0249 - Der Geist der Maschine
sie dort ankamen, halbe Wracks, die Besatzungen durch den Schock der unkontrollierten Rücktransition bewußtlos oder tot.
Allmählich breitete sich die Erkenntnis in ihm aus, daß dies Sieg bedeutete. Die Maahks würden es nicht ein zweites Mal wagen, einen gesperrten Transmitter anzufliegen. Der Stützpunkt war gerettet. Das Imperium hatte die Schlacht um Kalif gewonnen!
Reginald Bull war ein logisch denkender Mann. Die Begeisterung, die er empfand, vermochte die Frage nicht zu unterdrücken, wer für die Sperrung des Transmitters verantwortlich sei.
Das Flackern des Ballungsfeldes erlosch schließlich. Die Ortung berichtete, sie habe insgesamt achtzehntausend Impulse gezählt.
Das wäre Kalifs Untergang gewesen, wenn die Sperre nicht funktioniert hätte.
Seit dem letzten Aufleuchten des Transmitters waren kaum fünf Minuten vergangen, da trat eine Ordonnanz vor Reginald Bull und schrie ihm durch den allgemeinen Freudentaumel hindurch zu, daß fünf Männer ihn zu sprechen wünschten. Bull befahl, daß sie zu ihm gebracht würden.
Er erkannte Steve Kantor, den Führer der Gruppe, die das Energiewesen hatte aufspüren sollen. Die anderen mußten Kantors Leute sein. Bull erinnerte sich aber deutlich daran, daß die Gruppe, Kantor eingeschlossen ursprünglich nur aus vier Mann bestanden hatte. Er musterte die Männer und stellte verblüfft fest, daß einer von ihnen Steve Kantor sehr ähnlich sah.
„Wer ist das?" fragte er ohne Umschweife und deutete auf Kantors Ebenbild.
Steve Kantor lächelte. Um ihn herum führten die Offiziere des Kommandostands einen wilden Freudentanz auf. Er mußte sich anstrengen, um sich verständlich zu machen.
Reginald Bull seinerseits glaubte, er hätte infolge des Lärms falsch verstanden, als er hörte: „Das, Sir, ist der Regler!"
EPILOG
Wenn es überhaupt jemand gab, der das unglaubliche Phänomen erklären konnte, dann war es Arno Kalup, der Mann, der den Linearantrieb verbessert hatte. Reginald Bull bat den Wissenschaftler zu sich. Arno Kalup war inzwischen mit den Aussagen des Energiewesens vertraut gemacht worden.
„Genau betrachtet", begann er, „ist die Entwicklung eines selbständigen Wesens aus einer Maschine nicht ganz so wunderbar, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Der Regler ist ein kompliziertes Gebilde dazu konstruiert, die gewaltigen Energien des Transmitters zu beeinflussen und zu lenken, und zwar ohne menschliche Kontrolle. Das heißt: Er birgt einen Rechenmechanismus in sich, der unseren positronischen Rechenanlagen an Speicher und Kombinationsfähigkeit in nichts nachsteht. Ungleich einer Positronik war der Regler jedoch zusätzlich mit einer Schutzschaltung ausgerüstet, die es ihm erlaubte, gefährliche Situationen zu erkennen und den Energiefluß durch seine Kanäle dementsprechend zu regulieren. Dies war notwendig, um den kostbaren Transmitter zu schützen. Es muß geschlossen werden, daß die Intelligenz des Energiewesens sich aus dem Schutzmechanismus entwickelte. Die Grundlage selbständigen Denkens war hier schon vorhanden. Der Mechanismus war in der Lage, seine Umgebung zu beobachten und logisch zu beurteilen, ob eine Situation Gefahr barg oder nicht.
Als die Meister der Insel den einstigen Riesenplaneten vernichten ließen, hatte er zum erstenmal Gelegenheit, seine Fähigkeiten voll zur Geltung zu bringen. Er bewahrte den Regler vor der Vernichtung. Die Erinnerung an das Ereignis prägte sich ihm ein.
Er sann nach Möglichkeiten, die Verteidigung bei einem zweiten Zwischenfall dieser Art noch wirksamer zu gestalten.
Aus dem Bedürfnis, sich zu schützen, wurde der Geist des Reglers geboren. Im Lauf der Jahrhunderte, in denen er nichts anderes zu tun hatte, weil der Transmitter nicht mehr benutzt wurde, nahm der Schutzmechanismus den gesamten Kreis der Reglerkombinatorik in Besitz und lernte allmählich, auch andere Gedanken als die zu denken, die allein mit dem Verhüten von Unheil sich befaßten. Er vollzog den Schritt vom reinen Zweckdenken zur wahren Intelligenz.
In seinem Gedächtnis verankert waren Kenntnisse der Struktur der Energie, mit denen er arbeitete. Der Übergang von der Existenz als körperlose Intelligenz zu der eines körperbehafteten, freibeweglichen Wesens muß wesentlich leichter zu vollziehen gewesen sein als die Ausbildung der selbständigen Denkfähigkeit - obwohl gerade dieser Schritt uns als der erstaunlichste erscheint.
Seitdem hat das fremde Wesen sein Wissen ständig vergrößert.
Sein
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