte. Wenn Lucas, Sid oder Lott ebenso wie er hierhergebracht worden waren, dann waren ihnen die Echos sicher nicht entgangen. Es war damit zu rechnen, daß er in wenigen Augenblicken ihre Antwortrufe zu hören bekam.
    Er zuckte zusammen, als aus dem milchigen Nichts heraus ihn ein röhrender urwelthafter Laut förmlich ansprang. Voller Entsetzen fuhr er herum. Die Hand tastete nach dem Kolben des Blasters, der auf merkwürdige Art wieder in seinen Gürtel geraten war. Er kniff die Augen zusammen, weil er das Gefühl hatte, auf diese Weise besser sehen zu können, und entdeckte vor sich im roten Nebel einen dunklen Fleck, der sich rasch vergrößerte, als käme er mit beachtlicher Geschwindigkeit auf ihn zu.
    Wieder erklang der röhrende Schrei, diesmal in höherer Tonlage.
    Steve glaubte Sid Lippmans Stimme zu erkennen. Der Widerhall verzerrte die Laute, aber Sid hatte eine besondere Art zu schreien, die unverkennbar war. Steve setzte sich in Bewegung, dem dunklen Fleck entgegen. Als er näher kam, erkannte er die Umrisse einer menschlichen Gestalt. Mit den Armen wirbelnd, die Beine weit ausschwingend, vollführte sie groteske, ziellose Sprünge. Ein drittes Mal brandete der Schrei auf, aber diesmal war Steve nahe genug, um anstatt des Echos den Laut selbst zu hören. Kein Zweifel, es war Sid Lippmans Stimme. Er fing an zu rennen. Es war merkwürdig, wie geradlinig er sich bewegen konnte, ohne daß ein fester Boden seine Schritte trug. Er bekam Sid bei den Schultern zu fassen, gerade als er zu einem weiten Sprung ansetzte.
    „Halt den Mund!" schrie er ihn an. „Ich bin bei dir, hörst du? Ich ,Steve!" Sid wand sich unter seinen Händen, „Laß mich los!" schrie er. Steve war sicher, daß er ihn nicht erkannte. Sein Gesicht war schweißüberströmt. Er zuckte und strampelte wie unter wahnsinnigen Schmerzen. Die Augen waren vor Angst weit geöffnet, aber die Pupillen starrten ins Leere.
    Steve wußte sich nicht anders zu helfen - er holte weit aus und hieb Sid mit der flachen Hand ins Gesicht. Sid schrie auf.
    „Laß mich! Laß mich ... ich will ... will nichts sagen. Nicht du ... du darfst mich nicht ausfragen ..."
    Plötzlich wurde er schlaff. Sein Widerstand erlosch so plötzlich, daß Steve unwillkürlich den Griff lockerte. Sid sank vor ihm hin und blieb reglos liegen,

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